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Pfälzer Bote für Stadt und Land (68) — 1933 (Juli bis September)

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Nr. 200-225 (1. - 30. September)
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https://doi.org/10.11588/diglit.68779#0717
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«r.A^

„Heidelberger Volksblatt" — Freitag, den 15. September 1S33

Seite v '



Zel"nmZbZIin, LsnMckskl sm Lomes sss

LWsictrrtc^oe^/strren mit Hrsoäee von Lezi-Z lluämsnn, ^tsctteesnststt Fetctetbe/Z.

Das Werden des neuen Wenfriedhoses

Heute keine Jugendkundgebung!

X Der Herbst ist da! Das schöne Wetter hatte
uns anfangs September noch rechte Sommerfreu-
den beschert. Aber ein Sturm und ein paar kühle
Regentage zeigten uns, daß wir dem Herbst recht
nahe sind. 2m Schloßgarten ist des Herbstes Ein-
zugzug schon deutlich sichtbar. Einzelne Bäume
tragen bereits ihr buntes Herbstgewand und ein
würziger Duft erfüllt die Landschaft. Es beginnt
wohl die schönste Zeit des Jahres. Reif und ver-
klärt bieten sich uns die Tage, die wir recht be-
wußt aufnehmen müssen.
X Non der Universität. Gestern beging der
Ordinarius für neutestamentliche Exegese und
Religions- und Literaturgeschichte des Urchri-
stentums an der Universität, Prof. Dr. Phil.
Martin Dibelius, seinen 50. Geburts-
tag. Der Gelehrte, der aus Dresden stammt,
ist ordentliches Mitglied der Heidelberger Aka-
demie der Wissenschaften und wurde im Ja-
nuar 1931 von der Gesellschaft für bibltzcye
Literatur und Exegese in Newyork zum Ehren-
mitglied ernannt.
X Postgut ist einzeln zugelassen von Heidel-
berg und den eingemeindeten Vororten nach
Altona (Elbe), Berlin, Dresden, Düsseldorf
Frankfurt (Main), Freiburg (Breisgau), Ham-

Arbeitsgemeinschaft i
Kachel. Zmenb Kibelberg
Die sür heute, Freitag abend, angesagte
KundgebungderHeidelbergerJu-
gend in der Stadthalle wird auf Freitag, den
22. September, verlegt.
Der Führerabend des Bezirksverbandes
der katholischen Jungmännervereine und der
AKI bleibt auf Samstag, den 16. Septem-
ber, abends 8.15 Uhr, im Kolpinghaus festgesetzt.

Textilwirtschaft für Hißflaiggen von dem bis-
herigen Verhältnis der Höhe zur Länge des
Flaggentuches wie zwei zu drei abgegsangsn
und hat allgemein ein Verhältnis drei zu fünf
vorgesehen. Demnach betragen, wie der Parla-
mentsdienst der TU. meldet die Fertigmaße für
die genormten Größen 20 X 35, 40 X 65,
50 X 85, 70 X 115, 80 X 135, 100 X 170,
120 X 200, 150 X 250, 200 X 335, 240 X 400,
300 X 500, 400 X 670, 450 X 750, und 600 X
1000. Dpr Uebergang auf das neue Größen-
verhältnis soll nach und nach und nur bei Neu-
beschaffungen erfolgen. Gegen einen ANfbrauch
der bei den Behörden und in der Industrie
noch vorhandenen Flaggen im bisherigen Gr^-
ßsnverhältnis zwei zu drei ist nichts viniznwen-
den.
XFür die Adolf-Hitler-Spende usw. Die
dem Verband südwestdeutscher Konsumvereine
angefchlossenen Konsumgenossenschaften haben
für die Adolf-Hitler-Spende einen Betrag, von
RM. 20 166 50 gezeichnet. Für die Spende
zur Förderung der nationalen Arbeit wurden
von Verwaltung und Personal dieser Eenos-
ssnschaften zusammen RM. 13 472,70 an die
Finanzämter abgeliefert. Außerdem haben die
Angestellten und Arbeiter in den Genossen-
schaften sich bereit erklärt, sich monatlich RM.
4 269,80 für diese Spende vom Lohn abzie-
lwn zu lassen, was einen Jahresbetrag von
RM. 51 237.60 ergibt.
X Fsrienstiftnng für Angehörige der natio-
Mehrverbände. Dem Badischen Ver-
kehreverband wird weiter als Ergänzug der
schon bekannten Stiftungen mitgeteilt, daß die
Kurverwaltung Badenweiler im Verein mit
der Staat!. Bäderverwaltung und dem Hotel-
besitzer- und Bsrzteverein der Hitlerspende 8-
bis lölägige Freikuren, enthaltend Unter-
kunft, Verpflegung, ärzliche Behandlung, Bä-
der und Kurmittel, für insgesamt 47 Manu
zur Verfüaung gestellt hat.
X Nachahmenswertes Beispiel! Die llnterfach-
grupne Schuhgeschäfte des badischen Einzelhandels
E. V. hat eine Sammlung von Schuhen für die Ge-
schädigten von Oeschelbronn veranstaltet, an der
sich alle Schuhgeschäfte beteiligt haben.
X Nersarbendruckpostkarten von Heidel-
berg. In der Kunsthandlung Welker,
Hauptstraße 106, sind drei neue Viersarben-
druckpostkarten nach Originalgemälden des be-
kannten Heidelberger Künstlers Franz Huth
erschienen, die künstlerisch sehr gut gelungen
sind. Diese Postkarten, die im Weltsormat

