MochknikilLgk zLW. Roßm.
-ft. 7. Sonntag, -e»
Warum liebest du Mich nicht!
Warum weinst du mir zu Füßen,
Wohin schleppst du solche Last?
Setze nieder, laß' dich grüßen.
Sieh', nach dir verschmacht' Ich fast.
Warum liebest du Mich nicht?
Vom Himmel trieb Mich Liebe
Nieder in dein wüstes Land,
Hab' für deine dunkeln Triebe
Hier am Kreuz Mich auSgespannt.
Warum liebest du Mich nicht?
Hab' ich nicht in schlechter Krippe,
Hart und kalt, um dich geweint?
Und kaum grüßt mich deine Lippe,
Nicht dein Herz, das Andere meint.
Warum liebest du Mich nicht?
Sahst du nicht für dich Mich wandern
Durch Aegyptens heißen Sand?
Und du klagest um die Andern,
Schreitest, von Mir abgewandt.
Warum liebest du Mich nicht?
14 Februar 1892.
Blutschweiß hat Mir ausgetrieben
An dem Oelberg deine Schuld,
Blutschweiß dein verkehrtes Lieben,
Und du buhlst um and're Huld.
Warum liebest du Mich nicht?
Und verrathen und gefangen
Ward Ich einst für dich allein.
Für dich schlug man Meine Wangen,
Und quälet and're Pein.
Warum liebest du Mich nicht?
Daß die Geißeln Mich zerrissen,
Daß der Dorn Mein Haupt durchdrang,
Hab' Ich für dich dulden müssen,
Doch um Mich ist dir nicht bang.
Warum liebest du Mich nicht?
Starke Seelen müssen tragen
Manchen herben Erdenschmerz.!
Niemals in dem Kampf verzagen,
Muthig blicken himmelwärts.
Liebe mich! Verzage nicht!
Habe so viel bitt're Stunden,
Hin und her nach dir gesucht,
Doch kaum hab' Ich dich gefunden.
Nimmst du kalt vor Mir die Flucht.
Warum liebest du Mich nicht?
Ach, Ich habe auch geliebet,
Und viel treuer noch als du,
Und Mein Lieb' hat Mich betrübet,
Arme Seele, das bist du!
Warum liebest du Mich nicht?
Für dich fastend vierzig Tage,
Hungert' Ich allein nach dir.
Und nun bringst du deine Klage,
Aber nicht dein Herz zu Mir.
Warum liebest du Mich nicht?
Die mit Mühe sind beladen.
Rief zu trösten Ich zu Mir,
Du allein läßt dir nicht ratheu,
Wünschest and're Hülfe dir.
Warum liebest du Mich nicht?
Die Pfeift.
Ein höherer Offizier aus der französischen Armee, der
seiner häufigen und mitunter sehr großen Gichtschmerzen
wegen schon längere Zeit dienstunfähig gewesen war, zog
sich vor einigen Jahren in eine Heilanstalt zurück, welche
der Leitung barmherziger Schwestern übergeben war. Er
hätte das schon früher gethan, wenn nicht ein Umstand ihn
davon abgehalteu hätte. Er war nämlich von Hause aus
katholisch, war aber schon bald nach seiner ersten hl. Com-
munion in fremde Hände gekommen und hatte sich in seinem
Militärstande vollends Gott und der Religion entfremdet.
Darum wollte er auch als Kranker um keinen Preis vo«
katholischen Ordensschwestern gepflegt werden, hatte aber,
wie er meinte, jetzt das richtige Mittel gefunden, um auch
in der Anstalt daran vorbeizukommen. Zu diesem Zwecke
nahm er seinen Burschen oder Leibdiener mit hinein, und
sollte ihm also nie eine barmherzige Schwester irgendwie
nahe zu treten haben. Die Schwestern, von seiner Ge-
sinnung unterrichtet, waren denn auch ganz zurückhaltend
gegen ihn und hatten schon im Voraus alle religiösen
Gegenstände aus seinem Zimmer entfernt mit Ausnahme
eines einfachen Kruzifixes, von dem sie hofften, daß er
dieses nicht verweisen werde. Aber kaum bemerkte er das-
selbe an der Wand seinem Bette gegenüber, als er auch
schon in gebieterischem Tone rief: „Schwester, schaffen Sie
-ft. 7. Sonntag, -e»
Warum liebest du Mich nicht!
