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Winter, Franz
Altertümer von Pergamon (Band VII,Text 2): Die Skulpturen mit Ausnahme der Altarreliefs — Berlin, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.926#0113
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297. Grabrelief.
Pergamon, Marktmuseum. Weißer, dem pentelischen ähnlicher Marmor. Höhe 0,85 m, Dicke etwa
0,25 m. Kurz vor 1901 im Selinus gefunden, abwärts von der Ütsch-Kemer-Köprü.
Der Plattenrand ist rechts (vom Beschauer) erhalten, sonst ringsum gebrochen. Die Ober-
fläche ist sehr verscheuert. Eine weibliche Figur, deren Oberkörper ohne Kopf bis zu den
Hüften erhalten ist, nach links gewendet, mit einem auf
den Schultern gehefteten untergürteten Chiton bekleidet,
hält im linken nackten Arm und mit der rechten Hand
ein Wickelkind, dessen Kopf abgebrochen ist.
In seiner Größe, im Motiv und Stil gleicht das Stück
völlig den großen attischen Grabreliefs des vierten Jahr-
hunderts. Es wird, wie ein sehr ähnliches attisches Stück
(Athen. Mitt. des Inst. 1901 S. 265) in Alexandrien gefunden
ist, auf nicht mehr bestimmbare Weise irgendwann ein-
mal von Athen nach Pergamon gelangt sein.
298. Bruchstück.
Berlin, K.Museen. AnscheinendpentelischerMarmor. Höhe
o, 1 o m, Breite 0,082 m, Dicke 0,04 m, ohne die Relieferhebung
0,028 m. Gefunden 1901 am Südtor. Athen. Mitt. des Inst. XXVII
1902 S. 153 (Thiersch).
Rechts Plattenrand, an den übrigen Seiten gebrochen.
Die Platte ist auf beiden Flächen mit Relief versehen.
Auf der einen (Abb. 298 a) ist der Oberkörper eines im
Profil nach links gewendeten Jünglings erhalten. Der un-
bärtige Kopf, vorn und am Haar sehr bestoßen, zeigt den
Typus der attischen Kunst des fünften bis vierten Jahr-
hunderts, deren Stil auch die Darstellung des ein ganz wenig aus der reinen Profillinie nach
vorn herumgewendeten Körpers und die in einfachen und klaren Linien durchgeführte Zeichnung
des Gewandes über der linken Schulter entspricht. In der frischen und lebendigen Ausführung
macht das Bruchstück, wie namentlich Conze betont, den Eindruck einer originalen attischen
Arbeit; es könnte etwa von einem Votivrelief herstammen.
Ganz abweichend ist die Darsteilung auf der anderen Fläche (Abb. 298 b). Es sind zwei
Pinien- oder Fichtenbüschel erhalten, in sehr flachem, vom Grunde aus schwach anschwellendem
 
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