Nachdem Medicinalrath Dr. J. J. Reineke sich über die
Cholera in Hamburg in einem lehrreichen Vortrage geäussert
hat, möchte ich von meinem localistischen Standpunkte aus einige
Bemerkungen dazu machen.
Reineke’s Mittheilungen zeichnen sich immer durch Sach-
kenntnis, Objectivität und umsichtiges Urtheil aus. Er ist nun
der Ansicht geworden, dass die Gegenwart des Koch'sehen Ba-
cillus und dessen Aufnahme in den menschlichen Darm genüge,
um die schwersten Choleraerkrankungen hervorzurufen, und dass
die rasche Verbreitung der 1892 in Hamburg eingeschleppten
Bacillen wenigstens zu Anfang der Epidemie hauptsächlich durch
die Hamburger Wasserkunst erfolgt sei, welche unfiltrirtes Elb-
wasser vertheilte.
Wie und durch wen der Kommabacillus nach Hamburg ge-
langte, lässt Reineke unentschieden, und hält nur daran fest,
dass er nicht schon Anfangs August dagewesen sein könne, weil
sich sonst auch bereits zu dieser Zeit wirkliche Cholerafälle ge-
zeigt haben müssten und weil Choleraverschleppungen aus Ham-
burg nach anderen Orten hin erst nach Mitte August zur Beob-
achtung kamen. Die ersten Fälle kamen Mitte August vor und
betrugen am 20. August bereits 49, von welchen 23 tödtlich
endeten. »Von den Erkrankten können 20 ohne Umstand auf
1) Deutsche medicinische Wochenschrift 1893, Nr. 3 und 4.
1*
Cholera in Hamburg in einem lehrreichen Vortrage geäussert
hat, möchte ich von meinem localistischen Standpunkte aus einige
Bemerkungen dazu machen.
Reineke’s Mittheilungen zeichnen sich immer durch Sach-
kenntnis, Objectivität und umsichtiges Urtheil aus. Er ist nun
der Ansicht geworden, dass die Gegenwart des Koch'sehen Ba-
cillus und dessen Aufnahme in den menschlichen Darm genüge,
um die schwersten Choleraerkrankungen hervorzurufen, und dass
die rasche Verbreitung der 1892 in Hamburg eingeschleppten
Bacillen wenigstens zu Anfang der Epidemie hauptsächlich durch
die Hamburger Wasserkunst erfolgt sei, welche unfiltrirtes Elb-
wasser vertheilte.
Wie und durch wen der Kommabacillus nach Hamburg ge-
langte, lässt Reineke unentschieden, und hält nur daran fest,
dass er nicht schon Anfangs August dagewesen sein könne, weil
sich sonst auch bereits zu dieser Zeit wirkliche Cholerafälle ge-
zeigt haben müssten und weil Choleraverschleppungen aus Ham-
burg nach anderen Orten hin erst nach Mitte August zur Beob-
achtung kamen. Die ersten Fälle kamen Mitte August vor und
betrugen am 20. August bereits 49, von welchen 23 tödtlich
endeten. »Von den Erkrankten können 20 ohne Umstand auf
1) Deutsche medicinische Wochenschrift 1893, Nr. 3 und 4.
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