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Pfälzer Volksblatt: Organ für Wahrheit, Freiheit & Recht — 1.1897

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Februar 1897
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Nr. 27
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https://doi.org/10.11588/diglit.42846#0111

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den ^Müllheim, 1. Febr. Gestern früh fand man
iM "^heiratheten Schaffner Brändlin von Freiburg
auf dem hiesig n Bahnhof; demselben war ein
ig Wenkel abgefahren. Bränvlin kam mit dem um
y Uhr Zg fälligen Personenzug von Basel hier
sa^te hier übernachten und es scheint, daß
Ikr w Aufsuchen des Nachtquartiers vomBaS-
achtschnellzug erfaßt und getödtet wurde.
H,, ^uggeu, 1. Februar. Gestern wurde hier ein
tz^echen verübt. Als der Kaufmann Tanner, ein
M lediger Herr, nach Hause kam, fand er seine
!tbr S Hauswesen führende Schwester, die Haupt -
hiN S'W^twe Schilling, ebenfalls eine ältere Person,
A dem Ladentisch bewußtlos und aus mehreren
i^"°kn am Kopfe blutend liegen und die Ladenkasse
Inhalts beraubt auf dem Ladentische stehen.
sinn, alte Frau bis jetzt noch nicht zur Be-
Wk g gekommen und konnte daher auch keine An-
lew Zachen. Anscheinend rühren die Wunden von
i»er^ scharfen Instrumente her. An dem Aufkommen
Per sehr beliebten Frau wird gezweifelt.
Mainz, 2. Fwr. Dir gestern erschienene erste
gs.Mer des Amtsblattes der kgl. preußischen und
zrjWrzoglich hessischen Eisenbahnbirektiou in Mainz
Uw: E heute erfolgte Urbernahme der Hessischen
«l, HSdahn 'u die Verwaltung Preußen- u. Hessens
Zum Direktionspräsidenten ist OberregierungS-
U« Deubach ernannt worden. Außer demselben
M der Direktion an: Direktor Maschmann, Bau-
^Hkyl, Rsgierungsrath Gallo, Fmanzrath Dr.
und Regierungsasscffor Dr. Platho.

, GsrtchlMs!.
litz. Heidelberg, 3. Fsbr. (S ch öffeng eri ch ts s itz-
Hki? ?om 1. Febc.) 1. In der Klage gegen Ranimund
Hitz Friedrich Wegener, Student von Frankfurt a- O.
^b^^'Uvssen, wegen Widerstands gegen die Staatsae-
iitzk uud Hausfriedensbruch, erhielt ersterer 100 M- Geld-
während die Uebrigen fc-igesprochen wurden. 2.
Taglöhner von Laudenau, erhielt wegen Bs-
Äer Tage Gefängniß. 3. Johann Rieger, Hausbursche
'*weg»u Diebstahl 10 Tage Gefängniß-
- . Mannheim, 29. Jan. Strafkammer III.
tz^ Der 20 Jahre alte Land. Wilhelm Mitsch von
siAladt rempelte am 30. November v. I. auf der
ktzAstaße Heidelberg Eppelheim mit seinem Fuhrwerk
Ed? von ver Ehefrau des Johann Böhm II. aus
itz/geführten Handkarren an, sodaß dir Laune
tzktk« eren an ein Hinderrad des Mitsch'schen Fuhr-
Han? schlug, wobei die Frau Böhm an der rechten
Ms ^letzt wurde. Mitsch wurde zu einer Geld-
Urj^.don 20 Mark evcnt. 2 Tagen Gefängniß ver-
tzjx?' Der 20 Jahre alte, wegen Diebstahls schon
h^ Echolt vorbestrafte Crmentarbeiter Heinrig Jlg
stromer stahl in Heidelberg im Hause Bergheimer-
einem Stubengenossen, der ihm für eine
Kartier gewährt hatte, dem Cementarbeiter
Da?,Weber, das Portemonnaie mit 4 M. Inhalt.
Ijch ."Weil lautete auf 5 Monate Gefängniß, abzüg-
? Wochen der Untersuchungshaft.
tz».' Der in Heidelberg ansässige, 41 Jahre alte
Hausmeister Wilhelm Beckenhaupt von Gaiberg
vorigen Jahre vier seiner Gesellen die gs-
M o?,.Abzüge slir die Krankenkasse gemacht, von
sHuld' 0- ca. 19. M. nicht adgeliefert. Er ent-
ik h?8t sich heute mit drückender Nothlage, in die
- Krankheit in der Familie und Ueberhaud-
rrs?7 der Konkurrenz gekommen sei. Das Gericht
dixswegen Vergehens gegen 8 82 6 des Kranken-
^^ungsgffetzes aus 5 Mark Geldstrafe event. 1
»Gffänguiß.
ÄG, Das Schöffengericht Heidelberg hatte den 19
Mx? Ek" Gärtner Heinrich Reisinger und den 20
hort, alten Zimmermann Joh. Friedrich Huber von
Hjk .^gen Körperverletzung zu je 2 Wochen Gesang-
h"^rtheilt. Ihre Berufung wurde verworfen.
hattz ^Wegen Uebertretuag der Gewerbe-Ordnung
tvokwb r Hausirer Johann Gebhard von Jockgrimm,
ftlgs'?sl rn Eppingen, eine schöfftngerichtliche Geld
ch-ltzi,vvn io Mark evrut. 2 Tage Gefängniß er-
chütt- ' Seine Berufung gegen dieses Elkenntniß
rjx nicht den Erfolg der Freisprechung, aber
* ?afe wurde auf 3 Mark herabgesetzt.
bür j, ^^nstanz, 1. Febr. Der Fall Hegele
^Nii? Schwurgericht. Schon 5 Stunden vor Be^
r Verhandlung sammelte sich eine große Menge
beiderlei Geschlechts vordem LandgsrichtS-
hzx w dem sich das Schwurgericht befindet; es
h„r?Hwer, einen Platz zu erobern. Der Angeklagte
ihz 7.früher Stunde aus dem Amtsgefängniß in
-«s.i^nchtSgedäude geführt und in einem Zimmer
«tzg.M untergebrächt. Eine Viertelstunde vor der
AMZeit betrat er den Sitzungssaal. Sein
littzl ^u hat durch die Untersuchungshaft wenig ge-
heilt', dreht dem Publikum den Rücken u. scheint
öez viel geweint zu haben. Der Vorsitzende
Ttam/^ch^hafes ist Freiherr v. Rüpprlin. Die
Zitz?Anwaltschaft vertritt Staatsanwalt Uibel. Der
tMeii hnvrzt. Brügger aus Kceuzlingen ist nicht
Zetz?jW Di? Krankenhausverwaltung sendet ein
U'w, daß Brügger nervös und zu erregt sei, um

