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Pfälzer Bote für Stadt und Land (68) — 1933 (April bis Juni)

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Nr. 100-124 (2. - 31. Mai)
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https://doi.org/10.11588/diglit.68778#0325
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Nr. iod

„P, alzer Bole" Heidetderg — Dienstag, den S. Mai 1933

seit« d

Nah mrd Aemr

festlichen Rab-m-en. Ein vom Spiel-
chneldia assp«

der DJK. wurde der Verstorbene zum Grabe
getragen und dort gedachte zunächst Herr
Kaplan Ruff in bewegten Worten des seinen
Eltern so früh entrissenen Sohnes. Herr
Hauptlehrer Brell legte im Namen der Leh-
rerschaft einen Kranz nieder und schilderte den
Verstorbenen als einen seiner bravsten und be-
sten Schüler. Die DM. legte ihrem Mitglied
einen Strauß prächtiger Blumen nm Grabe
nieder. Die große Anteilnahme der gesamten
Bevölkerung mag den schwergeprüften Eltern
ein Trost in ihrem herben Leide sein.
Bezirk Mannheim
Plankstadt. (S a aI s ch au t urnen.) Eine
ansehnliche Zuschauerzahl gab dem am Sonn-
tag im Turnverein „Zum Rosengarten" statt-
gefundenen Schauturnen der Turngemeinde
1890 einen festlichen Rahmen. Ein vom Spiel-
mannszng schneidig gespielter Aufmarsch sämt-
licher Mitwirkenden bildete den Auftakt. Ein
Prolog, von der Turnerin A. Vögele vorgetra-
gen, fand ungeteilten Beifall. Der Vorsitzende
Karl Seitz legte nach seinen Begrüßungswor-
ten die Ziele der Deutschen Turnerschaft dar
Alsdann wickelte sich das reichhaltige Programm
ab, das größte Anerkennung erntete.
Brzlrk WiesloK
Walldors. (Aus dem kath. Vereins-
lebe n.) Am Freitag hielt der Jugend- u.

Der badische GemrkschaMkomniiAr
ZurlllkMMN
Der Dank des Reichskommissars
Karlsruhe, 8. Mai. Wie die Pressostelle beim
^tMtsministerium mrtteM, hat der Neichskom-
UiHsar den bisherigen Kommissar bei den Ge-
werkschaften nach Erfüllung seiner Ausgaben
'M dessen Antrag von seinem Amte enthoben.
Er ReichskommHsar richtete bei dieser Golegen-
Mt sorgendes Schreiben an den Sondertomuiis-
mr P -l -attuer:
„Ihrem Ansuchen entsprechend enthebe ich
. ^-i-e von dem Amt eines Sonderkommbssars.
Die Beendigung Ihrer Tätigkeit als Sonder-
sommissar für Gewerk,schaftsfragen, Sozialver-
Uchternng, Arbeitsrecht und Arbeitsschutz, gibt
mir Veranlassung, Ihnen ßnr die als Sonder-
lommissar in aufopfernder Hingabe ehrenhalber
geleistete Arbeit Dank und Anerkennung auszu-
Ipvechen. Ihre Mitarbeit in der ZM der natio-
nalen Erhebung wird als Ihr besonderes Ver-
^Etitst unvergessen bleiben.
Ich darf den Wunsch aussprechen, daß Sie
als Leiter der nationalsozialistischen Betriebs-
Menorgandsation zum Wohle für Volk und
Vaterland wirten mögen.
Die von Ihnen bestellten Hiffskommissare
mtte ich, von der Beendigung ihrer Tätigkeit
veriständigen zu wollen."

