Nr. 153
„PfSlzer Bote" Heidelberg — Freitag, den 7. Juli 1933
Lew »
AM NNÄ rVemr
Mtlernachrichttn
Für Samstag.
Fortdauer des heißen Sommerwetters,
höchstens vereinzelt Wärmegewitter.
Bezirk Bruchsal
Heidelsheim. (Doppelwohnhaus ein-
geäschert.) Das Doppelwohnhaus der Lanv-
wirte Ple-sch und Manz brannte nebst der
Scheuer bis auf den Grund nieder. Man ver-
mutet Brandstiftung.
Nrikartal, Odenwald, Arankenland
Nnterschwarzach. (Abschied.) Im Laute
der Woche hat Herr Hauptlehrer Franz
Sturm die hiesige Gemeinde verlassen, um
seinen , neuen Posten als Hauptlehrer in
Eubigheim anzutreten. Mit schmerzlichem
Bedauern sah die Gemeinde und nicht zuletzt
die katholische Filialgemeinde den Hauptlehrer
scheiden. Er war ein Mann außerordentlicher
Gewissenhaftigkeit, ein tüchtiger Erzieher, ein
guter Kenner und Freund auch der kirchlichen
Musik. Mit opferbereiter Liebe hat er neben
seinem Lehrerberuf den Dienst des Organisten
und Dirigenten des Kirchenchores begleitet.
Mr wünschen Herrn Hauptlehrer Sturm und
seiner Familie am neuen Wirkungskreis Glück
und Segen, Gesundheit und Wohlergehen. Sein
Andenken wird hier allzeit in Ehren sein.
Hüffenhardt. (V e r k eh r s un f a l l.) Ein
Motorradfahrer wollte einem Fußgänger aas-
weichen. Durch das schnelle Bremsen geriet
jedoch das Kraftrad ins Schleudern, der
Fahrer kam zu Fall und zog sich schwere Ver-
letzungen zu. Der Soziusfahrer kam mit
leichten Verletzungen davon.
Gerlachsheim. (B ü r g er m e ist er w a h l.)
Herr Joseph Baumann wurde zum Bür-
germeister der hiesigen Gemeinde gewählt.
Geisteskranke tötet ihr Kind
Frankenthal, 6. Juli. Eine in der Karl-
Theodor-Straße wohnende Ehefrau tötete ihr
drei Wochen altes Kind, indem sie ihm Mit
einer Rasierklinge die Pulsadern an beiden
Händen durchschnitt. Daraufhin versuchte die
Frau sich auf die gleiche Weise das Leben zu
nehmen. Die Tat geschah kurz vor dem Ein-
treffen des von seiner Arbeitsstelle heim-
kehrenden Ehemannes.
Während bei dem Kinde der Tod infolge
Verblutung bereits eingetreten war, mußte die
Ehefrau durch die Freiwillige Sanitätskolonne
mit lebensgefährlichen Verletzungen in das
, Städtische Krankenhaus eingeliefert werden
Die Tut dürfte infolge Schwermut bzw. Gei-
steskrankheit der Frau begangen worden sein.
BmlMMnder
Wiesloch. Kath. Gesellenverei«. Dis auf Montag,
den 10. Juli, angesetzte Versammlung fällt
aus und findet am Montag, den 17. Juli, statt.
Der Vorstand.
14 Tage Hast für Eckenstehen.
Neustadt a. H., 7. Juli. Der 23 Jahre alte
Sohn Walter der Händlerin Elise Braun war
wegen verkehrsstörenden „Eckenftehens" vom
hiesigen Amtsgericht mit 14 Tagen Haft be-
straft worden. Seine Berufung wurde jetzt
vom Landgericht Frankenthal kostenpflichtig
verworfen.
Somit ist die Haftstrafe von 14 Tagen
rechtskräftig geworden.
Baben unö Nachbarländer
Freiburg f, Br. (Orgelkonzerte.) Ab
Freitag, den 7. Juli, finden bis Mitte Sep-
tember jeweils Dienstags und Freitags von
11 bis 12 Uhr im Münster Orgelkonzerte unmr
Leitung des Domorganisten Wilh. Weitzel
statt.
Freiburg i. Br. (Berufung.) Reichs-
minister Dr. Göbbels hat den Korvettenkapitän
a. D. Werber-Freiburg in den Vorstand
der nsugegvündeten nationalsozialistischen
Rundfunkkammer berufen.
Freiburg i. Br. (M i n i st e r b e s u ch.) Die
badische Regierung wird beim Schauinsland-
rennen um den ADÄC-Bergrekord durch Mi-
nisterpräsident Köhler und Innenminister
Pflaumer vertreten fein.
Waldshut. (Im Rhein ertrunken)
Des Nachmittags ertrank beim hiesigen Strand-
bad der 13jährige Volksschüler Karl Beck. Die
Leiche konnte sofort geborgen werden.
Konstanz. (Militärisches Volksfest)
Das hiesige Standortkommando plant für den
2. und 3. September ein militärisches Volks-
fest, bei dem WeUkampfmannschaften aus den
Standorten Tübingen und Donaueschingen so-
wie die in Konstanz, Radolfzell und Singen
befindlichen Wehrvevbände teilnehmen sollen.