vernommen zu werden. Die Anklage beschuldigt He-
gels 1) als Vorstand der Reichsbanknebenstelle in
Konstanz 11 Jahre lang fortgesetzt zu vielen Malen
das Kaffabuch unrichtig geführt und insbesondere die
Reichsbank um M. 624,527.93 geschädigt zu haben;
2) das Vermögen des Zahnarztes Brügger in Kceuz-
lingen dadurch geschädigt zu haben, daß er Brügger
zur Hergabe von M. 50,000 unter falschen Vorspie,
gelungen bewogen hat; 3) daß er die Katharine Vog-
ler, Privatiere in Radolfzell, durch seine Beziehungen
zu hervorragenden Finanzgrößen bewogen habe, an
der Börse zu spielen und zu diesem Zwecke M. 20,000
herzugeben. Vergehen gegen die 8Z 350 und 351
R.St.G.B. Der Angeklagte, auS Meßkirch gebürtig,
42 Jahre alt, altkatholisch, verheirathet, besuchte das
Lyceum bis Obec-Quarta, war dann Volontär in
einem Bankhaus und besuchte später die Vorbereit
ungsschule für das Einjährigen Examen in Bruchsal.
Als 1883 der frühere Direktor, sein Vater, einen
Schlaganfall bekam, besorgte Hegele junior proviso
risch das Geschäft seines Vaters. Im August 1884
starb der alte Hezele und der Sohn wurde definitiv
angestellt. Ec giebt au, er habe sich nicht als Be-
amter betrachtet; von dem Vorsitzenden wird ihm
hierauf de-- Wortlaut der Dienstverpflichtung vorge-
lesen, in der er ausdrücklich «'s Beamter bezeichnet
wird. Ebenso lauten die sonstigen geschäftlichen Be-
stimmungen für die Beamten. Die Kaution betrug
M. 30,000 und wurde als solch? von seinem Vater
auf seinen Namen überschrieben. Als Gehalt waren
ihm M. 3000 garantirt; kam aus den Geschästszinsen
diese Summe nicht heraus, so mußte die Reichsbauk
den fehlenden Theil zuschießen. Nur ein Mal betrug
die Tantieme M. 3200. Von dieser Summe mußte
Hegele M. 35 monatlich für dm Kassadlener, M. 300
jährlich für den Bureauraum und außerdem noch Be-
leuchtung und Heizung bezahlen, sodaß ihm ein Rein-
einkommen von nur M. 1700 blieb. Hierzu kommen
die Zinsen aus seinem Privatvermögen Sein Vater
hatte schon unglücklich spekulirt und M. 53,000 Schul-
den hinterlassen. Um dieselben zu begleichen, machte
der Sohn die ersten Eingriffe in die Kasse und zwar
nahm er zuerst M. 60,000 im Jahre 1885. Dann
wurde es mehr und mehr bis zur Höhe von Mark
600,000. H'gele kaufte gewöhnlich 3—4000 österr.
Kreditaktien auf Vorprämien und zwar regelmäßig
auf Rathschläge von dem Bankhaus Schnemann und
Düring iu Berlin, mit dem er befreundet war. Er
arbeitete außerdem noch mit der Darmstädter Bank.
Im Jahre 1892 hatte er sechs Millionen Mark Um-
satz mit einem Verlust von M. 50,000 1893 gewann
er M. 118,000, welche jedoch in dem folgenden Jahre
wieder verloren gingen. Der Gesammtverlust betrug
M. 325,000. Dir Darmstädter Bank hat gewußt,
daß Hegele Reichsbankagent war, weil sie davon
Kenntniß hatte, daß er die Stelle seines Vaters über-
nommen hatte und weil sie ihm persönliche U berwei-
sungen auf sein Girokonto machte. Am 14. Sept.
1895 kam Direktor von Loewenich unerwartet. Hegele
täuschte ihn, indem er M. 161,000 Vorschuß auf
Effekten buchte und M. 85,000 von der Post dazu
nahm. So trug er auf die Namen verschiedener Per-
sonen Vorschüsse angeblich auf VrrkaufZauftcäge ein.
Die Effekten schickte er an das Verkauftkomptotr nach
Berlin und wenn die Preise nicht erreicht wurden,
ging es wieder zurück. — Die Haushaltung Hrgeles
verschlang M. 70,000, darunter M. 30 000 für Ban-
ken und für fingirte TaKt-emerr, au Geschäftsfreunde,
um sie immer bei guter Laune zu erhalten, Mark
100,000. 4000 Mark kostete sein Privatleben. Für
Mark 20,000 hatte er Antheilscheine an der Schah
fabrik Krmzlingen. Verborgt will der Angeklagte keine
Gelder haben. Er habe einfach gelebt und sei jeden
Abend bei seiner Familie gewesen, aber mit Mark
1800 habe er nicht auskommsn köanrn. — Das Ur-
theil lautet gegen Hegele wegen Amtsunterschlagung
auf s i eb en Ja hr e Zuchthaus und zehnjähri-
gen Ehrverlust.

