Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

DOI chapter:
Nr. 191 - Nr. 200 (24. August - 3. September)
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.44150#0775
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
11 Qoofe

urch
11 BaDeN






olche⸗
8*
C erkaun

‚n 18917
iſſſili.
— 4
en.


ti⸗
2

agı *
ı6, 30.

ittag®





Vfälz

8— tägiıch mit Ansuahme bder Sonn- mıd Feiertage
8a98 mit UnterBaliungsbeilage,, Preis vierteljahrlich
8* ehre Tregerloht a Boflauffchlag. Beftelungen
a S Woftanfialten 1 Dei ber Expebition Zmingerfiraße 7.

L




erantwortlicher Redatteur:
Julius Jecer in Heidelberg.

a
Beſtellungen
mn - Wfälzer Boten werden fortwaͤhrend bei
uchen Zoftanftalten, bei unjeren : Trägermnen,

u 2 *
— — — — ——
— — —

* DJer Sierte Welt-ZriedenScongreßi

{

étu„a“‘ 22, d. Mis. in Bern zujammengetreten. Der
bteI%‚..'”‘“ e8, daß gerade jetzt die Meldung durch
Rugı (ätter geht, die Firma Krupp in Eſſen wolle in
uu and eine große Filiale anlegen, in der zunächſt
ie Fabrikation von Stahl fanonen betrieben
Weltfriedenzeongreſſe und Stahlkanonen,

2*

ſa

4* der „Bayer. Jur.“,
* und faſt könnte es ſchrinen, als ob die Firma
38 Voltkes liefern wolle, wonach die Rede vom
* Frieden ein Phantom ſei, ein Traum, vielleicht
9 einmal' ein ſchoͤner Traum, der Krieg ſei vielmehr
—— Element der Weltorduung und gerade der
8* brinye die edelſten Tugenden des Menſchen zur
tuug Nichtsdeſtoweniger verdienen auch die Be⸗
der Friedesgeſellſchaften ernſte Beachtung,


46* nicht aushalien können und der finanziellen
des bewaffneren Friedens erliegen müſſen.

— Congreß liegen nicht weniger denn 40
Kereer Gleich der erſte Antrag betrifft die
— — der kuͤnftigen, bezwe bereits des

* Friedengcongreſſes. Die belgiſche
8 des internationalen Schiedsgerichts⸗ und drxie⸗
erehs ſchlägt vor, künftig nur Fragen allge—
ran Natur in pleno. zu berathen und Sonder-
an die propagandiſtiſche oder geſetzgeberiſche
* zu weiſen. Zweck der Section für Propa—
* jet, die Mittel zu ftudiren, durh welche bei
2 derſchiedenen Völkern die offentliche Neinung dahin
——— werden könne, eine friedliche Löſung interna—
d Ler Fragen ſtatt der Kriege zu verlangen Zweck
Hün Section für Gefeßgebung joll fein: die Nusarbei-
R 9 des Sffentlichen und privaten internatienalen
nmtg und die Schaffung von Organen zu deſſen
ernuns. Mehrete Anttäge behandeln die Organi—
*8 und Unterhaltung eines internationalen Frie—
35 Treaus. Die ſchweizeriſche Seetion der, Liga
Voͤlr t, daß man an aͤlle Regierungen eivinſirter
Dalı T einen Aufruf erlaffe zur Sicherung des Unter⸗
B des permanenten Bureaus. Diefes internatio—

6 Im Haufe des Dorfdoktors.
Original Erzählung von Mary Dobſon.
Nachdruck verb.

O

Mit ihrem * dann Platz nehmend, begann er ſich
2— in lebhafteſter Weiſe über die vorhandenen
Sprgg d Anlichten zu unterhalten, wobei Anna in jeiner
tcgund?e wie ſeinen Benehmen eine gewiſſe Haſt und Auf—
$ ‚Dq benierkte! die ſie früher nicht an ihm gekannt.
ME 5i 4* ihr faſt ängſtlich in ſeiner Nähe, doch beherrſchte
Deiteppas e CIL0L, und jaß ihm anjcheinend mit unbefangener
da pf gegenüber. Ihres Bruders erwähnte er nicht,
— aber ſeinem Gedächtniß nicht entſchwunden ſein
** war es ihm gewiß peinlich, ſeiner 7 gedenken.
—— ihrer Erleichterung hörte das Spiel im anliegenden
guf; das war das Zaͤchen zus Abendeſten welches
ÖOrfre s ld eingenommen ward. Die Feittagsfpeijen waren
Kreis f[!lfi‚ ebenfalls der Wein, doch hexrrſchte in dem kleinen
— n ſo munterer Ton wie ſonſt bei Zu⸗
von iten Zeder fuͤhlte einen Druck, den er nicht
—— abzuwehren vermochte. —