Fort Hechtsheim gebracht und
„ „Rodslbevg" aus-geschüttet. An der
Baustelle sind 120 Mann auf zwei Jahve be-
schäftigt. Mit den Mbruchavbeiten war im De-
zember 1931 begonnen worden, im Juli 1932
begannen die Erb- und sonstigen Arbeiten, im
Mai 1934 iwevden die Evdarbeiten und im
DrutstW Nrte« in Südtirol
verMen
Der Fro-nleichnamstag, der in Südtirol von
jeher mit seltener Feierlichkeit begangen wird,
sollte in diesem Fahre für viele Volksgenossen
schwere seelische Konflikte bringen. In vielen
Orten der Diözese Brixen wurden die Prozessio-
nen von den Behörden sogar untersagt. Der
Grund dafür war, daß Fürstbischof Geisler von
Brixen den kirchlichen Grundsatz gegenüber den
Behörden vertrat, baß die deutschen Kinder bei
rein kirchlichen Veranstaltungen, wie der her-
kömmlichen Fronleichnamsprozession, in der
Muttersprache beten müßten, und zwar ver-
langte der Fürstbischof, daß sich die deutschen
Kinder als Besucher der „Pfarrschulen" (in
denen an den Nachmittagen bekanntlich deutscher
Religionsunterricht durch die Geistlichen erteilt
wird) beteiligen sollten, wodurch das Gebet in
der Muttersprache gewährleistet würde. Darauf-
hin untersagte die faschistische Behörde den Aus-
zug von Prozessionen aus den Kirchen. Im
übrigen wurde von den Faschisten die Anord-
nung getroffen, daß sich alle Aemter, Vereine,
die staatlichen Schulen und vor allem die faschi-
stischen Jugendorgane korporativ am Gottes-
dienst zu beteiligen hätten, -damit die gemein-
samen Gebete von ihnen laut in der Staats-
sprache verrichtet würden und so der Eindruck
erweckt würde, -daß Südtirol kein rein -deutsches
Gebiet fei. Im Bozener Bezirk, der dem italie-
nischen Fürstbischof ENdrizzi von Trient unter-
steht, wurde von diesem die Weisung gegeben,
daß alle Volksschulen sich zu beteiligen hätten
und sich -den Anordnungen -der Seelsorger —
d. -h. der italienischen Balilläkapläne — -hinsicht-
' Im übrigen be-
MMrttand
Neckarwafserstand vom 7. (6.) Juli. Plochin-
gen 34 (34), Heilbronn 120 (122), Jagstfeld
'92 (95), Diedesheim 108 (116), Heidelberg
260 (260).
dem damaligen Flora-Theater der Reichs«
Hauptstadt wurde zum ersten Male die „Be-
wegliche Photographie" dem Publikum vor-
geführt, aus der sich dann im Laufe der salben-
den Jahrzehnte der Film in seiner heutigen
Vervollkommnung entwickelt hat.
Zwar hat damals Max Skladanowsky aus-
reichende Einnahmen durch die praktische Aus-
wertung seiner Erfindung bezogen, doch wurde
er sehr bald durch die gerissenen Brüder
Lumieres seiner geschäftlichen Erfolge be-
raubt und zwar derart, daß infolge einer
skrupellosen Reklame -dieser französischen Kon-
kurrenz auch der Eindruck erweckt wurde, als
ob die beiden Franzosen und nicht Sklada-
nowfky Erfinder des Films seien. Später
tauchte dann der glänzende Name Edison
auf und in wenigen Jahren wußte die Welt
nichts mehr davon, wem sie die Unterhaltungs-
stunden im Kino eigentlich zu verdanken hat
Erfinderschicksal!
Es blieb der jetzigen Reichsregierung Vor-
behalten, das deutsche Volk an die Dankes-
pflicht zu erinnern, die es Skladanowsky gegen-
über hat. Dr. Goebbels suchte -den einsamen
Mann in seiner bescheidenen Wohnung aus und
gab dadurch den Anstoß zu einer Aktion, die
hoffentlich zu ihrem Teil dazu beiträgt, die
Schuld an Skladanowsky abzutragen und ihn
vor weiterer Sorge und Armut zu schützen.
August des gleichen Jahres die R-ostavbsiten,
Grünanlagen u-sw. vollendet sein.
Auf einem Rundgang durch d-ie Baustelle, die
als gewaltiger gähneNd-er Abgrund von oben
gesehen erscheint, durch die sich wie ein Spiel-
zeug die Tunnolröhre zieht, gab -der Direktor
-des N-atuvMorischen Museums, Pro-f. Schm-idt-
gen, interessante Aufklärungen über die Erd-
schichten, die der Tunnel durchschneidet. Es sind
Ablagerungen eines Meeres, das sich am Beginn
der Tertiärz-eit zwischen Taunus, Odenwald,
Pfälzer Bergland und Hunsrück ausbreitste.
Man sicht reine Tonschichten abwechseln mit
Kalkmergeln und plattigen Kalken, zwischen die
oft schwarze Bänder eingeschaltet sind, die braun-
koihlenartige Gebilde sind und von Pflanzennsiten
h-errühven. In d-eu Kalkschichten finden sich zahl-
reiche woh-lerhaltene Rüste von Fischen und
Pflanzen sowie La-ndwirbeltiere, so daß aus
ihnen ein Bild der -damaligen Verhältnisse (ge-
wonnen werden kann.
Deutschland ehrt den Schöpfer des Ms
Eine Dankesschuld wird abgetragen
Dank der Initiative des Reichspropaganda-
ministers Dr. Goebbels hat sich jetzt ein
Ausschuß gebildet „Zur Würdigung der Ver-
dienste des deutschen Film-Erfinders Skla-
danowsky", ein Komitee, welches sich zur
Aufgabe gestellt hat, ein Unrecht gutzumachen,
das an einem deutschen Erfinder be-
gangen wurde.
