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Schmuck und Personal der Tempel

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Metopen zwischen den Triglyphen des Taurischen Tempels sollen
gewiss dessen simplere, altertümlichere Bauweise anzeigen: am
Delphischen Tempel bestaunen Kreusas Frauen, der Chor, bei ihrem
Einzug die Skulpturen des Tempels, einiges davon wahrscheinlich
in den Metopen, andres gewiss im Giebel und an den Wänden
gesehn oder, als wäre es gesehn, beschrieben, dies das beste
Beispiel eines um seiner selbst willen, d. li. zur Belebung des Gesamt-
bildes ausgeführten Schmuckes. Bestimmt genannt werden die
Giebelfiguren in der Hypsipyle. Auch das 'heilige Gezeit', zu Ions
Geburtstagsfeier von ihm selbst erbaut, gehört hierher. Soll dessen
Aufbau Ions Klugheit und Schulung dartun, so ist doch die aus-
führliche Schilderung des Bildwerks eine Probe von des Dichters
Kunst und Ausmalung der 'Umgebung’. Zum Gesamtbilde des
Tempels gehört auch das Personal, und Aeschylus hatte ja auch
in Delphi die Prophetin, in Athen das Dienerpersonal, in dessen
Hut ihr Bild stand, als an der Handlung beteiligt genannt. Euripides
gibt dem Heroenleben Namen und Fülle seiner eigenen Zeit:
Iphigenie, Lykurgos heissen nach dem damals üblichen Abzeichen
priesterlicher Würde 'Schlüsselhalter’ xXpboOxo^ und rruXiupo«;. Die
Propheten des Kretischen Zeus wurden schon genannt; auch der
Zeustempel in Marathon hat seine Tempelhüter iepocpuXaKe?. Neben
Ion, dem Schatzmeister xPu(JdcpuXag und vagiac; und der Prophetin
ist noch ein reiches Personal zum Tempel- und Opferdienst bestellt,
das an der Handlung höchstens äusserlich beteiligt, nur zur Vervoll-
ständigung des Ganzen dient: die Delphischen Diener AeXcpoi 0eparre<;,
die Ion bei der morgendlichen Säuberung des Heiligtums zur Hand
sind 93; von den Ersten der Delphier, die, dem Dreifuss nahe-
sitzend, den Orakelsuchern, 100, die von der Pythia auf dem Drei-
fuss ausgestossenen Rufe 92 deuten, hören wir nur 415. Sie sind
durchs Los berufen, die Prophetin selbst aus allen Frauen Delphis
durch Wahl erkoren 1323.
Nahe beim Haus Elektras findet sich fliessendes Wasser; auch
Phaedra. könnte es haben, und beim Apollotempel rinnt der heilige
Quell. Von andern Häusern der Stadt ist begreiflicherweise nicht
viel die Rede; Strassen, geglättete, werden in Theben genannt; von
Bewaffneten gesperrte in Argos. Die bewohnte Stadt als Ganzes
stellt sich vor, wo Pylades allein oder nachher mit dem Freunde,
wo Kadmos mit Teiresias, Pentheus mit dem Gott-Propheten, un-
bekümmert um der Leute Gerede, hindurchgehn, oder Kreusa durch
die ganze Stadt gesucht wird. Tempel und Altäre sind etwas
Gewöhnliches: umsäulte Tempel hat, wie Athen, auch Delphi; Aulis
 
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