Jungmännerverern eine außerordent-
liche Mitgliederversammlung ab. Nach Begrü-
ßung durch den stellvertretenden Präfekten hielt
der Bezirkspväses, H. H. Kaplan Berber ich,
einen instruktiven Vortrag über das Grundge-
setz. Dem Redner wurde vom Präfetten tm
Namen des Vereins herzlich für seine Darle-
gungen gedankt. Anschließend fand die Wahl
für den zurückgetretenen 1. uno 2. Präfekten
statt. Sie hatte folgendes Ergebnis: 1. Präfekt
Karl Stegmeier, 2. Ludwig Link. Herr
Stegmeier trat für das ihm seitens der Mit-
glieder entgegengebrachle Vertrauen dankend,
das Amt als 1. Präsekt an L. Link ab, da er
als Geländesportleiter mit Arbeit überhäuft ist.
Er übernahm jedoch das Amt als 2. Präfekt.
Mit einem Appell, dem neuen Führer zu fol-
den und der D. I. K. treu zu bleiben, verab-
schiedete sich der Bezirkspräses. Der hochw. Herr
Präses, Dekan Barth, sprach im gleichen
Sinne. Eine rege Aussprache folgte. Mit Wor-
ten des Dankes und der Aufforderung zu
treuem Zusammenhalten schloß der 1. Präfekt
mit dem Gruße „Treu Heil" die gut besuchte
Versammlung. Dem früheren 1. Präfekten,
Herrn Ludwig Thome, war im Laufe des
Abends mehrfach eindringlich für seine 11 Jahre
lang als 1. Präfekt geleistete Arbeit güdankt
worden.
Bezirk Sinstzeim
Epfenbach. (Das letzte Geleite.) Die
Trauerfeier für den am 1. Mai beim Fußball-
spiel verunglückten Mittelläufer Karl Angst
gestaltete sich zu einer großen Kundgebung.

Schon in Waibstadt hatte fast die ganze Bevöl-
kerung an der Uebersührungsfeier, wobei del
Sarg von der SA. bis zum Ortsausgang ge-
tragen worden war, -eilgenommen. Hier >in
Epfenbach selbst waren fast alle benachbarten
Fußballvereine anwesend, wie F, C. Eschel-
bronn, Sp. Kl. Waibstadt, Sp.-Kl, Wiesenbach,
Edelweiß-Neidenstein, F. G. Neunkirchen, Sp.-
Berein Helmstadt, Sp.-B. Zuzenhausen, Sp.-V.
Waldwimmersbach, DM. Spechbach, T. u. Sp.«
Verein und Jungmännerverein Epfenbach. Die
erste Mannschaft des VfB. Epfenbach trug
ihren verstorbenen Mittelläufer zu Grabe.
Kränze wurden nach ehrenden Ansprachen nie-
dergelegt für den südd. Fußball- und Leicht-
athletik-Verband durch Klassenleiter Esser-Mek-
kesheim und durch alle anwesenden Vereins-
vertreter. Nach der Beerdigung wurde von allen
Vereinen angeregt, Gedächtnis spie le
zu veranstalten und die Einnahmen der Mut-
ter, die Witwe ist, zu überweisen. Angst war
als ruhiger und fairer Sportsmann sehr be-
liebt gewesen.

Denkt an die
„Stiftung für Spfrr brr Arbeit"!
Einzahlungen nimmt die Reichskreditgesellschast
Berlin W 8, Behrenstraße 21/22 etngegen auf
deren Reichsbankgirokonto unter Angabe der
Kontobezeichnung „Spende für Opfer der
Arbeit."

LMbtagWfammentrttt am in. Mal

Karlsruhe, 8. Mai. Wie der Badische Lan-
^?hreflsMenst von zuständiger Stelle erführt,
vlrd der neue Badische Landtag am Dienstag
Murnender Woche, 16. Mai, zusammentreten.
feierliche Lwndtagseröffnung wird am
Eenstag vormittag eingeleitet durch den Kivch-
gang der Abgeordneten der beiden Konfessionen,
n -dem sich Ech die gesamte Regierung beteili-
gen wird.
„ Die genaue Tagesordnung der Landtagssitzung
Mht noch nicht fest, jedoch nimmt man an, daß
wit einer Regierungserklärung eingebettet
, wd. Außerdem wird der Landtag ein E'rmäch-
^ungsgesetz zu verabschieden haben.
. Man nimmt an, daß die Landtagstagung sehr
unz ist und höchstens zwei Tage umfassen wird.
Auflösung brr VMpartei in Baben
k ° r l sruhe, 8. Mai. Der geschästssiih-
? Ausschuß des Landesverbandes Baden
r Deutschen Volkspartei hat, wie jetzt durch
Un^H^'ben bekannt gegeben wird, am 3V.
pril den Beschluß gefaßt, den Landesverband
^°den mit Wirkung vom 1. Juni 1933 aufzu-