Lier Über, al3 je der Fall geweſen, ging die Geburtstags
2— Ende, und beim Abſchied. wo man fonſt noch in
* Stimmung zu ſcherzen gepflegt, wurden uur
4 e und Höflihe Worte gewechjelt, und die Ge-
ieje „ Verließen das gaftliche Haus ihrer Jreunde, Als
i ihrem jeßt gefommenen Gajt in’8 Gartenzimmer
-eiorg‘getef)rt waren, jagte der Capitän mit einem prüfenden
dep CN Blict zu jeinem Meffen, Ddefjen Augen leuchteten,
“ellomm‘;\ne Züge momentan einen finſteren Ausdruck an⸗

n

⏑—⏑
8—— diejem anjtrengenden Tage zur KRuhe, Ddenmn
} hHaben Deine Kopfihmerzen Jich verfchlimmert —*
— 4 Magit NRecht haben, Lieber Onfel,“ entgegnete der
bten deſſen Geſichtszige ſchon wieder den früh—
4 ich Sdruck . irugen,. „auch bin,ich vergangene.YNacht,
'tobid‚iebg?eftern Abend miit einigen Freunden ein Feines

8 eſt gefeiert, Ffaft gänzlich um meinen Schlaf ge-







für Stadt

— Geidelberg, Freitag, den . Luil 1802.



Nuzeige=-Blatt für die Amtsbezirke Heidelberg,
Ladenburg, Weinheim, Shwebingen;, Phılipp3durg,
Wie8loch, YBruchjal, Bretten, Medargemänd, Mosdag
— — — — — —

{ — —
DOrac Bexlag u. Expedition von Gevr Huber



nale Bureau ſoll jedesmal bei entſtehenden Schwierig—
keiten ſofort durch die Vereine der betreffenden Völker
benachrichtigt werden und zugleich mit aüen Zweig⸗
vereinen interveniren und einen entſprechendeu Aufruf


Eingehend wird die JInſtitution der interna—
tionalen Schiedsgerichte beſprochen! Dem
Congreßz ſoll erne Entſcheidung vorgeſchlagen werden
über Errichtung eines internatibnalen Schiedsgerichts,
an welches die Nationen bei Streitigkeiten ſich zu
wenden und die Gerichtsgebühren zu entrichten haͤlten.
Die Sanction der Entſcheidungen des Schiedsgexichts
kann nach der internationalen Liga niemals die Form
einer kriegeriſchen Action haben und der Amerikaner
Blymyer entwirft darüber Einzelbeſtimmungen. Wei
gert eine der vertragſchließenden Nationen die Auer—
erkennung, ſo ſoll eine außerordentliche Commiſſion be—
rufen werden, deren Sitzungen auf neutralem Boden
ſtattzufinden haben. Dieſe Commiſſion kam durch
ein Manifeſt den direkten und indirekten Verkehr der
rekurrirenden Nationen an den Grenzen der Signa—
tarmächte mit Interdiet belegen, bis die betr Naͤtion


Poſt⸗ und Depeſchenverkehr ſoll hiervon ausgenom—
men ſein.

Ferner wird eine europäiſche Förderation
befürwortet: In Erwägung der gewaltigen Ausgaben
für den krieggerüſteten Frieden und der beſtändigen
Kriegsgefahr, in Erwäguag der eintretenden friedlichen
Beileguͤng durch eine europäiſche förderale Unton, die
auch durch die Handelsintereſſen aller Länder gefördert
wird, in Erwägung daß durch die förderale Union
die Unabhängigkeit der Nationen in innern Angelegen—


Friedensgeſellſchaften ein, die Sta aten⸗ Union auf


zweck ihrer Propagandazu machen und auf


chem die Löſung aller internat onalen Fragen vorzu—

ſetzes und nicht durch Gewalt zu ſchlichten.
erklärungen ſollen nach der Londoner Geſellſchaft nur
die Vertreter des Volkes abgeben können.

