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Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

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Nr. 21 - Nr. 30 (27. Januar - 7. Februar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44150#0119

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— — der Sonn- und —
SamfiagS mit UnterBaltungsbeilage. Prei8 vierteljährlich
M 1.20 ohne Zrägerlohn u. Poſtauffchlag. Beſtellungen
bei den Poſtanſtalten u. bei der Expedition Zwingerſtraße.



für. Sfadt -



Anzeige-Blatt für die AmtSbezirke Heidelber

Ladenburg, Weinheim, Schwebingen, —
Wiesloch, Bruchfal, Breiten, Nedargemiünd, Mosbad
Eberbach Buchen Walldurn T SBiſchofsh. Wertheim et











— — —
Julius Jecer in Heidelberg.



Seidelberg, Samktag, den 6. ebrnr 1892.

Druck Serlag u Exxedition von —
in Heidelberg, Zwingerſtratze?







Beſtellungen
auf den „Pfälzer Boten werden fortwährend bei
ſaumtlichen Poſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen,
ſowie in anſeret Erpedition veidelberg Zwinger⸗


Berlag des „Pfäalzer Bote.“




Soldaten-Mißbandlungen.

Der Vorwärts veröffentlicht einen Erlaß des


der mit rückſichtsloſer
enheit und Schärfe die ſchändlichen Quälereien im
Ich habe, heißt es in dem vom
B, Funit 1891 Ddatirten Erlaß,. „aus den mir vorge⸗


einer Rohheit und Verwilderung,

der Aufficht und Controle, die in unſern Dienſtver⸗


Es iſt eine Behandlungsweiſe einge⸗

Truppen zerftörend einwirken, jede Kameradſchaft
Dieſe häufig ſelbſt vor Zeugen
noch ſchlimmerer Behandlung nicht zur Meldung ge⸗
bracht, und dieſelben Mannſchaften, welche vor kurzem
ſelbſt noch mißhandelt worden ſind, erſcheinen wenige
Monate darauf ſelbſt als der Mißhandlung angeklagt.
Und ſolche Mißhandlungen werden nicht etwa bloß
durch beſtimmte dienſtliche Vorkommniſſe hervorgeru⸗
fen. Mehrfach ergeben de Alten. daß die Rekruten
ſowie auch ältere Leute Wochen, ja Monate lang mit
einer gewiſſen Hegelwäßigkeit in jeder Voche mehrnals,
oft auch täglich, und zwar meiſt bis zu 50 Hieben
ageſchäftet“ und zu den bis zur Exmattung fortge⸗
ſezten Uebungen des Kuiebeugens, des Gewehr⸗ und