Euter Besuch der Mannheimer Mai-
Ausstellnng.
Mannheim, 8. Mai. Mit 8000 Besuchern hat
hiesige Mai-Ausstellung die bisher
Tagesziffer erreicht. Im ganzen haben
uyrend der vergangenen Woche rund 18 000
die Ausstellung für Handwerk, Handel»
und x.!"°^de in den Rhein-Neckarhallen besichtigt
konm- nächsten Tage — die Ausstellung
win-- - m "Hi Tage verlängert werden — haben
ann-^-^e. Betriebe den Besuch ihrer Belegschaften
an»» „ ^.gt, hauptsächlich aus Interesse an der
ieb-n werten Luftschutz-Ausstellung. Auch die
^enswerte Ausstellung der Gesellenstücke bleibt
°"°r zugänglich.
Halber Fünszigmarkschein ermöglicht
Aufklärung eines Raubübersalls.
Snn,r""Esurt a. M., 8. Mai. Im vergangenen
itrnd d'ar hier in der Großen Friedberaer-
illln Mann von zwei Unbekannten über-
lieb? ausgeraubk worden. Die Banditen
'preist Opfer nichts als einen halben
sie ^Mmkscheiil, -die zweite Hälfte nahmen
Aufklärung des Falles -gelang nunmehr
sein- lesenswerte Weise. Der Bcraub-e hatte
^/.Hälfte des Fünfzigmarkscheins der
awm,? vank zum Umtausch Übergaben. Jetzt
Tmd . die 'Räuber, es sei Gras über die
zu», OiLeiivnchsen und reichten auch ihre Hälfte
iwu-d. l-Msth bei der ReichSb-ank ein. Sie
^fort verhaftet.
b e ü i- fideft sich um zwei m e hrfa ch V o r-
i^nt hnt/n' sich im Zuchthaus kennenge-
Aidelbkw
DE"?lchhe>m. (A us dem Snngcslebe n.)
s ch n s?llge Biännexgesangvcrein Freund-
beteiligte sich am 7. Mai am großen
in k/HEdEstreit des Gesangvereins Aurelia
anläßlich dessen bOjähri-cM Stif-
st^iostes und errang in seiner Klasse unter
ir<m Konkurrenz als zweiten Preis den Be-
Nuko??" '>0 Mark nebst Diplom und Medaille,
sch2 dem wurde dem Chormeister E. Rö-
Dirigentenprois zngosprochen.
i?,^usen. (Beer -digun g.) Am Sonn-
schen wurde der durch einen tragi-
Iabi- ^?R'iickssall ums Leben gekommene neun
reng „ Sohn des Arbeiters Wilhelm Feh-
" ch zu Grabe -getragen. Die hiesige Ge-
iraaeiä, "h.ivohl selten eine solche Menge Leid-
welcher die Jugend in besonders
r Zahl vertreten war. Von Mitgliedern

