III. Die ältesten Kultbilder der Athenaia. 41
Es sei kurz an Jahns Beweise erinnert, die freilich nicht
alle von gleicher Kraft sind. Das älteste Bild war es sicherlich,
zu dem Aischylos, Euripides den Orestes vor den Erinyen
flüchten ließen: jene Dichter konnten nicht wohl im Zweifel
sein, welches das ältere war, das im Erechtheion, oder das im
Hekatompedon. Es ist undenkbar, daß sie es nicht aus eigener
Anschauung kannten. Orest umklammert es mit den Armen
Eum. 80 äyv.a&ev Xaßihv ßqitag und 255 nsql ßgerei ttXex&elg:
das kann auch bei einem Sitzbild geschehen, wörtlicher jedoch
bei einem stehenden. Kein Zweifel auch daß dies der ältere,
einfachere, gewöhnlichere Typus des Schnitzbildes ist, zu dem
der Stamm sich von selber darbietet. Auch das Wunder das
Cassius Dio LIV 7 (26,36') berichtet, das Bild habe sich, als die
Athener für Antonius gegen Augustus Partei genommen, von
Osten nach Westen umgedreht, scheint für ein stehendes pas-
sender als für ein thronendes erfunden. Entscheidender als
Aischylos' Worte ist, daß Euripides El. 1254 die Göttin den
Gorgoschild schirmend über den sie umklammernden Orest
halten läßt yOQycücp' wieQTtivovaa aov xäga v.vy./.ov, da nur
stehende Pallasbilder den Schild also zu halten pflegen. Möchte
man ferner schon von sich aus glauben, die von den Praxier-
giden an den Plynterien vorgenommenen Handlungen (26,36:i)
der Ent- und Bekleidung des Bildes, sein Transport zum Meer
und zurück, seien füglich nur bei einem stehenden nicht bei
einem sitzenden, d. h. mit dem Sitze verbundenen Bilde aus-
führbar, so wird es bestätigt durch das Zeugnis der Dresdener
Pallas, die eben ein solches Bild, mit einem Gewände geschmückt
ist, das nicht wohl anders als eine, wenn auch freie Nach-
ahmung des mit der Gigantomachie verzierten Peplos zu ver-
stehen ist. Dazu das Zeugnis der panathenaeischen Preisgefäße
und das gleich noch genauer zu besprechende des Athenagoras
leg. pro Christ. 17 (26,23), der unmittelbar nach einander rd
änö rfjg ekaiag rd nu'katöv y.al rrfv y.a^fievrjv nennt, also
jene erstere offenbar nicht als eine Sitzende kannte.
Entscheidender als alle diese Beweise ist ein bisher, soviel
ich sehe, dafür noch nicht verwertetes Zeugnis Piatos. Im
Kritias 110 B höreji wir zum zweitenmal (vgl. Timaeus 24 E)
jene Mär vom Atlantischen Kriege der Athener, -an dem die
Frauen den Männern gleich teilgenommen hätten. Als Beweis
Es sei kurz an Jahns Beweise erinnert, die freilich nicht
alle von gleicher Kraft sind. Das älteste Bild war es sicherlich,
zu dem Aischylos, Euripides den Orestes vor den Erinyen
flüchten ließen: jene Dichter konnten nicht wohl im Zweifel
sein, welches das ältere war, das im Erechtheion, oder das im
Hekatompedon. Es ist undenkbar, daß sie es nicht aus eigener
Anschauung kannten. Orest umklammert es mit den Armen
Eum. 80 äyv.a&ev Xaßihv ßqitag und 255 nsql ßgerei ttXex&elg:
das kann auch bei einem Sitzbild geschehen, wörtlicher jedoch
bei einem stehenden. Kein Zweifel auch daß dies der ältere,
einfachere, gewöhnlichere Typus des Schnitzbildes ist, zu dem
der Stamm sich von selber darbietet. Auch das Wunder das
Cassius Dio LIV 7 (26,36') berichtet, das Bild habe sich, als die
Athener für Antonius gegen Augustus Partei genommen, von
Osten nach Westen umgedreht, scheint für ein stehendes pas-
sender als für ein thronendes erfunden. Entscheidender als
Aischylos' Worte ist, daß Euripides El. 1254 die Göttin den
Gorgoschild schirmend über den sie umklammernden Orest
halten läßt yOQycücp' wieQTtivovaa aov xäga v.vy./.ov, da nur
stehende Pallasbilder den Schild also zu halten pflegen. Möchte
man ferner schon von sich aus glauben, die von den Praxier-
giden an den Plynterien vorgenommenen Handlungen (26,36:i)
der Ent- und Bekleidung des Bildes, sein Transport zum Meer
und zurück, seien füglich nur bei einem stehenden nicht bei
einem sitzenden, d. h. mit dem Sitze verbundenen Bilde aus-
führbar, so wird es bestätigt durch das Zeugnis der Dresdener
Pallas, die eben ein solches Bild, mit einem Gewände geschmückt
ist, das nicht wohl anders als eine, wenn auch freie Nach-
ahmung des mit der Gigantomachie verzierten Peplos zu ver-
stehen ist. Dazu das Zeugnis der panathenaeischen Preisgefäße
und das gleich noch genauer zu besprechende des Athenagoras
leg. pro Christ. 17 (26,23), der unmittelbar nach einander rd
änö rfjg ekaiag rd nu'katöv y.al rrfv y.a^fievrjv nennt, also
jene erstere offenbar nicht als eine Sitzende kannte.
Entscheidender als alle diese Beweise ist ein bisher, soviel
ich sehe, dafür noch nicht verwertetes Zeugnis Piatos. Im
Kritias 110 B höreji wir zum zweitenmal (vgl. Timaeus 24 E)
jene Mär vom Atlantischen Kriege der Athener, -an dem die
Frauen den Männern gleich teilgenommen hätten. Als Beweis