Schemelſtreckeng gezuungen worden ſind. Dabei haben
ſich die betr. Unteroffiziere und Gefreiten derniaßen
dergeſſen, daß ſie die fraglichen Mißhandlungen in
Gemeinſchaft mit Untergebenen ausgefuͤhrt oder auch!
in eigenmächtiger Anmaßung einer Straͤfgewalt ihren
Untergebenen befohlen haben, gewiſſe körperliche Züch⸗
tigungen vorzunehmen. Auf einen hohen Grad der
eingeriſſenen rohen Geſinnung und Gefühlloſigkeit
laſſen unter vielen andern beſonders nachſtehende Falle
(Folgt eine Reihe ſchmachvoller Mißhaͤnd⸗
ngen, wie man ſie in den Berichten über baheriſche
Militärgexichte mit ihrem bffentlichen Verfahren zu
leſen gewöhnt iſt Otwohl die Richter der zur Ab—
uxtheilung derartiger Vergehen berufenen Spruchrichter
oft nur zu ſehr geneigt ſind, ſtrafmildernde Ruͤckfichten
zuzulaſſen, auch in einzelnen der vorliegenden Falle
die Strafen milder beftimmt haben, als dieſelben von
den Auditeuren beautragt waren, ſo ſind doch bei⸗
hielzweiſe beſtraft worden (folgt eine Anzahl ſchwerer
Beſtrafungen bis zu 5 Jahren Gefängniß) Eine ſo
unwürdige ebenſo jedem Geſetz und jeder Vorſchrift,
wie jeder Menſchlichkeit hohnſprechende Behandiungs⸗
weiſe aber kann unmöglich die Früchte zeitigen, die
in Heere großgezogen werden. jollen., Anftatt daß das
Heer den zerſetzenden Lehren der. Sozialdemokratie
entgegenarbeitet, wird ihr durch ſolche Behandlungs⸗
weiſe Vorſchub geleiſtet. Die Alten ergeben, daß
unter den der Mißhandlung angeklagten Inſtruͤltoren
ſich mehrere befinden die wegẽn voͤrſchrifiswidriger
Behandlung Untergebenen vorbeſtraft gewefen und
als im A eines hitzigen Temperaments geſchildert
werden. Solche Leute duͤrfen entweder nicht als In—
ſtruktoren verwendet werden oder ſind daun wenig⸗
ſtens auf das ſchärfſte zu überwachen. Wie ſchoͤn
früher duͤrch die allerhöchſte Cabinets Ordre voin b
Februar 1800 ausgeſprochen worden iſt ſo kann ich
auch dieſen überaus ernſten Varkommniſſen gegenüber
nur wiederholen, daß wahre Disziplin und Manns⸗
zucht nicht gleichbedeutend mit einer Befehls⸗ und
Dienſt. Erfüllung ſind, deren Triebfeder die Furcht
vor Mißhandlung und Schlägen iſt. Wahre Dis⸗
ciplin und Manneszucht ſoll ſich bei aller Strenge
und Energie auf Gottesfurcht, auf Erziehung, Be—
lehrung, auf Individualiſirung und Entwickelung des
Ehrgefühls gründen. Die Beobachtung dieſer Grund⸗
lagen des militäriſchen Lebens ſoll dem Soldaten nicht
verleidet werden durch fortgeſetzte Mißhandlungen und
gewohnheitsmaͤßige Quaͤlercien; ſie ſoll ihm erleich—
tert werden durch erwachendes Verſtändniß vom
Weſen des Dienſtes, durch Luſt und Liebe zum







— — — —
14 Orginalroman von Mavie Dobſon.

Ja/ ſtimmte Elfriede bei.

„Sind Sie im verfloffenen fo verſchwenderiſch ae⸗
“wejen ?“ fragte er mit einem Unflug von Sächeln, das fein
“Gelicdht. gleih einem Sonnen{trahl belebte, waz Eifriede
zwar. mehr empfand, als fie dachte 4 Y

Nein derr Walldorf,“” entgegnete ſie entſchieden „ich
habe fogar noch mehr als einen Thaler davon, allein ich

bebrauche heute nothwendig mehr Held, Zhr vater hat es
nix auch ju einem ſolchen Fall geaeben, ſetzte ſie dann mit
leichtem Nachdruck hinzu.

Das werde ich ebenfalls thun, verſetzte Eberhard

Walldorf, „dDoch würde e& wich freuen woliten Sie mir

anvertrauen. zu welchem Zweck es geſchehen ſoll, obaleich
ich aͤberzeust bin Sie werden von dem Gelde den beſten
Gebrauch machen. —

Elfriede fah ihn ernft. doh vol Befriedigung an, er-
ählte ihm in lebhafter Weiſe von ihrer Begegnung mit
rau Baumann und fügte hınzu, daß Frau Roſe den Arzt

ihres$ Sohnes geſprochen und von ihm erfahren, daß dieſer
eine Gehixnkrankheit hekommen 45 gur beſſeren Ver⸗
pflegung ſei er am Morgen in das Hölpital gebracht, da
“Ddas jüngere Mäddhen von einem SErkältungsfieber er-
griffen worden. Baumanng Axbeitacber habe den Erſteren
zufaͤeſucht und ihm das peſte Zexgniz ertheilt auch jet er
bereit der Familie beizußtehen. ‚ Eberhard Waldorf hörte
‚ihrem Bericht aufmerkfjam zu, und al fie, nadhdem ſie ihn
beendet erwartungsvoll vor ihm ſtand, ſaate er ſie ernft
anblidend : &* .

„Ung 2 — der Familie von ihrem Taſchen⸗

eld zu bringen?!
* erwiederte runia Eliriede, . Frau Roſe und ich

wir woͤllen nachhex zu ihr aehen!

„DaZ muß i entfdhieden unterfagen,“ antwortete
— Walldorf und al8 fie ihn dann erftaunt, faft er-
ſcbroden anfah fuhr - er ruhig fort -„und -zwar Wweil
da3 . Baumannidhe . Mädchen ‚eine anftedende . Krankheit



— ü —— —
belonmen tann, von der Sie vielleicht auch erariffen
würden !” i

Es bat aber nur ein Erkältungsfieber, wandte El-
friede ſchnell ein.