Als vor einigen Wochen eine Nachricht durch
die Presse ging, nach welcher Max Sklada-
nowsky, der Schöpfer des Films, sein 70.
Lebensjahr vollendete, da wußten in der . Tat
nur wenige von diesem Manne und seinem
Lebenswevk. Wie so viele große Menschen, die
der Welt durch Genie und Ersinderkunst ein
wertvolles Geschenk hinterlassen, so hat auch
Max Skladanowsky Ruhm, Ehre und materiel-
len Erfolg seines Schaffens anderen „geschäfts-
tüchtigeren" Menschen überlassen müssen. Ein-
sam, unbekannt und in Armut lebte er irgend-
wo vier Treppen hoch im Norden Berlins,
während die Geschäftswelt des Kinos unbe-
kümmert um den Schöpfer ihrer Existenz in
aller Welt die ,,en füllt.
Es war im November 1895, als die Brüder
der Skladanowsky dem Direktor des Berliner
Wintergartens, Baron, ihre Erfindung des
„Bioskops", vorführten und den gewiegten
alten Skeptiker schließlich veranlaßten, einen
Versuch mit dieser Neuerung anzullellen In
Kollektivierung, die Knappheit an Futtermit-
teln und das mangelnde Interesse der von der
Scholle losgelösten Bauern führten zu einer
verhängnisvollen Verringerung
des Viehstapels, die sich auf mehr als
50 Prozent des Bestandes von 1928 und 1929
belaufen dürfte. Die Folge dieser verheerenden
Entwicklungen war eine Ernährungskrise des
noch immer stark wachsenden russischen Volkes.
Die Verringerung des Bestandes an Zugtieren
bei -keineswegs entsprechenden Fortschritten in
der Traktorisierung wurde die ordnungsmäßige
Feldbestellung ganz wesentlich erschwert. Die
Verunkrautung der Felder ist während
der letzten Jahre in weiten Teilen des Landes
zu einer bedrohlichen Plage geworden.
Die unglücklichen Auswirkungen der ver-
schärften Sozialisierungspolitik sind den ver-
antwortlichen Leitern der russ. Agrarpolitik
keineswegs verborgen geblieben. Man hat sich
seit Anfang 1932 unter dem Druck der Ver-
hältnisse sogar darum bemüht, durch gewisse
Milderungen des Sozialisierungskurses eie
private Jnitative wieder etwas anzuregen.
Bisher haben aber diese Maßnahmen eine
fühlbare Erleichterung nicht -bringen können.
Der wachsende Widerstand der Bauernschaft
und zahlreiche Sabotageakte führten im ver-
gangenen Herbst zu einer neuen Welle von
Zwangsmaßnahmen, durch die eine Besserung
der Arbeitsleistung erzeugt werden soll. Die
Kollektive und die Staatsbetriebe werden in
schärferer Weise als bisher von Parteileuten
überwacht, damit die sich etwa anbahnenden
Widerstände im Keim erstickt werden können.
Man gewinnt den deutlichen Eindruck, daß m
der russischen Agrarwirtschaft zurzeit ein ver-
zweifelter Kampf um das Sein oder Nichtsein
der azrarsoziakstischen Wirtschaftsweise aus-
gefochten wird.
men mit der Italienischen Jugend in italienischer
Sprache beten und -bei den Prozsssio-nen der
Eindruck vorherrschte, als wäre die ganze Ju-
gend des Bozener Gebietes italienisch. Aus die-
ser Tatsache ersieht man von neuem, daß dis
faschistische Regierung auch die letzten Reste
deutschsprachlicher Betätigung in der Öffent-
lichkeit zu beseitigen trachtet, die sich das Süd-
tiroler Deutschtum wenigstens noch -in kirchlichen
Dingen zu -wahren versucht.
Ist WsWWng des Mainzer rannest
Eine Besichtigung der Bauarbeiten
Mainz, 7. Juli. Die Arbeiten zur Auf-
schlitzung des Mainzer Tunnels sind jetzt bis zu
einem Punkt gediehen, der interessante Auf-
schlüsse ermöglicht über das bisher Geleistete
und das noch zu Laistende. Bei den Bcmarboiten
wurde mit äußerster Vorsicht v-orge-gaugen. Das
TunnÄgswölbe wurde durch -den Einbau eines
40 Meter laugen Eisengerüstes gesichert, das
mit dem Fortschvsiten der Abbruch arbeiten wei-
tevgeschoben wird.
Um die vorgesehene Strecke von 300 Meter
Länge aufzuschlitzen, ist die Bewegung v-o-n rund
350 000 Kubikmeter Erbe erforderlich^ Diese wird
in rund 15 000 Kilometer Zugfahrten aus ein
Gelände beim "
dort zu einem „s
Herausgeber und Verleger: Bereinsdruckerei Hei-
delberg A.-E. (E. Büttner, Direktor). Verantwort-
lich für die Schriftleitung: Carl Fürst, für An-
zeigen und Reklamen: Wilhelm Reichenbach,
sämtlich in Heidelberg. Rotationsdruck der Ver-
einsdruckerei Heidelberg A.-G., Heidelberg, Berg-
heimerstraße 8g.
Bezirk ßeidelberg
Leimen. Verschiedenes.) An einem der
vergangenen Abende fand hier eine Kund-
gebung des B. d. A. statt, bei welcher der
Dsutschrusse Berger aus Neustadt am -schwarzen
,Meer ein ausführliches Referat hielt. Ter
Sängerbund der Portland-Cementwerke trug
durch 2 Chöre zur Verschönerung der Feier
üei. — Am gleichen Abend fand eine Zusam-
menkunft der D. I. K. statt; einstimmig wurde
die Selbstauflösung beschlossen. — Auf Grund
der einMMMEn Zählungslisten konnte die
hiesige EiM^hnerzahI mit 4106 festgestellt
werden. — Der Kaninchen- und Geflügelzucht-
verein veranstaltete am Sonntag eine lokale
Tierschau. Die Schau war sehr gut besucht.
