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Max Perl <Berlin> [Hrsg.]
Bibliothek des Dr. J. Kastan, Berlin: Versteigerung zugunsten der Wohlfahrtskassen des Vereins "Berliner Prese" ; 15. März 1932 (Katalog Nr. 171,1) — Berlin, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.11958#0003
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Die Bibliothek Dr. J. Kastan

Ueber Tod und Grab hinaus hat Dr. J. Kastan den An-
gehörigen des deutsehen Schrifttums, für deren geistige und
wirtschaftliche Belange er zeitlebens mit der ganzen Ein-
dringlichkeit seines Wesens gekämpft hatte, die Kollegen-
treue gewahrt. Als er, fast 91jährig, am 14. Oktober 1931
entschlief, hinterließ er ein Testament, das den Verein Ber-
liner Presse zu seinem Erben einsetzte, mit der ausdrück-
lichen Bestimmung, daß seine Bibliothek zugunsten der
Wohlfahrtskassen dieser Organisation öffentlich versteigert
werden sollte. In dankbar-ehrfürchtigem Gedenken erfüllen
wir den Wunsch des Heimgegangen.

In Kastaus altvaterischer Junggesellenwohnung, hoch
oben im Quergebäude eines Hauses der Potsdamer Straße,
sammelten sich die ständig anschwellenden Bücherschätze im
Lauf der Jahrzehnte zu einem breiten Strom, der schließlich
die behaglichen kleinen Räume fast sprengte. Sie spiegelten
ganz und gar die Persönlichkeit ihres Herrn, der, ein
unermüdlicher Arbeiter, scharfäugig, kenntnisreich, grimmig
und liebevoll über sie gebot. Kastan war nichts weniger als
ein Spezialist, die Bibliothek beweist es — vielmehr ein weit-
ausgreifender, mannigfachen Interessen zugewandter Geist,
der die verschiedenartigsten Gebiete zu umfassen suchte. Ja,
es machte ihm besonderen Spaß, gelegentlich Kontraste, die
gegen solches Verfahren wehrlos waren, in der Stille seines
Studierzimmers zwangsweise zusammenzubinden: da seht, wie
ihr miteinander auskommt! Auf seinem Schreibtisch stand
seit den parlamentarischen Redeschlachten der siebziger und
achtziger Jahre ein kleiner Doppelrahmen, der die Köpfe von
Bismarck und Eugen Richter brüderlich vereinte; Kaslan
verehrte sie beide mit gleicher Heftigkeit. Die Bücherei gibt
sinnfälligsten Aufschluß über die Vielseitigkeit dieses
 
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