bürg, Hannover, Karlsruhe (Baden), Köln,
Leipzig, Ludwigshafen (Rhein), Mannheim,
München, Nürnberg, Pforzheim, Stuttgart,
lllm (Donau), und Wandsbeck. Nach den übri-
gen innerdeutschen Orten ist hier Postgut nur
bei der gleichzeitigen Ouflieferung von minde-
stens fünf Sendungen nach demselben Bestim-
mungsort einschließlich dessen Vororten zuge-
lassen.
X Ein sehr schönes Andenken an die Hl.-
Rockzeit ist soeben bei der Firma Musikverlag
Hans Keßler in Trier, Brotstraße, erschienen,
nämlich eine Grammophon-Schallplatte, die
von der Elektromusik-Gesellschaft m. b. H. in
Vaihingen bei Stuttgart hergestellt wurde.
Die Platte enthält auf der einen Seite die
Ansprache des Hochwürdigsten Herrn Bischofs
Dr. Bornewasser, auf der anderen Seite das
Heilig-Rock-Lied von Domkäpellmeister Stock-
hausen, gesungen vom Trierer Domchor. Die
Platte kostet 2,50 Mark, sie zeichnet sich durch
Klarheit und Reinheit aus und wird allen
eine willkommene Erinnerung an die große
Trierer Zeit sein.
X Die neuen Normgrötzen für Flaggen. Be-
kanntlich ist der Text'.l-Normenausschuß der

Heidelberg, dem 15. September 1933.
Sevtembrrabend
Seltsam ist dies blasse Dämmerweben,
Das aus festen Formen löst die Dinge.
Wie ein Atem streift's von feuchter Schwinge.
Sanfter wird und stiller alles Leben,
Scheint verhalten in sich selbst zu ruhen.
Waldher schleicht die Nacht auf leisen Schuhen.
Zwischen Licht und Dunkel schwankt die Waage.
Reifer Erde strahlendes Gesicht
Ist von grauem Pinsel überwischt.
Wendschauer rührt mit stummer Frage
Ob die Sommerpracht im Schattenspiele
Schon den ersten Hauch der Welke fühle.
Auf der Waage schwanken auch die Tage,
GH' im Nebel tote Blätter lodern
Und des Herbstwalds Opferfeuer lodern.
Heinrich Leis in der „K. V."
Seist SeWIbrvnn!
Wmf M die SvortveMM
Mn großes Unglück Hot die badische Gemeinde
O^chMronn bei Pforzheim getroffen, lieber
200 Gebäude find durch einen Riefenbrand zer-
stört worden. Schlechte, finanzielle Vevhältniste
Hadem vielen WvamdgefchMgten eine Versiche-
rung ihres «Gutes unmöglich gemacht. Es ist da-
her eine heilige Pflicht, diesem armen Menschen
zu helfen. Alle uns angeschlossenen Vereine un
badischen Land erhöhen daher ihre Eintritts-
preise zu sportlichen Veranstaltungen um 1«
Pfennig pro Eintrittskarte. (Arbeitslose frei)
sür die Dauer von 4 Wochen, ab 16. September
1333. Die hierdurch evWölte Überschuß wird
jeweils bom Woche zu Woche auf das Konto Nr.
4100 bei der Städtischen Sparkasse Pforzheim
Äilbezahlt, bezw. überwiesen.
Der Führer des nationolsozialWschen deut-
schen Sportverbandez e. B. Baden:
gsz.: Robert Roth, M. d. R.
Abgesagte KundMumen
Infolge des plötzlichen Ablebens des stellver-
tretenden Leiters der NSDAP, und Amtslei-
ters der Organisations-Abteilung der deutschen
Arbeitsfront Pg. Reinhold Muchow hat der
Bszirksleiter der deutschen Arbeitsfront Süd-
West, Pg. Fritz Plattner, angeordnet, daß die
für Samstag, den 16. September 1933 geplan-
ten Veranstaltungen — und zwar sowohl die
Kundgebung der NSDAP, auf dem Schloßplatz
als auch der Festakt im badischen Staatstheater
— in Karlsruhe abgesagt und auf einen spa-
teren Termin verlegt werden.
Aus demselben Grunde ist der
Bezirksjugendtag des Verbandes der weib-
lichen Angestellten am 1k. und 17. Sep-
tsmber in Heidelberg
ausaühoben und aus den 7. und 8. Oktober 1933