Bezirk Weinheim
".Weinheim. (Von der Leiter ge-
stürz t.) In L au t en w e s chn i tz fiel ein
lunger Mann, der in der Scheune Heu gabeln
wollte, von der ins Rutschen gekommen Leiter.
Mit einem schweren Beckenbruch wurde der
Verunglückte ins Heidelberger Krankenhaus
ubergeführt.
Bezirk Mannheim
!! Mannheim. (Unter einen Lastzug
geraten.) Auf der Dammstraße geriet eine
Radfahrerin aus noch ungeklärter Ursache
unter den Anhänger eines Lastzuges. Ihr
imker Arm wurde von einem Rad des An-
hängers überfahren und zerquetscht. Der
«anitätskrastwagen der Berufsfeuerwehr
brachte die Verletzte in das allgemeine Kran-
kenhaus.
(!) Mannheim. (Aus dem Fenster g e -
bürzt.) Am Mittwoch abend stürzte m der
Wachtstraße ein 3j-ähriger Junge aus einem
Fenster der im dritten Stockwerk gelegenen
elterlichen Wohnung auf den Gehweg. Das
Kind wurde mit einer Gehirnerschütterung in
bas a-M. Krankenhaus eingelie-fert.
(!) Mannheim. (Wieder ein Selbst-
Word.) In der Neckarstadt hat sich die 62
>Mhre alte Frau eines Arbeiters vermu-Uich
msolae eines Nervenleidens mittels Leuchtgas
vergiftet.
Mannheim. (I n Schutz haft genom-
wen.) Aus politischen Günden wurden hier
am Mittwoch sechs Personen in Schutzhaft ge-
nommen.
Neulußheim. (In Schutz hafz. genom-
men.) Weil er -m der -Oeffentlichkeit Belei-
Mgungen gegen die Regierung ausgesprochen
vatte, wurde hier ein junger Mann in Schutz-
vM genommen.
Der landwirtschaftliche Sachverständige bei
der deutschen Botschaft in Moskau, Dn Otto
Schiller, hat im Verlag Parey - Berlin
eine Schrift „Die Kreise der sozialistischen
Landwirtschaft in der Sowjetunion" erschei-
nen lassen, die eine Bilanz der russischen
Landwirtschaft gibt. Der Deutsche Landwirt-
schaftsrat führt zu dieser bedeutsamen Erschei-
nung folgendes aus:
In den ersten Abschnitten des Fünfjahres-
planes versuchten die Sowjets die Sozialisie-
rung mit Macht vorwärtszutreiben: die Sow-
jetregierung hat -seit 1928 ungeheure Anstren-
gungen gemacht, um eine großzügige Steige-
rung der landwirtschaftlichen Erzeugung in
die Wege zu leiten. Man glaubte, daß sich
durch die Verlagerung des Schwergewichtes
der agrarischen Erzeugung von den unrationell
arbeitenden Individualbetrieben zu Kollektiv-
und Staatsbetrieben eine ganz wesentliche
Leistungssteigerung der Landwirtschaft er-
reichen ließe. Ist man über durch diese Uni-
stellung in der russischen Landwirtschaft dem
Ziel einer besseren Versorgung der breiten
Massen -des Volkes mit -landwirtschaftlichen Er-
zeugnissen nähergekommen oder besteht wenig-
stens Aussicht dafür, daß in der Zukunft eine
bessere Versorgung erreicht werden kann?
Zwar ist es gelungen, die Anbauflächen
in erheblichem Umfang zu ver-
größern. Die bestellte Anbaufläche wuchs
zwischen 1928 und 1932 um nicht weniger als
21 Millionen Hektar. Aber die Ertrags-
ziffern pro Flächeneinheit zeigen in dem
gleichen Zeitabschnitt ganz erhebliche
Rückgänge, so daß es bei einzelnen Er-
zeugnissen nicht einmal möglich war, auch bei
wesentlich vergrößterten Anbauflächen und bei
höherem Betriebsaufwand das ursprüngliche
Produktionsvolumen aufrecht zu erhalten. In-
folge der außergewöhnlich guten Ernte von
1930 hat man sich -über die Auswirkungen der
in die Wege geleiteten Maßnahmen schwer
getäuscht. Es zeigte sich in den letzten Jahren,
daß die Vernichtung der privaten Bauernschaft
und mit unzulänglichen Mitteln in Angriff
genommene Vergrößerung der Anbauflächen
Verzweiflungskamps der russischen Landwirtschaft
zu verhängnisvollen Rückschlägern führen
mußte.
Die Erfahrungen, die man mit der Vieh- lich des Betens fügen hätten. Im übrigen
wirtschaft machte, waren wahrscheinlich teiligt-en sich auch hier sämtliche Behörden, Par-
noch entmutigender als die ungünstigen Ent- teiformationen, Jugendorganisationen in faschi-
wicklungen in der pflanzlichen Erzeugung. Die stischer Uniform. So wurde auch im Bozener
eine Zeit lang hemmungslos durchgesührte Bezirk erreicht, daß -die deutschen Kinder zusam-
- "en mit der Italienischen Jugend in italienischer
-pvache beten und bei den Prozsssio-nen der
„PfSlzer Bote" Heidelberg — Freitag, den 7. Juli 1933
Lew »
AM NNÄ rVemr
Mtlernachrichttn
Für Samstag.
