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(Estenfeld) oder A—D (Rimpar XI u. XVI),
A—E (Rimpar IX; Stettbach I u. II) bei grö-
ßerer Anzahl geschlossener Funde zu Gruppen
zusammenschließen, ist zumal bei dem oft frag-
mentarischen Charakter unserer Funde zur Zeit
nicht zu sagen. Auf alle Fälle sind es Befunde,
die nicht zu den ältesten und nicht zu den jüng-
sten gehören.
Was die verzierten Materialien betrifft, die als
Lesescherben oder nicht nach Gruben getrennt
ins Museum gelangten, so liegt Frühes aus
Erbshausen, Gaukönigshofen, Hettstadt, Hil-
pertshausen, Hohestadt, Kleinwenkheim, Leng-
feld, Münnerstadt, Ochsenfurt, Oesfeld und
Schernau vor. Zeitlich langlebig sind die Belege
aus Burghausen, Estenfeld-Kürnach, Fuchsstadt,
Kitzingen, Tückelhausen und Würzburg-Hei-
dingsfeld. Ausgesprochen späte Befunde sind
nicht vorhanden.
Neben der feinen Ware gibt es die Vorrats-
gefäße, aus rohem, mit Steinchen und Z. T.
Glimmerteilen gemagertem Ton. So enthielt
Grube g von Pflaumheim zwei Tonfässer von
71 und 79 cm Höhe aus hellbraunem und rot-
braunem, steinchenhaltigem Ton. Eines hat an
der größten Bauchweite vier Henkel, das ande-
re zwei Reihen von je drei Henkeln und Spitz-
buckel dazwischen (Taf. 7, 13).
Die sog. Butte, ein flaschenartiger Topf mit
zwei Horizontalhenkelkränzen liegt aus Pflaum-
heim Grube XII (Taf. 7,7) und Rimpar Grube
XIX (Taf. 7, 9) vor. Ansonsten sind es vergrö-
ßerte Kümpfe, deren roher Ton, eine rohe Zier
von Fingertupfen oder Kerben, sowie Griff-
lappen, Buckel und Griffstollen sie als Ge-
brauchsgeschirr ausweisen (Taf. 6, 8; 8, 14). Die
Fingertupfenreihen sind mitunter so ange-
bracht, daß eine plastische Leiste dazwischen
entsteht (Taf. 7, 5). Ferner stehen sie nicht sel-
ten so mit Griffwarzen oder Schnurösen in
Verbindung, daß sie eine Verschnürung nach-
ahmen dürften (Taf. 7, 2. s)67. Endlich sind Scha-
len zu nennen, die gern nasenartige Randwülste
tragen und gelegentlich gezipfte Ränder haben
(Taf. 6,1).
Kennzeichnend wie überall im Donauländischen
Kulturkreise ist das Steingerät, bestehend aus
den sog. Schuhleistenkeilen verschiedenster
Größe, „Hinkelsteinkeile" genannt (Taf. 18,4.
5. 13), und breiten schuhleistenkeilartigen Hak-

ken, den sog. Flombornkeilen (Taf. 18, 1-3).
Letztere sind manchmal senkrecht zur Schnei-
de mit einem Schaftloch versehen (Taf. 18, 6).
Nicht selten in Unterfranken ist die Teller-
keule (Taf. 18, 9. 12).
Wie in anderen Landschaften so sind auch in
Unterfranken die sog. „Pflugkeile" weitgehend
Einzelfunde (Taf. 18, 10. 11. 14. 16). Nur in Hor-
hausen lagen mehrere rings um ein Gefäß he-
rum. Ihre Verwendung als Pflugscharen wird
neuerdings wieder vertreten68. Doch werden
die Gedanken von P. Reinecke nicht widerlegt,
der es unwahrscheinlich findet, daß solch eine
Erfindung bis zur Eisenzeit wieder verloren
gegangen sein sollte69. Ferner sprechen ganz
kleine Stücke dieser Formgebung gegen eine
Verwendung als Pflugschar. Man wird viel-
leicht doch an Geräte zur Holzbearbeitung zu
denken haben.
Die Siedlungen von Rimpar, Pflaumheim usw.
führen ferner Mahlsteine mit Reibern. Erstere
sind meist aus rötlichem oder weißlichem Sand-
stein gefertigt. Schlagsteine vervollständigen
das Inventar. Auch der sog. „Pfeilglätter" ist
in einem Stück aus feinkörnigem Sandstein in
Rimpar Grube IV vertreten.
Knochengerät ist selten erhalten. Lediglich
Knochenpfrieme liegen aus den Gruben Rim-
par IV u. VII und Neusetz I und III vor. Tö-
nerne Webegewichte lieferte Pflaumheim in
Grube 1. Der tönerne Spinnwirtel ist mehrfach
belegt.
Das Flintgerät schließt an Älteres an (Taf. 17):
Klingen, Klingenkratzer, auch mikrolithischen
Ausmaßes sind zu nennen. Der Arbeitslack gibt
den Hinweis, daß sie oft zu mehreren in Holz
gefaßt wurden.
Figürliche Darstellungen, wie sie im Donaulän-
dischen Kulturkreise nicht selten vorkommen70,
sind unter unseren Museumsfunden nicht vor-
handen. Die Staatssammlung München besaß
aus Wenigumstadt das Randstück eines Kump-
fes, auf dessen Wandung rechts von einer
Knubbe ein Hirsch, links ein „Tannenbaum"
und vielleicht ein Zelt oder eine Hütte darge-
stellt waren71. Die leider fragmentarisch er-
haltene Darstellung erlaubt keine weiteren
Schlüsse, so daß A. Stroh mit Recht den Hirsch
nur ganz allgemein als „ein religiöses Sym-
bol" ansprechen kann.

67) W. Buttler-Haberey a. a. 0. 94, 95 u. Taf. 44, 3.

68) Jahresschrift f. Mitteldt. Vorgesch. 34, 1950, 9 ff. (A. Pietzsch). — Beiträge zur Frühgeschichte der
Landwirtschaft 2, (1955), 113 ff. (B. Brentjes). — Germania 34, 1956, 144 ff (B. Brentjes).

69) BVB1. 8, 1929, 7 (P. Reinecke). — Vgl. auch Germania 33, 1955, 236 ff. (W. La Baume).

70) Buttler-Haberey a. a. O. Taf. 63. — Germania 24, 1940, 1 ff. (K. Willvonseder); 28, 1944/50, 1 ff. (W.
Dehn). — Trierer Zs. 14, 1939, 3 ff. (W. Dehn), — Altböhmen u. Altmähren 1, 1941, 45 ff. u. 148 (J
Böhm). — Sudeta NF 2, 1941/2, 6 ff. (J. Hoffmann). — WPZ 28, 1941, 38 ff. (K. Willvonseder).

71) PZ. 34/5, 1949/50, 233 f. (A. Stroh).

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