Primiz in Außloch und Mühlhausen
ErMenbr Stunden in beiden Pfarrgemeinbrn

Nußloch, 8. Mai. Die -hiesiae-n Katholiken
durften -dieses Jahr erneu-t -eine Primiz erleben,
die des hochw. Herrn Neu-Priesters Fritz W e i k.
Am Samstag -übend schon -hatte -sich i-ung und
M im Gotteshanse ein-gesunden, nm den Neu-
geweiihten s-ostli-ch zu empfangen. Bei Einbruch
d-er Dunk-ÄH-e-it brachten dann die bei-de-n Ge-
sangiverei-ne „Sängevbnnd" nnd „Lisd-orkranz"
sowie die Musikkapelle dem Herrn Nsupriester
e-in Ständchen -dar, in -dessen Verl-wns Herr
Fabrikant Siegel -die Glückwünsche -oer D-er-
e-ine ausspra-ch.
Am Sonntag morgen, als d-er H. H. Primi-
ziant -im -feierlichen Zuge vom Elter-nlhaus -durch
die bu-ntbeslaggt-M -Straßen zur Kirche geleitet
wurde, öffnete der Himmel seine Schleusen.
Nichtsdestoweniger ging ein Jubeln durch die
Menschenmenge, die den Kirchvnweg einsä-umle,
und um so Prächtiger Hob sich das glanzvolle
B-W -der ersten Opsevfe-ier unseres Neupriesters
von dem düsteren Regenwetter draußen -ab.
Die Hl. Handlung hätte nicht besser ein-
gele-itet werden können als mit -der feinsinnigen
Füstpredig-t -des H. H. Pfarrers Böser- Sand-
haufen, -der dem Pri-miAianten seit dessen
-Quartanerzeit ein väterMcher Freund war. In
formvollendeter Sprache kündete d-er Föst-
prediger das Ho-h-ölied von der Erhabenheit
-des Priestertums und zeichnete ein leuchtendes
BW des Ideals -aller Priester, des ewigen
Holhepriest-ers Jesus Christus.
Nach diesem erhebenden Anstalt -brachte der
H. H. Nen-Pri-ester -unter Assistenz -seines u-n-ita-
rischen Bundesb-ruders Kaplan Seßler und
des hiesigen Neu-Priesters v-»m vergangenen
Jähre, des Herrn Ka-Pla-n-s Herb, sein Erst-
ling-sopfe-r dar. Der Kirchenchor unter -der a-lt-
ib-ewähte-n St-ab-fühvung -des Herrn Hauptleihrers
Ne ff brachte eine Orchestermchse von Bruckner
z-u Gehör. Diese Ergriffenheit erfaßte d-ie Gläu-
bigen, als der Herr Primiziant während des
hl. Opfers dem Pri-m-izbrä-utchen, seinem
Schwesterchen M-a-ria, die erste h-l.
Kommunion reichte. Den Abschluß des
feierlichen Gottesdienstes -bildete die mit Wucht
vom Ki-rchen-chor vorge-tva-gene „Allmacht" von
Schubert.
Am Nachmittag fand -im Saalbau des Gast-
hauses „Zum Lamm" eine -weltliche Feier stai-t,
die -sich zu einer -imposanten Kundgebung f-ü-r
das kath. Priestertum, gestaltete. Unter d-sn
Klängen -eines sch-n-eid-igen Marsches des rüb-
ri-gen Stveichqnmtet-tes (L-öit-nn-g: Herr cano.
müs. W. Stucke, Uni-tas HeÄ-Ä-be-rg) zogen
d-i-e Ghargierten des Unitasve-rband-es in den
Saal und übernahmen nach einer herzlichen
B«gvüßu-n-gsanspva-che des H. H. Ortsgeistl-ichen,
Pfarrer Leucht weis, -den Vorsitz der Ver-
anstaltung. Festliche Gesänge des Ki-rchenchors
und Kammermusik des Streichqu-intetts aus
Werken von Haydn und Mozart bildeten -d-i-e
m-ufikali-sche Umrahmung d-er Feier. Reizend
waren d-i-e Darbietungen der Kleinsten der Hie-
sigen kath. Jugend, die ihre Hnldi-gu-ng i-n ernster
und heiterer Form dem Nenpriestor -darb rächten.
Den Reigen der Ansprachen eröffnete ststd
rer. P-o-l. Ernst Dittvn, der als Vertreter
d-es Ü-Nitasv-erbaNd-es -die Glückwünsche s-si-ne-r
Bundesbvü-der übermittelte und die Bedeutung
der um-taris-chen Prinzipien virtus, sci-ent-ia,
amic-i-tia als Wegweiser -aus -d-er Bahn zu hohen
Lebenszi-ole-n würdi-g-te. De-r H. H. Pfarrer
B ö s e r - Swndhauson und der H- H- Kaplan
S -eßler entboten als Freunde des Primizan-
ten frohe Grüße und -herzl. Glückwünsche. Letz-
terer gedachte auch in -feinsinniger Weise seines
vor zwei Jahren verstorbenen geistl. Onkels,
d-es ersten Lateinlührers des Neu-priesters. Der
H. H. Nen-Pri-ester dankte zu-m Schlüsse allen, die
ihm behilflich waren, den Weg zum Priester-
tum zu -göh-en, vor -allem seinen Eltern und sei-