Fortdauer des heißen Sommerwetters,
höchstens vereinzelt Wärmegewitter.
Bezirk Bruchsal
Heidelsheim. (Doppelwohnhaus ein-
geäschert.) Das Doppelwohnhaus der Lanv-
wirte Ple-sch und Manz brannte nebst der
Scheuer bis auf den Grund nieder. Man ver-
mutet Brandstiftung.
Nrikartal, Odenwald, Arankenland
Nnterschwarzach. (Abschied.) Im Laute
der Woche hat Herr Hauptlehrer Franz
Sturm die hiesige Gemeinde verlassen, um
seinen , neuen Posten als Hauptlehrer in
Eubigheim anzutreten. Mit schmerzlichem
Bedauern sah die Gemeinde und nicht zuletzt
die katholische Filialgemeinde den Hauptlehrer
scheiden. Er war ein Mann außerordentlicher
Gewissenhaftigkeit, ein tüchtiger Erzieher, ein
guter Kenner und Freund auch der kirchlichen
Musik. Mit opferbereiter Liebe hat er neben
seinem Lehrerberuf den Dienst des Organisten
und Dirigenten des Kirchenchores begleitet.
Mr wünschen Herrn Hauptlehrer Sturm und
seiner Familie am neuen Wirkungskreis Glück
und Segen, Gesundheit und Wohlergehen. Sein
Andenken wird hier allzeit in Ehren sein.
Hüffenhardt. (V e r k eh r s un f a l l.) Ein
Motorradfahrer wollte einem Fußgänger aas-
weichen. Durch das schnelle Bremsen geriet
jedoch das Kraftrad ins Schleudern, der
Fahrer kam zu Fall und zog sich schwere Ver-
letzungen zu. Der Soziusfahrer kam mit
leichten Verletzungen davon.
Gerlachsheim. (B ü r g er m e ist er w a h l.)
Herr Joseph Baumann wurde zum Bür-
germeister der hiesigen Gemeinde gewählt.
Geisteskranke tötet ihr Kind
Frankenthal, 6. Juli. Eine in der Karl-
Theodor-Straße wohnende Ehefrau tötete ihr
drei Wochen altes Kind, indem sie ihm Mit
einer Rasierklinge die Pulsadern an beiden
Händen durchschnitt. Daraufhin versuchte die
Frau sich auf die gleiche Weise das Leben zu
nehmen. Die Tat geschah kurz vor dem Ein-
treffen des von seiner Arbeitsstelle heim-
kehrenden Ehemannes.
Während bei dem Kinde der Tod infolge
Verblutung bereits eingetreten war, mußte die
Ehefrau durch die Freiwillige Sanitätskolonne
mit lebensgefährlichen Verletzungen in das
, Städtische Krankenhaus eingeliefert werden
Die Tut dürfte infolge Schwermut bzw. Gei-
steskrankheit der Frau begangen worden sein.
BmlMMnder
Wiesloch. Kath. Gesellenverei«. Dis auf Montag,
den 10. Juli, angesetzte Versammlung fällt
aus und findet am Montag, den 17. Juli, statt.
Der Vorstand.
14 Tage Hast für Eckenstehen.
Neustadt a. H., 7. Juli. Der 23 Jahre alte
Sohn Walter der Händlerin Elise Braun war
wegen verkehrsstörenden „Eckenftehens" vom
hiesigen Amtsgericht mit 14 Tagen Haft be-
straft worden. Seine Berufung wurde jetzt
vom Landgericht Frankenthal kostenpflichtig
verworfen.
Somit ist die Haftstrafe von 14 Tagen
rechtskräftig geworden.
Baben unö Nachbarländer
Freiburg f, Br. (Orgelkonzerte.) Ab
Freitag, den 7. Juli, finden bis Mitte Sep-
tember jeweils Dienstags und Freitags von
11 bis 12 Uhr im Münster Orgelkonzerte unmr
Leitung des Domorganisten Wilh. Weitzel
statt.
Freiburg i. Br. (Berufung.) Reichs-
minister Dr. Göbbels hat den Korvettenkapitän
a. D. Werber-Freiburg in den Vorstand
der nsugegvündeten nationalsozialistischen
Rundfunkkammer berufen.
Freiburg i. Br. (M i n i st e r b e s u ch.) Die
badische Regierung wird beim Schauinsland-
rennen um den ADÄC-Bergrekord durch Mi-
nisterpräsident Köhler und Innenminister
Pflaumer vertreten fein.
Waldshut. (Im Rhein ertrunken)
Des Nachmittags ertrank beim hiesigen Strand-
bad der 13jährige Volksschüler Karl Beck. Die
Leiche konnte sofort geborgen werden.
Konstanz. (Militärisches Volksfest)
Das hiesige Standortkommando plant für den
2. und 3. September ein militärisches Volks-
fest, bei dem WeUkampfmannschaften aus den
Standorten Tübingen und Donaueschingen so-
wie die in Konstanz, Radolfzell und Singen
befindlichen Wehrvevbände teilnehmen sollen.
