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Schrammen, Jakob
Altertümer von Pergamon (Band III,1, Text): Der grosse Altar - der obere Markt — Berlin, 1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.922#0078
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platzes, die beiden anderen auf der Nordostecke des Marktes. Die Fundumstände können
also für die Zuteilung zum Altar sprechen, doch scheint es mir, als wenn das Profil
weder im Charakter zu den Altarprofilen noch im Maßstab zum Kranzgesims paßte.
Über die Höhe des Aufbaues kann man nur Vermutungen hegen. Auf dem
Münzbilde reicht das Abschlußgesims nicht bis an die Säulenkapitelle heran; ob aber
die Höhe der beiden Bauteile auf dem Bilde im richtigen Verhältnisse zueinander dar-
gestellt ist, fleht dahin.
Von dem auf der Münze die Opferstätte beschirmenden Baldachin ist nicht das
geringste gefunden worden. Auch auf den Eckstücken des Geison ist nichts von Säulen-
standspuren zu sehen. Ob er zur ursprünglichen Anlage gehörte oder bei der letzten
in römischer Zeit ausgeführten Wiederherstellung hinzugefügt wurde, ist nicht zu ent-
scheiden.
Als Grundlage für die Untersuchungen über die Gestalt und die Einrichtung der
Opferstätte des großen Altars ist bisher immer die Bemerkung des Pausanias angesehen
worden, mit der er die Beschreibung des Aschenaltars des Zeus in Olympia einleitet:
TTenoiHTm be iepeicov t&v Suonevcov tcü Alt äno thc Tecppac tcov UHpcov, KöOänep re Kai ev TTep-
raiucp (V, 13,8). Die von Robert (Jahrb. d. Kais. Deutseh. Archäol. Instituts 1888 S. 101
Anm. 5) und von Puchstein (ebendort 1893 Anzeiger S. 23) gegebenen Anordnungen sind
nur Vermutungen ohne Berücksichtigung etwa vorhandener Bauglieder. Erst Schrader hat,
von der oben erwähnten Andeutung Bohns ausgehend, aus den erhaltenen Gesimsresten
die Gestalt der Opferstätte im Grundriß und Aufriß wiederherzustellen versucht. Der
von ihm gegebene Aufriß stimmt mit dem Schema des auf dem Münzbilde dargestellten
überein. Die aus der Zurichtung der Gesimsstücke sich ergebende Beschafsenheit hat
er richtig erkannt, auch das Wesen der Einbettungen auf der Oberseite der Geison-
stücke, obwohl ihm das die Bestimmung der Bettungen am deutlichsten zeigende Eck-
stück d (S. 70) noch nicht bekannt war. Die Höhe des Aufbaues nahm er nach den
Abmessungen des Kranzgesimses im ganzen zu 4,0 m an; ich muß gestehen, daß ich
auch ohne Berücksichtigung der durch das Münzbild gegebenen geringeren Höhe etwa
ein Meter weniger für angemessener hielte.
Als bestimmend für die Ermittelung der Grundrißgestaltung diente Schrader die
ausgeführte oder fehlende Ornamentierung an den Seiten der erhaltenen Eckstücke. Er
nahm danach einen rechteckigen Bau von 7 X 14 m Seitenlänge an, auf desien Höhe
zwei in den massiven Kern einsehneidende Treppen hinaufsührten.
Nun ist ja möglich, daß die Gestalt der Opferstätte in den Grundzügen der von
Schrader gegebenen Anlage ähnlich war, aber die verschiedenartige Ausführung des Ge-
simsdekors kann als Beweis für ihre Richtigkeit nicht gelten. Denn einmal sind auch
sonst an den Bauten des Stadtberges die sonderbarsten Unregelmäßigkeiten zu beob-
achten, und dann ist der Unterschied in der Behandlung an den entsprechenden Ecken
nicht gleichmäßig durchgeführt. So hat z. B. das Architravstück auf S. 71 (bei Schrader
ß genannt und irrtümlich mit nur zwei Ansichtsssächen dargestellt) nur auf einem kurzen
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