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Pfälzer Volksblatt: Organ für Wahrheit, Freiheit & Recht — 1.1897

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November 1897
DOI Artikel:
Nr. 271
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https://doi.org/10.11588/diglit.42846#1107

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Heidelberger

/iminoroin-
>. riotit-
Xu»8«u-

Kunstwerken; Henry Brachmann, Pelzhändler; Bern
stein, Mäntelfabrikant; Auerbachstein u. Co.

die Mauern der Waarenhäuser eingestürzt. So viel
bis jetzt festgestellt worden, ist das Feuer in einem
großen Waarenhause in Wellstreet, einer Seitenstraße
von Jewin Street, ausgebrochen. Die Arbeiter be-
fanden sich glücklicher Weise beim Mittagessen und so
war zunächst keine Gefahr für Menschenleben vor-
Händen. Sonst wäre die Lage derselben eine sehr
bedenkliche gewesen, denn die Flammen schlugen zuerst
vom Parterre hervor. Um 1 Uhr war das Feuer
bemerkt worden und eine viertel Stunde später erschien
die Feuerwehr, allein die Flammen verbreiteten sich
bei dem herrschenden starken Winde mit solcher
Schnelligkeit, daß um halb 3 Uhr bereits sämmtliche
Waarenhäuser in Jewinstreet, Jewin CreScent, Wells«
street und Hamsellstreet lichterloh brannten. Von allen
Seiten war die Feuerwehr herangezogen worden und
um die genannte Zeit waren nicht weniger als 44
Dampfspritzen mit 300 Feuerwehrmännern in Tätig-
keit. Seit dem Jahre 1666 soll eine solche Feuers-
brunst in London nicht mehr vorgekommcn sein. Unter
den Maaren, die massenhaft zerstört worden sind,
werden besonders erwähnt: Schirme, Strohhüte, Seifen,
Seide, Papier, Handschuhe und Stickereien. In ein-
zelnen Fällen ist eS den Eigenthümern oder deren
Angestellten gelungen, die Geschäftsbücher zu retten.
ES ist vorgekommcn, daß Besitzer von Waarenhäusern,
die sich in der Menge befanden und zuschauten, wie
das Feuer in den Häusern Anderer wüthete, plötzlich
entdeckten, daß auch ihre weiter abliegenden Häuser von
den Flammen ergriffen waren.
Die Enge der Straßen hinderte das wirksame
Eingreifen der Feuerwehr. Diese richtete das Haupt-
augenmerk darauf, das Fortschritten der Flammen,
nach Aldersgate zu verhindern und das gelang denn
auch, als das Feuer zwei Mäutelfabriken erreichte,
deren mit Tuch gefüllte Waarenhäuser vollständig
durchnäßt waren. Außerdem stürzten am Eingänge
zu Monkwellstreet plötzlich zwei Gebäude zusammen,
wodurch eine große Lücke zwischen brennenden u. nicht
brennenden Häusern entstand, welchen Umstand die
Feuerwehr sich sofort zu Nutze machte. Um 5 Uhr
war es derselben gelungen, eine weitere Verbreitung
des Feuers zu verhindern, doch bedurfte es noch
großer Anstrengungen, um die Flammen zu löschen.
Einen Augenblick war die alte Kirche von St. GileS,
Cripplegate, ernstlich bedroht und obgleich dar BikarS-
gebäudr niederbrande, kam die Kirche selbst doch mit
nur gerinfügigen Beschädigungen davon. Der durch
das Feuer verursachte Schaden läßt sich noch gar
nicht ermessen: die Schätzungen schwanken zwischen 2
und 5 Mill. Lstr. Mindestens 300 Thelephonlinien
sind zerstört und die Verbindung mit vielen großen
Städten ist unterbrochen worden. Merkwürdigerweise
scheinen, obgleich alle Straßen in der Umgebung der
Feuerstätte dicht gedrängt voll Menschen waren, keine
ernstlichen Verletzungen vorgekommcn zu sein. Zwei
Feuerwehrleute wurden mit Mühe aus einem brennen-
den Hause gerettet und einige andere erlitten leichte
Verletzungen. In der Liste der vom Feuer geschädig-
ten Firmen finden wir folgende deutsche klingende
Namen: Oppenheimer und Co., Commiffionäre;
Willingerhaus u. Co.; Hildesheimer u. Co.; Jakobi,
Strohwaaren-Agent; Georg Berg, Graveur; Lander
Berger u. Co.; Thomas Berg, Kravatten-Fabrikant;
Fritz Bergmann, Agent; F. A Richter u. Co., Spiel-
zeug-Fabrikanten; Misch und Stock, Verleger von