Fort Hechtsheim gebracht und
„ „Rodslbevg" aus-geschüttet. An der
Baustelle sind 120 Mann auf zwei Jahve be-
schäftigt. Mit den Mbruchavbeiten war im De-
zember 1931 begonnen worden, im Juli 1932
begannen die Erb- und sonstigen Arbeiten, im
Mai 1934 iwevden die Evdarbeiten und im
DrutstW Nrte« in Südtirol
verMen
Der Fro-nleichnamstag, der in Südtirol von
jeher mit seltener Feierlichkeit begangen wird,
sollte in diesem Fahre für viele Volksgenossen
schwere seelische Konflikte bringen. In vielen
Orten der Diözese Brixen wurden die Prozessio-
nen von den Behörden sogar untersagt. Der
Grund dafür war, daß Fürstbischof Geisler von
Brixen den kirchlichen Grundsatz gegenüber den
Behörden vertrat, baß die deutschen Kinder bei
rein kirchlichen Veranstaltungen, wie der her-
kömmlichen Fronleichnamsprozession, in der
Muttersprache beten müßten, und zwar ver-
langte der Fürstbischof, daß sich die deutschen
Kinder als Besucher der „Pfarrschulen" (in
denen an den Nachmittagen bekanntlich deutscher
Religionsunterricht durch die Geistlichen erteilt
wird) beteiligen sollten, wodurch das Gebet in
der Muttersprache gewährleistet würde. Darauf-
hin untersagte die faschistische Behörde den Aus-
zug von Prozessionen aus den Kirchen. Im
übrigen wurde von den Faschisten die Anord-
nung getroffen, daß sich alle Aemter, Vereine,
die staatlichen Schulen und vor allem die faschi-
stischen Jugendorgane korporativ am Gottes-
dienst zu beteiligen hätten, -damit die gemein-
samen Gebete von ihnen laut in der Staats-
sprache verrichtet würden und so der Eindruck
erweckt würde, -daß Südtirol kein rein -deutsches
Gebiet fei. Im Bozener Bezirk, der dem italie-
nischen Fürstbischof ENdrizzi von Trient unter-
steht, wurde von diesem die Weisung gegeben,
daß alle Volksschulen sich zu beteiligen hätten
und sich -den Anordnungen -der Seelsorger —
d. -h. der italienischen Balilläkapläne — -hinsicht-
' Im übrigen be-
MMrttand
Neckarwafserstand vom 7. (6.) Juli. Plochin-
gen 34 (34), Heilbronn 120 (122), Jagstfeld
'92 (95), Diedesheim 108 (116), Heidelberg
260 (260).
dem damaligen Flora-Theater der Reichs«
Hauptstadt wurde zum ersten Male die „Be-
wegliche Photographie" dem Publikum vor-
geführt, aus der sich dann im Laufe der salben-
den Jahrzehnte der Film in seiner heutigen
Vervollkommnung entwickelt hat.
Zwar hat damals Max Skladanowsky aus-
reichende Einnahmen durch die praktische Aus-
wertung seiner Erfindung bezogen, doch wurde
er sehr bald durch die gerissenen Brüder
Lumieres seiner geschäftlichen Erfolge be-
raubt und zwar derart, daß infolge einer
skrupellosen Reklame -dieser französischen Kon-
kurrenz auch der Eindruck erweckt wurde, als
ob die beiden Franzosen und nicht Sklada-
nowfky Erfinder des Films seien. Später
tauchte dann der glänzende Name Edison
auf und in wenigen Jahren wußte die Welt
nichts mehr davon, wem sie die Unterhaltungs-
stunden im Kino eigentlich zu verdanken hat
Erfinderschicksal!
Es blieb der jetzigen Reichsregierung Vor-
behalten, das deutsche Volk an die Dankes-
pflicht zu erinnern, die es Skladanowsky gegen-
über hat. Dr. Goebbels suchte -den einsamen
Mann in seiner bescheidenen Wohnung aus und
gab dadurch den Anstoß zu einer Aktion, die
hoffentlich zu ihrem Teil dazu beiträgt, die
Schuld an Skladanowsky abzutragen und ihn
vor weiterer Sorge und Armut zu schützen.
August des gleichen Jahres die R-ostavbsiten,
Grünanlagen u-sw. vollendet sein.
Auf einem Rundgang durch d-ie Baustelle, die
als gewaltiger gähneNd-er Abgrund von oben
gesehen erscheint, durch die sich wie ein Spiel-
zeug die Tunnolröhre zieht, gab -der Direktor
-des N-atuvMorischen Museums, Pro-f. Schm-idt-
gen, interessante Aufklärungen über die Erd-
schichten, die der Tunnel durchschneidet. Es sind
Ablagerungen eines Meeres, das sich am Beginn
der Tertiärz-eit zwischen Taunus, Odenwald,
Pfälzer Bergland und Hunsrück ausbreitste.
Man sicht reine Tonschichten abwechseln mit
Kalkmergeln und plattigen Kalken, zwischen die
oft schwarze Bänder eingeschaltet sind, die braun-
koihlenartige Gebilde sind und von Pflanzennsiten
h-errühven. In d-eu Kalkschichten finden sich zahl-
reiche woh-lerhaltene Rüste von Fischen und
Pflanzen sowie La-ndwirbeltiere, so daß aus
ihnen ein Bild der -damaligen Verhältnisse (ge-
wonnen werden kann.
Deutschland ehrt den Schöpfer des Ms
Eine Dankesschuld wird abgetragen
Dank der Initiative des Reichspropaganda-
ministers Dr. Goebbels hat sich jetzt ein
Ausschuß gebildet „Zur Würdigung der Ver-
dienste des deutschen Film-Erfinders Skla-
danowsky", ein Komitee, welches sich zur
Aufgabe gestellt hat, ein Unrecht gutzumachen,
das an einem deutschen Erfinder be-
gangen wurde.