Die verſchiedenen,

28
| in SHeidelberg, Ziwingerürake 7. 7 Jahti
den re. Endlich ſoll die Schiedsgerichtsklauſel allen
handelspolitiſchen Verträgen begefügt werden.

Die Friedensvereine haben zweifellos gute Ab⸗—
ſichten, aber es iſt ſehr zu bezweifeln, daß ſie in
unſerer waffenſtarrenden und das Nationalprinzip auf
die Spitze treibenden Zeit Erfolg haben werden! Die
Verwirklichung des Wunſches, die Schwerter möchten
ſich in Senſen verwandeln, liegt in weiter Ferne

Deutſches Reich.

»Berlin, 24 Aug In der Gemeinde der hie—
ſigen Friedenskirche finden in der nächſten Zeit
Kirchenwahlen ſtait. Die Liberalen ſind eifrig daran,
ſich die Mehrheit zu verſchaffen, die Poſitiven nicht
minder. Vor einigen Tagen haben die Erſteren unter
dem Vorſitze eines Gemeindelehrers eine Verſammlung
abgehalten, in welcher ein Zeitungsredacteur ung.
geſagt hat, die Gemeinden wüßzten, daß die Prediger
das Apoſtoliſche Glaubensbekenntniß nicht zu glauben
brauchten und es nur vorleſen, um nicht abgeſetzt zu
werden. Was ſind das für Zuſtände, wenn ſo was
öffenilich geſagt werden kann! Der Redner meint,
Herr Stöcker und ſeine Freunde gingen darauf aus,
den rurerhörten Zwang! einzuführen, daß die
Prediger das Apoſtoliſche Glaubensbekenntniß als das
ihrige anerkennen müßten; das würden ſich aber weder
die tiberalen Geiſtlichen gefallen laſſen, noch die libe—
ralen Gemeinden, eine ganze Reihe von Predi—
und Gemeinden würde die Gemeinſchaft mit der Lande
kirche löſen und dadurch eine ernſtel Kriſis über die
Landeskirche Herbeiführen. Daß letzteres wahr iſt,
dürfte wohl nicht zu beſtreiten ſein. In der Cat—
wicklung des liberalen Programms ſagt er: Wir
müſſen fordern, daß auch derjenige in der Kirche an—
erkannt wird der vieles über Bord geworfen hat, was
anderen heilig iſt?t er verlangt Freiheit der Gemeinden,
Freiheit der einzelnen Glieder zunglauben was ſie
wollen, auch Lehrfreiheit für die Erediger und nennt





2


ie, dieſes oder
jenes Buch in der Bibel ſei nicht echt, dieſes oder
jenes Wunder ſei nicht geſchehen, und wenn ſeine




die Duelle, die Schulbücher te Die Preſſe ſoll über
mörderiſche Erfindungen mit Stillſchweigen hinweg⸗
gehen,„wie man ſcheußliche Wunden den Augen ver—
berge.“
auf dem Rechte des Staͤrkeren baſiren, geſäubert wer—



Lach einigen weiteren Bemerkungen, die er aus—
ſchliezlich an ſeinen Onkel xichtete, wünſchte er dann in

hoͤflicher, ja, foͤrmlicher Weiſe den Anwejenden eine
gute Nacht, und begab ſich in ſein Zimmer hinauf. Als

die Thür ſich hintex ihm geſchloſſen konnte Onkel Leon—
* ſich nicht euthalten, mit nachdenklichem Geſicht zu be—
merken:

Der Alfred iſt kaum wieder zu erkennen, und gefällt
mir auch nicht — ; .

Er wird hier bald der Frühere werden,“ uͤnterbrach
ausweichend und wie entſchuldigend der Capitän.

Ich meine weniger in ſeinein Benehmen, als in ſeinem
Ausjehen,“. fuhr Erſtexer fert Wenn nur ſeine Kopf—
2 nicht bedenklicher Art ſind!

Gleich morgen will ich mit ihm darüber ſprechen“
antwortete ſelhſt nicht ohne Bedenken der Capitän. „Er
hätle unverzeihlich leichtſinnig gegen ſich gehandelt, wenn
er nicht in den verſchiedenen Univerſitätsſtädten, wo er ge—
weſen/ die bedeutenſten Aerzte zu Rathe gezogen!!