nem verstorbenen eifrigsten Förderer, p-errn
Pfarrer Seßler, für den er als Dankes-
bewcis -ein Regiem zu halten versprach.
Die Tei-lnehmier -an -der Feier schieden im
festen Willen, treu z-usammenzuh-alten uüd steis
zu den Priestern zu ste-hen.
Mühlhausen, 7. Mai. Die hiesige Gemeinde
hatte das Glück, zum dritten Mal innerhalb kurzer
Zeit einen ihrer Söhne als Neupriester begrüßen
und feiern zu dürfen: den hochw. Herrn Primi-
zianten Otto Haber st roh, Sohn des verstorbe-
nen Oberwachtmeisters Franz Haberstroh, zuletzt
in Mühlhausen beamtet. Vier Triumphbögen
waren zum Empfang errichtet. Der erste stand
beim unteren Kreuz, von wo aus der Neupriester
am Samstag nachmitag seinen Einzug in die
feierlich geschmückte Gemeinde hielt. Alle Häuser
trugen festlichen Flaggen- und Blumenschmuck. —
Starke Vertretungen aller Vereine der Gemeinde
unter Führung der Geistlichkeit, der Gemeindebe-
hörde und des Stiftungsrates hatten sich einge-
funden, um den von Wiesloch-Walldorf kommen-
den Neupriester feierlich zu empfangen.
Stiftungsrat Julius Hassel widmete dem
Primizianten herzliche Worte des Empfanges und
deutete es als große Gnade, daß die Gemeinde
wiederum einen Arbeiter in den Weinberg >>es
Herrn stellen durfte. Der Kirchenchor feierte den
Neupriester mit dem Empfangslied „Gott grüße
dich." Im Ehrenspalier der Feuerwehr und unter
den Klängen der Musikkapelle setzte sich dann der
Zug zum Gotteshaus in Bewegung. Auch hier
hatten fleißige Hände durch stilvollen Schmuck
einen würdigen Rahmen für die erhebende Feier
geschaffen. Von der Kuppel des Chores herab
strömte eine ganz in weiß gehaltene Girlande in
kronenähnlicher Form über die Stelle, von dem
aus sich neupriesterlicher Segen über eine gläu-
bige Gemeinde ergießen sollte.
Zunächst dankte der Primiziant für die Ehre
und Anteilnahme, die ihm die ganze Gemeinde an
seinem Ehren- und Enadentage erwies. Er ge-
dachte in kurzen Worten der Sendung des Prie-
sters und betonte, daß Priestertum eine Gottes-
gabe sei, die zwar den damit Begnadeten vor
schwere Aufgaben stelle, aber trotzdem danke er für
die Gnade seiner Berufung. Zum Schluß spendete
er der versammelten Gemeinde seinen neupriester-
lichen Segen.
Hatten die Empfangsfeierlichkeiten des Sams-
tags nicht nur unter den Unbilden der regnerischen
Witterung zu leiden gehabt, so machte der Him-
mel am Sonntag morgen, als die Böllerschüsse den
Anfang der Primizfeter verkündeten, ein recht
finsteres Gesicht. Es fing schließlich an zu tröp-
feln und am Ende der Feier schüttere es geradezu.
Das tat der Feier aber nicht den geringsten Ab-
bruch.
Während die Kirche bis zum letzten Platz gefüllt
war, zog der Neupriester, von seinen Amtsbrüdern
und der Musikkapelle abgeholt, ins Heiligtum ein
und die feierliche Handlung nahm ihren Anfang.
Unter den Amtsbrüdern befanden sich außer sei-
nen beiden Mühlhausener priesterlichen Freunden
Wagner und Sauer sein Onkel, der hochw. Herr
Pfarrer Haberstroh aus Tunkel bei Freiburg, si-
wie der hochw. Herr Stadtpfarrer Gci:r aus
Schwetzingen, welcher ebenfalls ein Sohn der Ge-
meinde Mühlhausen ist. Nach Erteilung des feier-
lichen Primizsegens bestieg Pfarrer Haberstroh die
Kanzel, um dem Neffen, für den es an diesem Tage
besonders schmerzvoll war, Vater und Mutter zu
missen, die Primizpredigt zu halten. Der Pre-
diger legte seinen Ausführungen das Pauluswort
„Jeder Hohepriester ist aus den Menschen gekom-
men, aber von Gott erwählt und zum Mittler der
Menschen in den Angelegenheiten bei Gott be-
stellt" zu Grunde. Er hat die richtigen Worte da-