Warum weinst du mir zu Füßen,
Wohin schleppst du solche Last?
Setze nieder, laß' dich grüßen.
Sieh', nach dir verschmacht' Ich fast.
Warum liebest du Mich nicht?
Vom Himmel trieb Mich Liebe
Nieder in dein wüstes Land,
Hab' für deine dunkeln Triebe
Hier am Kreuz Mich auSgespannt.
Warum liebest du Mich nicht?
Hab' ich nicht in schlechter Krippe,
Hart und kalt, um dich geweint?
Und kaum grüßt mich deine Lippe,
Nicht dein Herz, das Andere meint.
Warum liebest du Mich nicht?
Sahst du nicht für dich Mich wandern
Durch Aegyptens heißen Sand?
Und du klagest um die Andern,
Schreitest, von Mir abgewandt.
Warum liebest du Mich nicht?
14 Februar 1892.
Blutschweiß hat Mir ausgetrieben
An dem Oelberg deine Schuld,
Blutschweiß dein verkehrtes Lieben,
Und du buhlst um and're Huld.
Warum liebest du Mich nicht?
Und verrathen und gefangen
Ward Ich einst für dich allein.
Für dich schlug man Meine Wangen,
Und quälet and're Pein.
Warum liebest du Mich nicht?
Daß die Geißeln Mich zerrissen,
Daß der Dorn Mein Haupt durchdrang,
Hab' Ich für dich dulden müssen,
Doch um Mich ist dir nicht bang.
Warum liebest du Mich nicht?
Starke Seelen müssen tragen
Manchen herben Erdenschmerz.!
Niemals in dem Kampf verzagen,
Muthig blicken himmelwärts.
Liebe mich! Verzage nicht!
Habe so viel bitt're Stunden,
Hin und her nach dir gesucht,
Doch kaum hab' Ich dich gefunden.
Nimmst du kalt vor Mir die Flucht.
Warum liebest du Mich nicht?
Ach, Ich habe auch geliebet,
Und viel treuer noch als du,
Und Mein Lieb' hat Mich betrübet,
Arme Seele, das bist du!
Warum liebest du Mich nicht?
Für dich fastend vierzig Tage,
Hungert' Ich allein nach dir.
Und nun bringst du deine Klage,
Aber nicht dein Herz zu Mir.
Warum liebest du Mich nicht?
Die mit Mühe sind beladen.
Rief zu trösten Ich zu Mir,
Du allein läßt dir nicht ratheu,
Wünschest and're Hülfe dir.
Warum liebest du Mich nicht?
Die Pfeift.
Ein höherer Offizier aus der französischen Armee, der
seiner häufigen und mitunter sehr großen Gichtschmerzen
wegen schon längere Zeit dienstunfähig gewesen war, zog
sich vor einigen Jahren in eine Heilanstalt zurück, welche
der Leitung barmherziger Schwestern übergeben war. Er
hätte das schon früher gethan, wenn nicht ein Umstand ihn
davon abgehalteu hätte. Er war nämlich von Hause aus
katholisch, war aber schon bald nach seiner ersten hl. Com-
munion in fremde Hände gekommen und hatte sich in seinem
Militärstande vollends Gott und der Religion entfremdet.
Darum wollte er auch als Kranker um keinen Preis vo«
katholischen Ordensschwestern gepflegt werden, hatte aber,
wie er meinte, jetzt das richtige Mittel gefunden, um auch
in der Anstalt daran vorbeizukommen. Zu diesem Zwecke
nahm er seinen Burschen oder Leibdiener mit hinein, und
sollte ihm also nie eine barmherzige Schwester irgendwie
nahe zu treten haben. Die Schwestern, von seiner Ge-
sinnung unterrichtet, waren denn auch ganz zurückhaltend
gegen ihn und hatten schon im Voraus alle religiösen
Gegenstände aus seinem Zimmer entfernt mit Ausnahme
eines einfachen Kruzifixes, von dem sie hofften, daß er
dieses nicht verweisen werde. Aber kaum bemerkte er das-
selbe an der Wand seinem Bette gegenüber, als er auch
schon in gebieterischem Tone rief: „Schwester, schaffen Sie