ö. Die Berufung deS 24 Jahre alten Taglöhners X
Mmuel Heck von Eppelheim, den daS Schöffengericht
^kgen Körperverletzung mit 14 Tage Gefängniß vor-
Mraft hatte, wurde als unbegründet verworfen.
6. Ohne alle Ursache stieß der 21 Jahre alte
^sselschmisd Otto Schwarz von hier in der Nacht
MA 20. Oktober d. I. auf der Schufftraße in Nc-
Mrau dem verheiratheten Schlosser Theodor Kurz, der
funken die Straße entlang taumelte und dabei
schwarz etwas anrempelte mit einem Dolchmesser den
«nten Oberarm durch und durch, so daß Kurz lange
Aorik lag und heute noch nicht wieder arbeitsfähig ist.
Aec medizinische Sachverständige Bezirksarzt Dr.
Areiff zeigte heute die Wunde. Dieselbe ist geradezu
Ärccklich, siie hatte auf 13 Ctm. die ganze
Duskulamr des Oberarmes durchtrennt, die große
Schlagader und den Hauptnervenstrang durchschnitten.
Hkr rohe Geselle, der ungeachtet seiner Jugend schon
Mreiche Vorstrafen wegen Körperverletzung erlitten hat,
Hürde zu 3 Jahren Gefängniß verurtheilt.

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Heidelberg, Zwingerftraße 7.

Vermischte Nachrichten.
— Elberfeld, 24. Nov. I» der Nacht vom 23.
Am 24. d. M. fuhr auf der Station Barmen-Ritters-
Musen eine Lokomotive einem einfahrenden Güterzug
'n die Flanke, wobei ein Bremser verletzt, und die
Momotive und zehn Wagen beschädigt worden. Der
^reffende Lokomotivführer hatte seine in einem
Mngieikopf stehende Maschine trotz falscher Weichen-
Allung und anscheinend ohne jeglichen Auftrag in
"ktvegung gesetzt.
— Memel, 24. Nov. Die hiesige Brigg „Freuud-
!chaft" ist bei Rutzau (Rußland) 10 Meilen nördlich
/M Memel, gestrandet. Bier Mann der Besatzung
Md ertrunken.
8- Die Gewinner deS große« Loose« der
preußischen Klassenlotterie haben das Geld bereits
^gezahlt erhalten. Elf Bahnwärter, die zusammen
LooS spielten, haben sämmtlich ihre Arbeit
sbrdergelegt. Ein Kommis spielte zum ersten Mal
H der Lotterie und erhielt für seine 2,10 Mark
AOOO Mark auSgezahlt. Er wird in Breslau ein
Matessen- und Kolonialwarengeschäft eröffnen.
M Bierkutscher in Gleivitz erstand beim Kartenspiel
Aen Antheil für 50 Pfg. Er hat jetzt dafür die
Kleinigkeit von 6000 Mark auSgezahlt bekommen.
-- Loudon, 21. Nov. Gestern noch waren die
fraßen, welche den Schauplatz des großen Brandes
M Freitag durchziehen, durch das Publikum abge-
'prrrt und nur wer eine besondere Legitimation vor-
igen konnte, wurde von der Polizei zugelaffen. In
Ar Menge sah man viele Mädchen, welche durch den
"orand der Waarenhäuser beschäftigungslos geworden
Men. Gestern Mittag glimmte das Feuer in den
Mnen noch fort und die Feuerwehr goß ununter-
brochen Wasser auf dieselben. Die Mauern der Ge-
Me sind meist stehen geblieben, aber das Innere
Arselben ist vollständig au-gebrannt. Vielfach waren
'M gestern die Eisenthcile, welche den vollständigen
Msturz der Gebäude verhindert hatten, glühend roth.
der Höh- brnachbarter Waarenhäuser erblickt
H"." nichts als Ruinen. In den Straßen liegt
Menhaft heruntergefallenes Mauerwerk. In einem
Theil des engen J-win CreScent sind auch