für gefunden, um die Gläubigen an d.r Gnade des
Neupriesters teilnehmen zu lassen. In begeister-
ten Worten appellierte er an das kath. Volk, treu
zu seinen Führern zu stehen, so wie diese sich ganz
für das Volk einsehen. Besonders herzlich empfahl
er den Primizianten dem Gebete der Gläubigen,
damit er desto besser seine große Verantwortung
erkenne und danach handle.
Unter Assistenz des hochw. Herrn Pfarrers
Sommer und der priesterlichen Freunde des Pri-
mizianten vollzog sich dann das wunderbare Ge-
schehen der ersten hl. Messe des Neupriesters, zu
welcher der Kirchenchor unter der Leitung des hie-
sigen Oberlehrers einen würdigen musikalischen
Rahmen darbot. In der Vesper spendete der
Neupriester ebenfalls den Primizsegen. Des nach-
mittags um halb 4 Uhr begann in der Bernhar-
dushalle die weltliche Feier zu Ehren des Neu-
priesters: Der hochw. Herr Dekan Barth-Walldorf
befand sich ebenfalls unter den Gästen. Nach der
Ouvertüre der Musikkapelle „Jubelklänge" und
dem vierstimmigen Chor des Cäcilienvereines
„Gottes Liebe ist überall" ergriff der hochw. Herr
Ortsgeistliche Pfarrer Sommer das Wort zur
Begrüßungsansprache. Er gab vor allem seiner
Freude Ausdruck, daß man so freudig und so zahl-
reich Anteil am Glück und an der Gnade des Neu-
priesters genommen habe und verband damit den
innigen Wunsch, daß diese Gnade auch in die Her-
zen aller übrigen einziehen und wirksam werden
möchte. Als Vertreter der politischen Gemeinde
hießt der kommissarische Bürgermeister Hotz den
Neupriester herzlich willkommen. Auch die hochw.
Herren Pfarrer Geyer und Dekan Barth ge-
dachten in ihren Ausführungen all der Erinne-
rungen und Verbindungen, die sie mit Mühlhau-
sen, der gesegneten Primizgemeinde, vereinen.
Auch der Primiziant ergriff noch einmal das Wort
und dankte aus bewegter Seele allen, die an seinem
Glück Anteil nahmen, besonders gedachte er seiner
verstorbenen Eltern. Da der Tod ihm seine Mut-
ter so früh genommen, der liebe Gott ihm aber
eine neue geschenkt hatte, die ebenso sorgend und
opfernd, wie seine leibliche Mutter es nicht besser
hätte tun können, seinen Priesterweg betreute, so
legte er ihr heute den Dank des Priostersohnes zu
Füßen. Herzlichen Dank sprach er auch seinem
Onkel aus, der ihm jederzeit fördernd und unter-
stützend zur Seite gestanden hat.
Der katholische Jungmännerverein erfreute die
Festversammlung durch dis Aufführung eines reli-
giösen Schauspiels: „Der letzte Franziskaner von
Texas" von Pater Thatzisius Cherrier, O. F. M.
Das Stück führt in die Missionen Mexikos, wo um
die Wende des 18. und 19. Jahrhunderts aus Hatz
alles Religiöse vernichtet wurde. Auch Pater An-
tonio Diaz, der Held des Stückes, fiel im Novem-
ber 1884 als letzter Franziskaner von Texas durch
Mörderhand. Die Titelrolle spielte Gg. Kretz
in würdiger Einfachheit; sein Gegenspieler, der
Blindenführer Reed-Jack, verkörperte den satani-
schen Hatz, dem er schließlich selbst zum Opfer siel,
nachdem er den nimmermüden Missionar ermordet
hatte. Dis übrigen Spieler hatten sich gut in ihre
Rollen eingefühlt, so datz eine sehr beachtliche Ge-
samtleistung den Beifall der Zuschauer erringen
konnte. Der Kirchenchor wirkte ebenfalls bei der
weltlichen Feier mit, wobei unter der Leitung von
Chordirigent Lämm le in die gemischten Chöre
„Felsenkreuz", „O großer Gott" und „Gott mit
uns" zum Vortrag gelangten. Die Musikkapelle
verlieh der Feier unter der temperamentvollen
Leitung von Hauptlehrer Ritzt durch ihre dem
Charakter des Tages angepatzten Konzertvorträgs
Schwung und Käst. Gegen halb 8 Uhr fand die
Veranstaltung mit dem Lied „Ein Haus voll Glo-
rie schauet" ihren Abschluß.
Die engere Familienfeierlichkeit fand ebenfalls
in der Bernhardushalle und zwar im Nähsaal
statt, wozu rund ein halbes hundert Gäste gela-
den waren. Dort hatten auch die Ehrengaben und
Geschenke des Neupriesters Aufstellung gefunden.
Nach kurzer Zeit der Erholung wird der Neu-
prister die Alltagsarbeit im Dienste Gottes auf-
nehmen. Möge ihm die Erinnerung an den Pri-
miztag besonders in den schweren Stunden Zuver-
sicht und Kraft bis zum Ende verleihen! Ba,
 
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