„Das aber im vielen Fällen der Anfang einer anfted-
enden Krankheit ift,” erklärte er. „Stellen Sie fiH meine !
Sorge vor, mwenn Sie in Abwejenheit meiner Eltern von ;
einer folden befallen würden! — Nein Fränlein Elfriede,
i lafle Sie nicht gehen, habe Ihnen dagegen für Ihre
Schüßlinge, denen geholfen werden muß, einen anderen
Vorjdhlag zu macdhen. Sie erhalten Ihr Taldhengeld und
geben davon mir, , was fie für Baumanns beftimmen, zu
dem ich noch etwas hinzufüge Daͤnn ſchicke ih durch einen
unjerer Leute in Ihrem und meinem Namen das Geld
bin, und laffe mich zugleidH na Dden Kranken erkundigen.
30 felbft wil mit dem Urzt fprechen, und wenn Sie
ohne Gefahr die Lente befuchen Fönnen, werde ih mi
dem nicht widerjegen.. Sind Sie mit meinem Plan ein-
verftanden,.”

„3% muß e& wohl,“ antwortete verſtimmt Elf riede,
der in der Auzübung ihHrer Wohlihätigkeitswerke noch nie
ein Hinderniß entgegen getreten war.

Eo, will ich Ihnen das Geld holen,“ und ſich ent⸗
fernend fam er jogleih mit 15 Thalern, ..die er ihr über-
veichte wieder. Sie nahm von diejen 5 Thaler u. fagte,
fie auf den Tiſch legend:

Die vil ich Baunanns geben Doch rührte er
das Geld nicht an, ſondern ſprach entſchieden:

Das iſt zu viel, Fräulein Elfriede, Sie müſſen ſpar⸗
ſem ſein den dag Vierleliabr iſt lang

„Derr Walldorf!” rief Elfriede mit zunehmender
VBeritimmung und fjah ihn wenig freundlih an. Er ver-
ſtand ſie nur zu aut und fuhr in übertedendem Tone fort :

Hoͤxen Sie mich - ruhig an, Fräͤulein Eifriede, und
Sie werden mir wiederum Recht ; geben ! Ich nehnie
zwei Zhaler von Ihrem Gelde und lege adt dazu, „und
Leſe ſchicen wir don Zhnen und mir an Frau Baumann.
Dies Geld reicht mit. dem Tagelohn ihres Sohnes {dhon
für einige Beit, und nadh act Tagen fehen mwir, ung
wieder nach ihnen um · Iſt es dann. möglih, dann bringen



militäriſchen Leben und deſſen digciplinellem
und fonftigen Anforderungen, vor allem durch Achtung
vor den Perſoͤnlichkeiten der Vorgeſetzten; ſie ſoll ge
fördert und gehoͤben werden durch das Beiſpiel/
relches in erſter Linie die Offieiere zu geben haben.
Daß aber auch in dieſer Beziehung — Verſchul⸗
dung vorliegt beweiſen die Straͤfen welche gegen die
Offieiere erlannt werden muſſen Eine Aenderung
dieſer Zuſtaͤnden muß unter allen Umftänden herbei⸗
6 werden. Schlechte Unterofffeiere müſſen ruck⸗
ichtolos entfernt und dürfen mit ſolchen Elementen,
die ſich in nennenswerther Weife einer Mißhandlung
Untergebener ſchuldig gemacht haben, Caputalationen
nicht abgeſchloſſen werden. Die wegen Mißhandlung
verhüngten Strafen müſſen allgemein delanut gegeben
verden; die Beaufſichtigung der Untergebenen wird
ſich ganz beſonders während der Reeruteu· Ausbildu