Wie die Pressestelle der Ortsjugendfüh-vung
mitkeM, mußte die für Freitag, den 15. Sep-
tember, amMetzte JugenWundgsbung wegen
Plötzlicher Verhinderung Karl Cevffs verscho-
ben werden.
Die Kundgebung, wobei Karl Cevff über „I u-
gend im Staat" sprechen wird, findet am
Freitag, den 2 2. «September, statt.
RMsgraf von Angelhelm
gestorben
Im 51. Lebensjahre verstarb Reichsgraf
Philipp Rudolf von Ingelheim, Echter zu
Mespelbrunn, Dr. jur. et. rer. Pol. h. c., der am
7. März 1883 in Geisenheim a. Rh. geboren
wurde. Er besuchte das humanistische Gymna-
sium zu Würzburg, war Einjähriger im 4.
Chevauleger-Regiment in Bamberg, studierte
in Bonn Jura und veiheiratete sich 1907 mit
Gräfin Lelo Schenk zu StauffeNberg, die ihm
4 Söhne und 1 Tochter schenkte. Während des
Weltkrieges stand er an der französischen und
ruWschen Front, wurde einmal verwundet und
kehrte erst im Februar 1919 zurück. Von der
französischen Besatzung wurde er auf sechs Wo-
chen eingesperrt und 1921 aus seinen rheinischen
Besitzungen ausgswiefen. Er bewohnte dann bis
zum Jahre 1930 das Schloß Gamberg bei Dau-
beMschofsiheim, dessen Ortschaft ihm das Ehren-
bürgerrecht verlieh. Seit September 1930 war
er in Heidelberg ansässig.
Reichsgraf von Ingelheim war Rittmeister
im 1. bayerischen Manenvegiment, Ehrendokter
der Universität Würzburg und Ritter vieler
hoher Orden. Außerdem Erzlämmerer des ehern.
HvrzogStums Nassau, kgl. bayer. Kämmerer,
vovm. erblicher Reichsgraf der Krane Bayern
und Ghvenritter des Souveränen Maltheser-
Ritterordens. Die Ingelheims waren als Ver-
wandte die Rechtsnachfolger und Erben der
Echter von Mespölbrunn, deren Hauptvertveter,
JM«s Echter von Mespelbrunn, war bekannt-
lich Würzburger Fürstbischof und Stifter der
Universität Würzburg. Das Stammschloß der
Echter Gt das berühmte Wasserschloß Mespel-
brunn >im Spessart.

Die Arbeiten ms tem
AmeisenMel
Wieviele Heidelberger mag es geben, die
den Ameisenbuckel bis vor kurzem überhaupt
nicht kannten, ja noch nie etwas von ihm ge-
hört hatten! Wie manche Spaziergänger sind
an ihm achtlos vorbei gewandert, wenn sie
ihre Schritte zum Bierhelderhof richteten!
Von Wald bestanden, nur durch einen unge-
pflegten Weg erreichbar, lag er bisher abseits
von jedem Verkehr. Und nun soll er Bedeu-
tung und höheren Sinn erhalten durch den
neuen Ehrenfriedhof, der auf seinem Rücken
errichtet wird.
Die Zufahrtstraße zu ihm führt den Stei-
gerweg entlang bis zum Schutzhäuschen, wo sie
vom Speyererhofweg rechts abgabelt in der
Richtung zum Bierhelderhof. Der Weg führt
durch Wald, der sich etwa in der Höhe des
Speyererhofs lichtet. Hier überragen einzelne
Föhren, Lärchen und Buchen das Jungholz
und lassen einen herrlichen Blick auf den
Speyererhof frei. Die dazwischen liegende
Mulde ist mit Koniferen, Vlautannen, Rot-
tannen, Weißtannen mannigfaltig und ab-
wechslungsreich bepflanzt. Der Blick schweift
hinüber auf die ausgedehnten Wiesen mit den
Obstbäumen unterhalb des Speyererhofes.
Weiter oben sieht man den Schießplatz liegen
und hier beginnt jetzt zur Rechten die breite
Schneise, die zum Ameisenbuckel führt und die
zur Anmarschstraße umgearbeitet wird. Folgt
man ihr, so gelangt man in mäßiger Steigung
zu einer sich erbreitenden freien Hochfläche, wo
die Erdarbeiten seit einiger Zeit im Gange
sind. Vor unseren Blicken dehnt sich nun vor-
läufig noch eine Wüste aus. Man erblickt
Feldbahnen, Kippwagen, Steinhaufen, große
Löcher und Einschnitte in das Gelände, weiter
nach vorn riesige Anschüttungen, steile Bö-
schungen, es ist der Platz des Ehrenfriedhofs
und des riesigen Versammlungsraumes, der da
geschaffen wird

