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Aus Grund der von mir abgegebenen genauen Per-
lenbeschreibung hatte man den Einbrecher bald ausfindig
ttucht und verhaftet. Er wurde zu fünf Jahren Kerker
^urtheilt.

Die deutsche Feldpost 1870.
» Kaum irgend eine, die rückwärtigen Verbindungen der
»Mde stehenden Heere mit der Heimath betreffenden Ein-
lösungen ist so sehr populär geworden, wie die deutsche
Mpost im Jahre 1870. Unter der Leitung des Geueral-
»lneisters Stephan hat dieselbe geradezu Großartiges ge-
Wff- Ihr seien daher die nachfolgenden, auf den amt-
E Angaben des deutschen Generalstabswerks basirenden
jll-^ilungen gewidmet.
»1 ^nsgesammt wurden im Verlauf des Feldzuges 77 Feld-
tzl^ustalten mit 788 Beamten, 869 Pferden und 188 Fahr-
/ forurirt.
iW, Einschließlich der Etappen- und Landes-Post traten
!»Kud Krieges auf Französischem Boden 311 Deutsche
lAustalten mit 2140 Beamten und Unter-Beamten in
Wugkeit. Vom 15. Oktober an fand, in ähnlicher Weise
» .die Beförderung von Briefen, auch eine solche von
ökr N- stE und wurde trotz des massenhaften Zuströmens
k Juckereien mit kurzen Unterbrechungen bis zum Ende
< Krieges durchgeführt. Wie sehr diese Packetbeförderung
Bedürfniß, namentlich bei den Belagerungstruppen ent-
^8, geht aus folgenden Zahlen hervor:
» Während der ersten 55 Tage wurden 1 219 533
eingeliefert. — Die Badische und Württembergische
" "°Post hatte schon früher Privatpackete befördert.
u Ganz besonders wohlthätig erwies sich die Postver-
"g für die Cernirungsarmee vor Metz, bei welcher in
.. " fötal ausgesogenen Gebiete vielfach ernster Mangel sich
"in Unbilden einer äußerst schlechten Witterung gesellte.
Aber auch ernsten Gefahren gingen die Feldpostbe-
§Fn aus ihren weiten Fahrten durch Feindesland ent-
und haben sie muthvoll bestanden. Das General-
"^iverk berichtet über zwei Fälle ähnlicher Art wie folgt:
sy. Am 14. November wurde der Postkondukteur Boden-
welcher mit einem Packettransport in der Deutscher
Ks noch nicht besetzten Stadt Sens eingetroffen war,
K wüthenden Volksmassen angegriffen. Nach tapferer
Äenwehr gerietst derselbe, schwer verwundet, in Gefangen-
er, aus welcher er mit dem größten Theile des ihm
esstrauten Transports durch die am nächsten Tage
^ens einrückenden deutschen Truppen befreit wurde. —
!>?, 23. Dezember wiesen die Postillone Dickenbrock und
^chchäfer in einer Thalschlucht zwischen Chablis und
Merre einen feindlichen Angriff erfolgreich mit der blanken
Kfse zurück. Noch zahlreiche andere Fälle dieser Art könnten
"^gezählt werden.
Als Maßstab für die Leistungen der Feldpost dürfte
Thatsache dienen, daß bis zum 31. März 1871 von
"o zur Armee befördert wurde:
N, Durch die nord deutsche Feldpost 89,659,000
Kefe und Postkarten, 2,354,310 Zeitungen, 43,023,460
Mler Dienstgelder, 16,842,460 T Haler Privatgelder,
^,916 Dienstpakete, 1,853,686 Privatpakete.
y,, Durch d>e Bayerische Po st etwa 3,240,000
Kefe, 72,000 eingeschriebene Briefe und Geldbriefe, 90,000
Mete.
Durch die W ür tt emb er gi s che P o st, während der
Zeit vom Ausmarsch bis zur Rückkehr der Truppen
KW,000 Briefe, Briefkarten und Zeitungen, 454,233
MA- und Geld-Sendungen im Werthe von 4,834,983 fl.

Durch die Badische Post 1,470, 500 Postkarten,
gewöhnliche und beschwerte Briefe, 114,400 Zeitungen,
1,908,100 sl. Dienstgelder, 1,023,110 fll Privatgelder,
63,067 Pakete.
Außerdem vermittelte die Post portofrei den sehr um-
fangreichen Briefverkehr der zahllosen Gefangenen aus
Deutschland mit deren Heimath: hierbei sind beispielsweise
nicht weniger wie 5 Millionen Francs an die Kriegsge-
fangenen zur Auszahlung gelangt.