nicht allein auf die Dienſtſtunden, ſondern auch a

die uͤbrigen Tages⸗ und Abendſtunden zu erftreden
haben, und müſſen die Feldwebel u fw hierbei
mit zugezogen werden. Nachexerciren darf keinẽsfalls
don Unteroffieieren angeorduet werden; daſfelde iſt
ſtets von Officieren zu beaufſichtigen u dürfen nur
ſolche Unterofficiere zuͤr Abhaltung deßſelben verwendet
werden, welche durch anderweitige Dienſterleichterung
moöglichſt friſch und in der Lage ſind, ſolche Nach!
übungen für die ſoldatiſche Ausbildunz thunlichſt
ſorderlich zu geſtalien. Vor allen Dingen iſt au dus
Ehr- und Staͤndesgefühl der Unterofficlere zu appel⸗
Uren; eingehende Belehrung, ernſte aber anſtändige
Behaudlung des Unteroffieiet· Corps werden nicht det⸗
ſehlen, den beſſeren Theil deſſeiben vor Auoſchrei⸗
tungen zu bewahren und ihn zu einer brauchbaͤren
und zuverläſſigen Stütze bei der Erfuͤllung jener hoͤhen
Aufgabe werden zu laſſen, die dem ſoldaliſchen Berufe
geſtellt ſind. Es will zuweilen ſcheinen, als ob von
Seiten der Vorgeſetzten von Haus aus fuͤr den An⸗
geklagten und gegen den, weicher mißhandelt worden
zu ſein angibi, Partei genommen werde Wie bei
Alen Vergehen und Verbrechen muß aber auch bei
Mißhandlungsfällen, ſo lauge durch Unterſuchung
nicht Klarheit geſchaffen iſt, volle Objeetivitaͤt walten.
Strengſte Gerechtigteit bleibt eine Hauptftuͤtze für
richtigs und gedeihüche Handhabung der Disciplin.
Die Herren Regimeuts- ꝛe. Cominandeure werden
Heifellos wit ihrem ganzen Können und ihrer ganzen
Energie beſtrebt ſein, die gerügien Uebetſtande —
rotten und ihre Untergebenen aller Grade anzuhalten,
körperlichen Mißhandiungen vorzubeugen, vorgeloni.
mene aber unnachſichtlich zur Meldung zu bringen

Sie und Zrau Kofje ihnen weiteren Beiftand, der au
ferner erwurſcht ſein wird. Wollen Sie auf diejfen Be-
ſchluß eingeben??

„„C$ würde mir wenig nüßen, wollte ich e& nidt thun!“

erwiederte noch immer verftimmt. Elfriede. „Sie werden
mich doch nicht gewähren Tajjen.“ .
‚, „ein“, anttortete er nochmals entſchieden. das darf
ich zu Ihyem Beßzen und zu meiner Befriedigung nicht !
Nun abex will ich ſoaleich die Angctegenheit beforgen,
vorher jedoch müffen wir ung verföhnen, denn ich alaube
daß Sie mir ernſtlich bbſe find.. Ift dem
nicht 10 ?”

„Ibr Vatex hätte mich nach Belieben handeln laſſen,“
verſetzle mit leichi abaewandtem Geſicht Elfriede

Diesmal kaum, Fräulein Elfiriede.“ entgegnete er mit

Nachdruck denn er Hätte fie Feiner‘ möplidhen Vebenz-
* ausgẽfebt Reichen Sie mir zur Verſoͤhnuͤng die
Hand!“ ;

Elfriede wolte zbaern richtete iedoch ihre Augen
auf ‚die feinen, Ddie ihr erwartungsvoll mit einem unge-
wohnt milden Ausdruck entgegenblidten. Dadurch, befiegt,
leate ſie ihre kleine Rechte in die feine, die fie mit warmen
Druc umfaßte. indeß er mit Wweicher Stimme fagte;

‚ „So-1ft’8 Recht, Fräulein Elfriede, und nun find wir
wieder gute Freunde, nicht wahr ?” ;

„30,” verfeßte Elfriede, deren Büge fih gleichzeitig
erheitert, während ihre Augen den gewohnten Ausdruck
angenommen: „Wber nun ſchicken Sie auch zu Frau Bau-
mann, damite {ie fieht, daßich fie nicht vergefjen !”

„Gewiß Fräulein Elfriede,“ und er drücte nodmals
Herzlich die feine, weidhe Hand, weldhe er in der feinigen
behalten. Das Geld nehmend, wollte er fih entfernen,
alß Elfrieden ein Yrief überbracht ward, auf den fie tauni
einen Blick geworfen, als ſie erfreut ansrief:

Von Taͤnte Klara und gewiß auch doͤn Alfred!“ und
mit freudeftrahlenden Augen betrachtete fie das uimfang⸗
reiche Schreiben!

Gortſetzung folgt)


 
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