Badischer Landtag.
Karlsruhe, 24. Nov.
Zweite Kammer. Erste Sitzung.
Vicepräsident Flüge eröffnet nach 4 llqc oie Satz-
ung mit geschäftlichen Mittheilungen, worauf die Ver-
eidigung der Abgg. Schaier, Geck und Kramer erfolgt.
Eingelaufen sind zwei Wahlproteste gegen die Wahl-
Männerwahlen in einzelnen Bezirken von Heidelberg-
Land und Durlach-Land. ES erfolgt hierauf die
Bildung der provisorischen Abheilungen, denen die
Wahlakten zur Prüfung übergeben werden, worauf
eine längere Pause eintritt.
Nach 6 Uhr wird die Sitzung wieder ausgenommen.
Eine längere Debatte entsteht über die Wahl im
Lörrach-Land, wo Landwirth Dreher mit einer Mehr-
heit von 6 Stimmen gewählt worden ist. Die Wahl«
kommission stellt in Bezug auf diese Wahl Aen An»
trag, vie Abstimmung auSzusetzrn und die Regierung
zu ersuchen, den Protest, dec vom Bezirksamt in
Lörrach zurückgewieseu wurde, zu den Wahlakten dei«
zubringen.
Ab. Wacker (Ctr) macht der Regierung einen Vor-
wurf, daß diese Einsprache den Akten nicht beigefügt
wurde.
Minister Eisenlohr verwahrt sich gegen eine«
solchen Borwurf, da die bisherigen Uebunge» gegen
die Vorlegung solcher Einsprachen sprechen. Die
Regierung sei aber ohne Weiteres bereit, auf einen
Wunsch der Kammer hin, alle gewünschten Einsprachen
vorzulegen.
Abg. Fieser rechtfertigt daS Vorgehen der Regie-
rung, die vollständig korrekt vorgegangen sei. Nach
längerer Debatte wird diesem Antrag zugestimmt.
Abg. v. Bodman berichtet über die Wahl in Dur-
lach-Laud, wo der kons. Abg. Kirchenbauer gewählt
worden ist. Zwei Wahlproteste liegen vor, die eine
Reihe von groben Verstößen gegen die Wahlordnung
bei der Wahl in zwei Orten feststellen. Der Antrag
wird nach langer Debatte dahin angenommen, die
Regierung möge bei diesem Proteste Erhebungen an-
stellen.
Unter großer Heiterkeit des Hauses wird weiter
bekannt gegeben, daß auch ein Protest vom deutsch-
sozialen Verein in Heidelberg gegen die Wahl
des Antisemiten Mampel eingegangen ist.UES wird
darin Beschwerde erhoben über die Art, wie man die
Wahlmännerwahlen in einzelnen Bezirken vorge-
nomm-n und wie der Oberamtmann Pfisterer in
Heidelberg als Beamter für den nationalliberalen
Kandidaten agitirt hatte. Nach längerer Debatte wird
die Abstimmung über die Gültigkeit dieser Wahl bis
morgen ausgesetzt, da voraussichtlich der Protest zu-
rückgezogen wird, die sonstigen Beschwerden aber
bei anderer Gelegenheit zur Sprache gebracht
werden können. Die übrigen Wahlen werden
debattelos für gültig erklärt. Nächste Sitzung: Morgen
10 Uhr. Tagesordnung: Präsidentenwahl. Schluß
der Sitzung 7^4 Uhr.

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