„Wie meinen Sie?"
Ein achter Vollblut-Münchener, der Rentier X., hat sich
wegen Beleidigung zweier Geschäftsreisenden zu verantworten.
In feiner Vertheidigungsrede führte der Angeklagte aus:
Alle Tage mach i ein Spaziergang der Bewegung wegen,
Gott sei Dank müss'n mer no net bei die Stadthauser um
a Arbeit umschaog'n. Sehgen's da mach i meine Beob-
achtungen und bring manches z'samma, wo net amal die
öffentliche Sicherheit was mach« kann. Da les' i zum
Beispiel in der „Neuest'n", daß an Menge so damische Kerl
rum lauf'n, die em Stock oder Schirm unter'« Arm trag'n,
mit Freund' und Bekannte auf der Straß'n plausch'n, dabei'n
Weg versperr'n und grad thuan, als wären's alloanig auf
der Welt, und Oan d' Aug'nbrill'n mit'n 'runterwisch'n, 'n
Andern 'n Mog'n a Loch stoß'n. Gelt! da schimpf'n wohl
d' Leut und die Zeitungen, aber daß a solche Verkehrsstör-
ung recht sakrisch g'straft wer'n thät — da steht nixn,
drinnat. Da hab' i a Patentmittel, dös jedesmal ziahgt-
und Df dene zwoa Herrn hab' i 's a probirt. Die steh'n
mitt'n auf'n Trottoir in der Neuhausergass'n und päppeln
mitanand, als wär's das letztemal, daß z'sammakemma. Der
Oane hat so an Gigerlprügerl unterm Arm und versperrt
querüber 'n ganzen Weg. Brav! denk i mir und steuer'
d'rauf los, Pack das Hintere End vom Stecka und drah den
Querunlant'n zwoamal um die eigene Achs! Der schaugt
wie a Schwalbl und moant: „Aufg'sehg'n!" I stell' mi'
in meiner ganz'n Grüß vor eahm und sag' recht nett: „Wie
meinen Sie ?" Da sagt er: „Das ist eine Unverschämtheit!"
Auf so a Red' gibt's bei mir nix mehrer, da is' aus mit
der Höflichkeit. „Depp", hab' i g'sagt, „z'sammazupfter,
wennst net aug'nblicklich „G'wehr beim Fuß" machst, na
trag i di' in Glaspalast mit Dein Knüppel und mach' an
Kontrollschrag'n aus Dir. Moant ihr zwirmerte Spinner,
daß Ihr alloanig auf der Wellt seid?" Und in der Dick'n
is no a bißl weirer ganga! A Menge Menschen hat sich um
uns versammelt und a Jedes hat grad naus g'lacht wia i
die zwoa Lad'nhupfer z'sammabürstelt hab. Schaugens Herr
Richter! die Kammeraden haben sich auskennt, und i woaß
g'wiß, daß von denne Koaner mehr an Stecka unter'm Arm
trägt, als wie a schwerer Reiter sein Stangl im Monöver.
A Schandarm is a dazua kemma, aber der hat nix dabei
z'thun g'habt und hat g'sagt, wenn die Herrn was woll'n,
no könnan's a Zivilbeleidigungsklag gegen mi' erheben,
sunscht wär nix Kriminalisch an der Sach."
„Nun", meinte der Richter zu den Klägern „es ist em
großer Unfug und eine Rücksichtslosigkeit gegen andere Pas-
santen, wenn man mit Stöcken unter dem Ar maus keine andere
Persönlichkeit Bedacht nimmt, und es könnte wohl einmal
vorkommen, daß im Falle einer Verletzung eine schwere Strafe
ausgesprochen werden dürfte." Ziemlich kleinlaut bemerkte
der eine Kläger: „Ich würde gar nichts gesagt haben, weil
ich mir eine Unachtsamkeit zu Schulden kommen ließ, aber
die Anrede in gekünsteltem Hochdeutsch: „Wie meinen
Sie?" hat mich empört, weil der Hohn ganz deutlich her-
ausgeklungen hat!" „O mein Spezi", fiel der Beklagte ein,
„dös hätt' i Dir Münchnerisch aa sagen kinna, aber als ge-
 
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