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Conze, Alexander
Altertümer von Pergamon (Band I, Text 1): Stadt und Landschaft — Berlin, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.929#0100
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qo Schuchhaidt, Topographie der Landschaft
Nur bei zwei Gelegenheiten noch zeigte (ich der Einssuß, den die Familie aus die Be-
völkerung hatte.
Im Jahre 1839 erregte ein gewiller Kel-Mehemed-Zeibek einen gefährlichen Ausltand unter
der Bevölkerung von Nazli. Die Psortenbeamten, namentlich die verhaßten Steuereinnehmer
(miridschi), wurden verjagt, und der Zeibek verwaltete das Land, übrigens zur vollkommenen
Zusriedenheit der Bevölkerung; denn er solgte sür die Aulrechterhaltung von Sicherheit und
Ordnung und verteilte die Steuern gerecht. Seine Macht wuchs von Tag zu Tag; mehrere
tausend bewassnete Anhänger umgaben ihn, und im Lause weniger Monate waren ihm die grö-
ßeren Städte im Innern, wie A'idin, Tire, Baindir, CaÜ'aba, sreiwillig zugesallen, so daß man
sogar sür Manilsa und Smyrna zu sürchten begann. Die gegen ihn ausgebotenen irregulären
Truppen wurden geschlagen, und in ihrer Bedrängnis wandte Geh die Regierung an die Kara-
Osman-Oglu. In der Tat gelang es einem Mitglied dieser Familie, Jetim-Agha, die Bevölke-
rung wieder zum Gehorsam zurückzubringen und den Kel-Mehcmed einzulangen (Lutfi 2, 1G9).
Ebenso loyal verhielt lieh die Familie des Kara-Osman-Oglu beim Einsall Ibrahim-Paschas
in Kleinalicn; Ibrahim-Palcha hatte Ansang 1833 Manilsa besetzt, und der türkische Gouverneur
der Stadt, Kara-Osman-Oglu Kütschük-Mehemed, hatte sich mit den anderen Mitgliedern der
Familie auf das Stammgut der Familie nach Jahjaköi zurückgezogen. Von dort planten sie, wie
berichtet wird, einen überfeil aus die Truppen Ibrahim-Paschas; aber der ägyptiiehe Statthalter
bekam Wind von diesem Anschlage und überraschte die Kara-Osman-Oglu in Jahjaköi; Kütschük-
Mehemed-Agha wurde gesangengenommen; den übrigen, unter ihnen F.jub-Agha, Statthalter
von A'idin, gelang es, zu entssiehen !.
Damit verliert die Geschichte dieser Familie weiteres Interelse für uns. Die immer mehr
sortsehrcitende Reorganisation der Provinzialverwaltung und das llratse Zentralisationsprinzip der
Psorte boten keinen Raum mehr sür die Beteiligung solcher Familien an der Kntwicklung des
Landes; namentlich ilt es aussällig, in wie geringem Maße diele provinzialen Adelssamilien zum
Staatsdienlle herangezogen werden. Die letzten Nachkommen dieser Kara-Osman-Oglu leben
zur Zeit in Manilsa und Umgegend ibwie in AkhilYar und zehren von dem Krbe ihrer Vor-
sahren. Auch dieses ilt inzwischen erheblich zusammcngeichmolzen; vor hundert Jahren gehörte
ihnen noch der größte Teil des Frankenviertels in Smvrna; es Sil länglt in andere Hände

in Bergama und Ajasmend nieder. Das wiederholte lieh im Jahre 1824. Unter den spiiteren Kara-Osman-Oglu
haben zwei im Plbrtendiensle Karriere gemacht. Jakub-Aglia war 1821 Nuzulemini (Proviantmeisler) im Feld-
zuge gegen die ausstiindischen Griechen (Dschevdet 12,52), wurde im Jahre 1241 der Hedschra ,1825/261 Laghum-
dschi-Baschi, d.i. Ches des Corps der Mineure, mit dem Titel eines Kapudschi-Baschi (Lutfi 1, 182 A.] und ver-
waltete nach dem Falle von Vama (Oktober 1S2S) den Dillrikt von Serres, delsen Mutesarrif Jussüs-Pascha in ruisische
Kriegsgesangenschast geraten war (Lutfi 2, 49). 1833 erhielt er den Titel eines Paschas und das WUajet A'idin, zugleich
wurde er zum Kommandanten von Preveza ernannt (Nuhbei 10); von 183Ö bis 1837 war er Muschir der Landwehr
von Aidin und zugleich Muhaisil von Saruhan, Mentesche und Sughla (Lutti 5, 68, 69, Nuhbet 38, 44I. Dann wurde
er Wali von Adrianopel (1841^ und hat noch zweimal AVdin (1843 — 1845 und 1S48—1850) und zweimal das Wilajet
Salonik (1846—1848 und 1S50) verwaltet. Er dl, wie oben bemerkt, als Gouverneur von Jcrusalem geslorben.
Hadschi-Ejub- Apha, der im Jahre 1S33 wahrend des Einsalles Ibrahim-Paschas AüÜn — vermutlich als Stellver-
treter seines Bruders Jakub-Agha — verwaltete, wird im Jahre 1251 der Hedschra (1835/36) als Mütesellim von Saruhan
erwähnt; er erhielt in diesem Jahre den Rang eines kaiserlichen Stallmeisters i.istabli ämire pajesG), weil er die
Teppiche sür die Meiligen Stillten besorgt hatte (Lutsi 5, 15). In denselben Jahre verschasste er (ich einen Ferman,
durch welchen ihm das Monopol des Verkauss der getrockneten Feigen übertragen wurde. Er besehligte die Land-
wehr (Rediss; seines Amtsbezirks, wie sein Bruder Jakub-Pascha, und wurde wie dieser im Jahre 1253 der Hedschra
abgeletzt (Lutsi 5, 96). Später verfiel er in Geilleskrankheit und ist in Magnesia geslorben. Den Kara-Osman-Oglu
Ibrahim-Nazis, der im Jahre 1229 (1814) die Jeschilli-dscliami baute, vermag ich nicht unterzubringen; der im Jahre
1240 (1830/31) verstorbene und bei der Kurschunlu-Moschee begrabene Kapudschi-Baschi Mehemed, Sohn des Hadschi-
Omer, sebeint Iceine ossizielle Stellung bekleidet zu haben.
1 Vgl. hierzu Arundell, Discoveries, etc. 2, 250, nach dem Ejub-Agha ein Nesse des Kütschük-Mehemed-
Agha war, und die vorhergehende Anmerkung.
 
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