Auch Anna begab ſich bald zur Riche indeß die beiden
Männer noch länger in ernſter Unterreduns beiſammen
blieben In ihrem Zinimer angelagt, trat ſie ans Fenſter
und blickte eine Weile in die mondhelle Nacht hinaus.
Als ſie ſich dann dem Lichle ziuwandte, truͤgen ihre Züge
einen erniten, befümmerten Ausdruck, der zux Genüge
zeigte, daß nicht Gedanken erfreulicher Art ſie beſchäftigt.
Naͤch und nach aber ſchwand dieſer Ausdruck, und ein
Straͤhl ſeliger Freude leuchtete aus ihren Augen und
überflog ihr Geſicht, denn ſie gedachte des Blickes eines
andern Augenpaares den ſie verſtanden, und der tief ſich
in ihr Herz geſenkt. *

Unterdeß hatten Georg Langenherg und ſeine Schweſter
die Stadt ünd bald auch ihre Wohnuns erreicht! An—
fänglich war die offenbar durch Alfred Frunks unerwar-
tete Rliickkehr geſtörte Geburtstagsfeier von ihnen heſprochen
worden dann aber Erſtexer in Schweigen und Nachdenken
verſunken, u. mit feinem Gefühl deſſen Urſache ahnend, war
eben ſo ſchweigend Marie an ſeiner Seite daͤhin geſchritten

den Synoden, meint er, ſei von den Liberalen den
Gemeinden die Freiheit erkämpft worden, dieſe werde
aber durch das Aufſichtsrecht des Conſiſtoriums wieder
vernichtet, in den Synoden, und zumal in den höheren



ſo ſagt er, nicht eine wirkliche Vertretung der prote⸗
ſtantiſchen Confeſſion. Freiheit wac das Loſungswort

*

Als am Morgen Alfred Frank im Gaͤrtenzimmer
erſchien, war er faſt, doch nicht gaͤnz, wie das ſein Onkel
gemeint, der Frühere Die Ruͤhe der Nacht haͤtte
Ausſehen in etwas gebeſſert, dennoch zeigte ſein Benehmen
noch iinmer eine gewiſſe Aufregung. Beim Frühſtück ward
veragangener Zeiten nicht erwähnt, als aber die Rede anf
Qangenberg’3 kam, ſagte er mit einem Anflug von Spott
oder Neid:

Herrn Langenberg iſt es ja frühzeitig geglückt, denn
vor noͤch nicht zwei Jahren ſchienen ſeine Vermögensverhält
niſſe ſehr beſcheidener Art zu jein !”

Er hat durch große Tüchtigkeit es allerdings ſchnell
genug zu dem gebracht, was er iſt antwortete mit leichtem
Nachdruck der Capitän, dem ſeine Bemerkung, beſonders
aber der Ton, in der ſie geſprochen, auffiel.

„Und Du zu beurtheilen verſtehſt, lieber Onkel, unter-
brach ſpöttelnd der Neffe. Sagt Dir die Stelle in ſeinem
Comptoir noch immer zu ?”

Gewiß, Alfred, ſonſt würde ich fie bald genug_auf-



geben,“ antwortete ruhig. der Capitän, während Onfkel
Leanhart in ſichtlicher Erregung daſaß, Anna aber einen

mißbilligenden Blick auf ihren Vetter richtete

Eine momentane Pauſe folgte dieſer Erklärung, dann
begann nochmals und mit einiger Betonung Alred Frank:

Fräulein Langenberg iſt wohl gänzlich von ihrer
Geiſteoͤkrankheit hergeſtellt, auch merkt man ihr kaum den
längeren Aufenthalt in einem Irrenhauſe an !“

Dieſe Frage und Bemerkung, in hämiſchem Ton hervor—
gebracht, erregte nochmals das Mißfallen ſeinec Zuborer
und wiederum entgegnete ihm ſein Onkel mit Nachdruck,
doch unverändeter 6

„Sa, ſie iſt gänzlich geneſen und damit dem Leben
wiedergegeben das ihr die Liebe der Ihrigen, namentlich
die ihres Bruͤders und kreue Freunde zu erheitern Juchen !“

Zu Letzteren darf ſe natuͤrkich auch Euch rechnen,“
fuhr unbeirrt dex jüngere Man fort, deſſen Züge einen ge⸗
häſſigen Ausdruck hatten„denn jo lange Ihr ſie verſonlich


Fortſetzung folgt)


 
Annotationen