Vermischte Nachrichten.
— Speyer, 1. Febr. Ein ungemein frecher Ein-
b-uchsdiebsiahl wurde heute Nacht in dem in der
Hauptstraße befindlichen Latwn der Dr. Jäger'schen
Buchhandlung verübt. Die Diebe erbrachen einen
Seitenfensterladen, drückten die Fensterscheibe ein und
entwendeten aus einer Kassette etwa M. 600 in Baar,
eine Anzahl verschiedener Werthmarken, sowie eine
M. 50 lautende, bei der Dr. Jäger'schen Buchhand-
lung eingegangene Posteinzahlungskarte, die zur Er-
hebung bei der Post bereits mit dem QuittungSver-
merk versehen war. Der Werth der Posteinzahlung
wurde bereits heute Morgen um 8 Uhr bei der Post
erhoben. Vom den Thätern fehlt bis jetzt jede Spur.
— Sein 50jähriges Berufsjubiläum feierte gestern
Herr Schriftsetzer Jokob Wolf; er ist seit 30 Jahren
ununterbrochen in der Dr. Jäger'schen Offizin thätig.
— Köln, 2. Febr. In dem im benachbarten Kalk
belegeuen Bandeisenwalzwerk von Felser u. Co. zer-
sprang heute Nachmittmg ein großes Schwungrad,
dessen einzelne Theile das Dach durchschlugen und