Als vor einigen Wochen eine Nachricht durch
die Presse ging, nach welcher Max Sklada-
nowsky, der Schöpfer des Films, sein 70.
Lebensjahr vollendete, da wußten in der . Tat
nur wenige von diesem Manne und seinem
Lebenswevk. Wie so viele große Menschen, die
der Welt durch Genie und Ersinderkunst ein
wertvolles Geschenk hinterlassen, so hat auch
Max Skladanowsky Ruhm, Ehre und materiel-
len Erfolg seines Schaffens anderen „geschäfts-
tüchtigeren" Menschen überlassen müssen. Ein-
sam, unbekannt und in Armut lebte er irgend-
wo vier Treppen hoch im Norden Berlins,
während die Geschäftswelt des Kinos unbe-
kümmert um den Schöpfer ihrer Existenz in
aller Welt die ,,en füllt.
Es war im November 1895, als die Brüder
der Skladanowsky dem Direktor des Berliner
Wintergartens, Baron, ihre Erfindung des
„Bioskops", vorführten und den gewiegten
alten Skeptiker schließlich veranlaßten, einen
Versuch mit dieser Neuerung anzullellen In
Kollektivierung, die Knappheit an Futtermit-
teln und das mangelnde Interesse der von der
Scholle losgelösten Bauern führten zu einer
verhängnisvollen Verringerung
des Viehstapels, die sich auf mehr als
50 Prozent des Bestandes von 1928 und 1929
belaufen dürfte. Die Folge dieser verheerenden
Entwicklungen war eine Ernährungskrise des
noch immer stark wachsenden russischen Volkes.
Die Verringerung des Bestandes an Zugtieren
bei -keineswegs entsprechenden Fortschritten in
der Traktorisierung wurde die ordnungsmäßige
Feldbestellung ganz wesentlich erschwert. Die
Verunkrautung der Felder ist während
der letzten Jahre in weiten Teilen des Landes
zu einer bedrohlichen Plage geworden.
Die unglücklichen Auswirkungen der ver-
schärften Sozialisierungspolitik sind den ver-
antwortlichen Leitern der russ. Agrarpolitik
keineswegs verborgen geblieben. Man hat sich
seit Anfang 1932 unter dem Druck der Ver-
hältnisse sogar darum bemüht, durch gewisse
Milderungen des Sozialisierungskurses eie
private Jnitative wieder etwas anzuregen.
Bisher haben aber diese Maßnahmen eine
fühlbare Erleichterung nicht -bringen können.
Der wachsende Widerstand der Bauernschaft
und zahlreiche Sabotageakte führten im ver-
gangenen Herbst zu einer neuen Welle von
Zwangsmaßnahmen, durch die eine Besserung
der Arbeitsleistung erzeugt werden soll. Die
Kollektive und die Staatsbetriebe werden in
schärferer Weise als bisher von Parteileuten
überwacht, damit die sich etwa anbahnenden
Widerstände im Keim erstickt werden können.
Man gewinnt den deutlichen Eindruck, daß m
der russischen Agrarwirtschaft zurzeit ein ver-
zweifelter Kampf um das Sein oder Nichtsein
der azrarsoziakstischen Wirtschaftsweise aus-
gefochten wird.
men mit der Italienischen Jugend in italienischer
Sprache beten und -bei den Prozsssio-nen der
Eindruck vorherrschte, als wäre die ganze Ju-
gend des Bozener Gebietes italienisch. Aus die-
ser Tatsache ersieht man von neuem, daß dis
faschistische Regierung auch die letzten Reste
deutschsprachlicher Betätigung in der Öffent-
lichkeit zu beseitigen trachtet, die sich das Süd-
tiroler Deutschtum wenigstens noch -in kirchlichen
Dingen zu -wahren versucht.
Ist WsWWng des Mainzer rannest
Eine Besichtigung der Bauarbeiten
Mainz, 7. Juli. Die Arbeiten zur Auf-
schlitzung des Mainzer Tunnels sind jetzt bis zu
einem Punkt gediehen, der interessante Auf-
schlüsse ermöglicht über das bisher Geleistete
und das noch zu Laistende. Bei den Bcmarboiten
wurde mit äußerster Vorsicht v-orge-gaugen. Das
TunnÄgswölbe wurde durch -den Einbau eines
40 Meter laugen Eisengerüstes gesichert, das
mit dem Fortschvsiten der Abbruch arbeiten wei-
tevgeschoben wird.
Um die vorgesehene Strecke von 300 Meter
Länge aufzuschlitzen, ist die Bewegung v-o-n rund
350 000 Kubikmeter Erbe erforderlich^ Diese wird
in rund 15 000 Kilometer Zugfahrten aus ein
Gelände beim "
dort zu einem „s
Herausgeber und Verleger: Bereinsdruckerei Hei-
delberg A.-E. (E. Büttner, Direktor). Verantwort-
lich für die Schriftleitung: Carl Fürst, für An-
zeigen und Reklamen: Wilhelm Reichenbach,
sämtlich in Heidelberg. Rotationsdruck der Ver-
einsdruckerei Heidelberg A.-G., Heidelberg, Berg-
heimerstraße 8g.
Bezirk ßeidelberg
Leimen. Verschiedenes.) An einem der
vergangenen Abende fand hier eine Kund-
gebung des B. d. A. statt, bei welcher der
Dsutschrusse Berger aus Neustadt am -schwarzen
,Meer ein ausführliches Referat hielt. Ter
Sängerbund der Portland-Cementwerke trug
durch 2 Chöre zur Verschönerung der Feier
üei. — Am gleichen Abend fand eine Zusam-
menkunft der D. I. K. statt; einstimmig wurde
die Selbstauflösung beschlossen. — Auf Grund
der einMMMEn Zählungslisten konnte die
hiesige EiM^hnerzahI mit 4106 festgestellt
werden. — Der Kaninchen- und Geflügelzucht-
verein veranstaltete am Sonntag eine lokale
Tierschau. Die Schau war sehr gut besucht.