Ganz vorne, am Rande der Hochfläche, soll
sich das Ehrenmal erheben. Von hier aus bie-
tet sich dem Auge eine wunderbare
Fernsicht. Zur Rechten, halb rückwärts
fällt der Blick aus den Gipfel des Königstuhls
mit seiner Bahnstation, daran schließt sich die
sanftgeschwungene Erhebung des Eaisbergs,
dahinter sieht man den Heiligsnberg, ferner
den Hohen Nistler, den Oelberg und an seinem
Abschwung ganz deutlich die Strahlenburg und
Schriesheim. Dann aber verliert sich der Blick
in die weite Ebene. Die zahlreichen Türme
von Mannheim tauchen in der Ferne auf, im
Westen, je nach dem Wetter bald verschwom-
mener. bald deutlicher die Haardt, während
das Silberband des Neckars in der Ebme im
Bogen dahinzieht. Deutlich sind die D""'me
von Speyer zu sehen und auch kleine Stücke
des Rheins glänzen im Sonnenschein. In der
Ebene zwischen den Feldern liegen dis Dörfer.
Und nun geht der Blick aus der Ferne wieder
in die Nähe auf den A^eiienbuckel. Noyes
Buschwerk ist malerisch überragt von e'n-sl-
nen Föhren und Lärchen. Wundervoll ist dis
herbstliche Beleuchtung der nntergsh-"^sn
Sonne auf den Stämmen der Föhren. Oben
alänzen sie goldgelb, weiter unten in feiner
Abtönung lila bis ins violett. Buschig strecken
sie ihre schwarzgrünen Kronen gegen den Him-
mel. einzelne abgestorbene Aeste ragen gespen-
stisch empor. Gerade diese alten, den nie-
deren Wald und das Buschwerk überragenden
Föhren sind so stimmunosnost! Sie stehen da
wie die Helden, die den Alltag und die Masse
überragen! Ihre gebrochenen, kablen und ab-
gestumpften Aeste erzählen von Kampf und
Sieg, es sind die ehrenden Wunden, die sie
im Kampf mit Wind und Wetter davonaetra-
gen haben Möge nie ein falscher Schönheits-
sinn sie entfernen und die Natur zurechtstutzen
wollen! Sie sind Sinnbilder unserer Kämpfer
und vor allem der toten Helden, deren Hoher
Sinn und Opfergeist über den niederen Alltag
hinaus zum Himmel ragte. Jeder abgestor-
bene und gebrochene Ast der Bäume erzählt
uns von den ehrenden Munden! Sie paßen
zum Ehrenfriedhof Lesser wie jeder Stein.

Und nun schweift der Blick gegen den
Himmel. Schmale Wolkenstreifen ziehen
dort entlang und lösen sich zart und fein auf
im Blau der Unendlichkeit. Alles Irdische ver-
schwindet im Ewigen! Im Walde rauscht der
Herbstwind und mahnt an den kommenden
Winter, an Vlätterfall und Sterben. In der
Tat, ein herrlicher Platz hier auf der Höhe,
umgeben vom Wald, mit dem wunderbaren
Fernblick für den neuen Ehrenfriedhof unserer
Helden. Nur muß man ein Auge dafür haben
und im Festaewand der Seele kommen!


Las Richten der Gleise.
Außer etwa 11 ständigen Arbeitern ist hier
an den ungeheuren Erdbewegungsarbeiten,
am Ausroden der Wllrzelstöcke der Arbeits-
dienst tätig. Seit vielen Wochen arbeiten hier
etwa 100 junge Leute, nicht nach Tariflohn
kragend, sondern nur im freiwilligen Dienst
an Volk und Vaterland. Sie tragen bewußt
die Ehrenschuld an die gefallenen Brüder und
Väter ab, um ihre würdigen Nachfolger zu
werden. Wieviel volkserzieherische Arbeit wird
hier geleistet. Opfersinn und Hingabe für die
Volksgemeinschaft, echter Kameradschaftsgeist
und Äufbauwille! In Wahrheit ein produk-
tive Arbeit im höchsten Grade. Hier werden
geistige Werte geschaffen, die ihre Früchte tra-
gen werden zum Segen der Allgemeinheit!
Das Todesopfer der Gefallenen ist doch nicht
 
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