in benachbarten Straßen niedersauste. Ein großes
Eisenstück durcyschlug einen neuerbauten Kamin. Meh-
rere Personen Warden verletzt, zwei derselben wurden
durch ausströmenden Dampf schwer verbrüht, sodaß
ihre sofortige U-berführung ins Krankenhaus ange-
ordnet wurde. Die Feuerwehr ist zur Hilfeleistung
herangezogen worden.
— Metz, 2. Febr. Wie die Metzger Ztg."
meldet, ist Graf Georg von Häseler, einziger Bruder
des kommandierenden Generals des 16. Armeekorps,
Grafen Gottlieb von Häseler, am vergangenen DienS-
^tag in Milwaukee im Staate Wisconsin am Herz-
schlage gestorben.
— Scheveuingen, 2. Febr. Herr Gustav Ab-
ler, der Generaldirektor der GesammtetablissementS
Adlon und Dressel auf der Berliner GewerbeauSstel-
lung für 1896, welcher vorher das „Savoy Hotel",
Berlin dirigirte, hat nunmehr die Direktion deS Hotel
Kurhaus in Scheveuingen übernommen.
— Amsterdam, 31. Jan. Gestern wurde wieder-
um und zwar am Hellen Tage, Mittags 12 Uhr, dies-
mal auf dem Nieuwen Markt ein Dienstmädchen von
einem Manne angefallen und durch einen Messerstich
in den Rücken schwer verletzt. Dec Thater brachte
sich darauf selbst zwei Messerstiche bei. Beide Ver-
letzten wurden in demselben Wagen in ein Kranken-
haus überführt. Man vermuthete allgemein in dem
Thäter auch den Urheber der übrigen fünf Mordan-
fälle gefunden zu haben, bei dem es sich wahrschein-
lich um einen Fall von Wahnsinn handelt, jedoch hat
sich diese Annahme nicht bestätigt. ES handelt sich
hier vielmehr nachweislich um eine einfache Eifersuchts-
affaire. Uebrig?ns sind die Wunden beider Verletzten
nicht gefährlich. In Folge dieser Aufklärung hat sich
die Aufregung, die auf die erste Kunde von dem neuen
Verbrechen sich Aller bemächtigte, natürlich wieder
gelegt.

Hanvel und Verkehr.
* Heidelberg. 2. Febr. Fleischpreise der Heidelberger
Fleischer-Innung für die 1. Hälfte des Mts- Febr. 1897
Ochsenfleiscb per 1- Kilo 72 P g. Rindfl. 65 Pfa., Rinder-
leber 65 Pfa-, Roastbeef und Hinterfl. je 5 Pfg. mehr.
Kalbfl. 70 Pfg. Kalbschn tzel 160 Mk. Schweinefl.70 Pfg
und Hammelfleisch 60 Pfg.

Neueste Nachrichten.
* Karlsruhe, 2. Febr. An Wasserstandsnach-
richten liegen vor: Wolfach: Kinzig gestern Nachmit-
tags 50 Ctm., heute Vormittags 2 Mir.; Offenburg
meldet starken Regen nnd Hochwasser in der Kinzig;
Schönmünzach: Murg 150 Ctm., steigt weiter; Rastatt:
Gestern Nachmittags 50 Ctm. heute Vormittags 265
Ctm. steigt; aus Baden-Baden wird starkes Steigen
der Oos gemeldet; Maxau: Rhein 3 Mtr. steigt.
Kehl: 187 Ctm. steigt. Waldshut: gestern Mittag
134 Ctm. steigt. — Von den technischen Behörden
werden die nöthigen Vorsichtsmaßregeln ergriffen.
* Rom, 2. Febr. Die Studenten in Neapel be-
gingen Ocdnungswidrigkeiten, so daß die Universität
dis auf Weiteres geschlossen wnrde.

Pilgerreise zum hl. Lande.
Oster» 1897.
sBorsitzender Se. Emmen; Kardinal Krementz,
Erzbischof von Köln.^
Jeatscher Verein vom h. Lande.
Der Verein vom hl. Laude veranstaltet wie bis-
her, so auch in diesem Jahre gleich nach den Oster-
tagen eine Pilgerreise zu den y. Stätten Palästinas.
Punkte, welche durch die orientalischen Wirren irgend-
welche Gefahren oder auch Unbequemlichkeiten für die
Theilnehmer bieten könnten, werden nicht berührt
Das Meer ist um diese Jahreszeit von Stürmen frei.
Außer den Stätten des hl. Landes selbst werden
Aegypten, Syrien, Kleinasien und Griechenland besucht
werden. Bei genügender Betheiligung wird mittelst
Extra-Dampfer gefahren werden. Da die Führung
der Karawanen in bewährten Händen liegt, so können
sich die Pilger, frei von jede- Unruhe und Sorge,
ganz den Eindrücken der Reise hingeben. Die Ge-
samm'.kosten der Reise betragen ca. 1200 M. Behufs
einschlägiger Literatur, weiterer Information und An-
schluß wende man sich an die Organisation z. H.
L. Richen, Pfarrer, Viersen (Rheinland).
vr. Herm. Jos. Schmitz,
Weihbischof.

A M PHMr
regelmäßiges Eintreffen der Zeitung. Man wolle in solchen
Fällen stets zunächst eine schriftliche Beschwerde unter ge-
nauer Angabe der fehlenden, oder verspätet eingetroffnen
Blätter an dasjenige Postamt richten, wo die Zeitung be-
stellt ist, und erst dann, wenn dadurch keine Abhülfe erfolgt,
uns unter Einsendung einer Abschrift der Beschwerde Mit-
theilung machen.
Expedition des Pfälzer Vottsblntt"
 
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