Bezirk Weinheim
".Weinheim. (Von der Leiter ge-
stürz t.) In L au t en w e s chn i tz fiel ein
lunger Mann, der in der Scheune Heu gabeln
wollte, von der ins Rutschen gekommen Leiter.
Mit einem schweren Beckenbruch wurde der
Verunglückte ins Heidelberger Krankenhaus
ubergeführt.
Bezirk Mannheim
!! Mannheim. (Unter einen Lastzug
geraten.) Auf der Dammstraße geriet eine
Radfahrerin aus noch ungeklärter Ursache
unter den Anhänger eines Lastzuges. Ihr
imker Arm wurde von einem Rad des An-
hängers überfahren und zerquetscht. Der
«anitätskrastwagen der Berufsfeuerwehr
brachte die Verletzte in das allgemeine Kran-
kenhaus.
(!) Mannheim. (Aus dem Fenster g e -
bürzt.) Am Mittwoch abend stürzte m der
Wachtstraße ein 3j-ähriger Junge aus einem
Fenster der im dritten Stockwerk gelegenen
elterlichen Wohnung auf den Gehweg. Das
Kind wurde mit einer Gehirnerschütterung in
bas a-M. Krankenhaus eingelie-fert.
(!) Mannheim. (Wieder ein Selbst-
Word.) In der Neckarstadt hat sich die 62
>Mhre alte Frau eines Arbeiters vermu-Uich
msolae eines Nervenleidens mittels Leuchtgas
vergiftet.
Mannheim. (I n Schutz haft genom-
wen.) Aus politischen Günden wurden hier
am Mittwoch sechs Personen in Schutzhaft ge-
nommen.
Neulußheim. (In Schutz hafz. genom-
men.) Weil er -m der -Oeffentlichkeit Belei-
Mgungen gegen die Regierung ausgesprochen
vatte, wurde hier ein junger Mann in Schutz-
vM genommen.
Der landwirtschaftliche Sachverständige bei
der deutschen Botschaft in Moskau, Dn Otto
Schiller, hat im Verlag Parey - Berlin
eine Schrift „Die Kreise der sozialistischen
Landwirtschaft in der Sowjetunion" erschei-
nen lassen, die eine Bilanz der russischen
Landwirtschaft gibt. Der Deutsche Landwirt-
schaftsrat führt zu dieser bedeutsamen Erschei-
nung folgendes aus:
In den ersten Abschnitten des Fünfjahres-
planes versuchten die Sowjets die Sozialisie-
rung mit Macht vorwärtszutreiben: die Sow-
jetregierung hat -seit 1928 ungeheure Anstren-
gungen gemacht, um eine großzügige Steige-
rung der landwirtschaftlichen Erzeugung in
die Wege zu leiten. Man glaubte, daß sich
durch die Verlagerung des Schwergewichtes
der agrarischen Erzeugung von den unrationell
arbeitenden Individualbetrieben zu Kollektiv-
und Staatsbetrieben eine ganz wesentliche
Leistungssteigerung der Landwirtschaft er-
reichen ließe. Ist man über durch diese Uni-
stellung in der russischen Landwirtschaft dem
Ziel einer besseren Versorgung der breiten
Massen -des Volkes mit -landwirtschaftlichen Er-
zeugnissen nähergekommen oder besteht wenig-
stens Aussicht dafür, daß in der Zukunft eine
bessere Versorgung erreicht werden kann?
Zwar ist es gelungen, die Anbauflächen
in erheblichem Umfang zu ver-
größern. Die bestellte Anbaufläche wuchs
zwischen 1928 und 1932 um nicht weniger als
21 Millionen Hektar. Aber die Ertrags-
ziffern pro Flächeneinheit zeigen in dem
gleichen Zeitabschnitt ganz erhebliche
Rückgänge, so daß es bei einzelnen Er-
zeugnissen nicht einmal möglich war, auch bei
wesentlich vergrößterten Anbauflächen und bei
höherem Betriebsaufwand das ursprüngliche
Produktionsvolumen aufrecht zu erhalten. In-
folge der außergewöhnlich guten Ernte von
1930 hat man sich -über die Auswirkungen der
in die Wege geleiteten Maßnahmen schwer
getäuscht. Es zeigte sich in den letzten Jahren,
daß die Vernichtung der privaten Bauernschaft
und mit unzulänglichen Mitteln in Angriff
genommene Vergrößerung der Anbauflächen
Verzweiflungskamps der russischen Landwirtschaft
zu verhängnisvollen Rückschlägern führen
mußte.
Die Erfahrungen, die man mit der Vieh- lich des Betens fügen hätten. Im übrigen
wirtschaft machte, waren wahrscheinlich teiligt-en sich auch hier sämtliche Behörden, Par-
noch entmutigender als die ungünstigen Ent- teiformationen, Jugendorganisationen in faschi-
wicklungen in der pflanzlichen Erzeugung. Die stischer Uniform. So wurde auch im Bozener
eine Zeit lang hemmungslos durchgesührte Bezirk erreicht, daß -die deutschen Kinder zusam-
- "en mit der Italienischen Jugend in italienischer
-pvache beten und bei den Prozsssio-nen der