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Verein Historisches Museum der Pfalz [Editor]; Historischer Verein der Pfalz [Editor]
Pfälzisches Museum: Monatsschrift d. Historischen Vereins der Pfalz und des Vereins Historisches Museum der Pfalz — 14.1897

DOI issue:
Nr. 5 (1. Mai 1897)
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https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/pfaelzisches_museum1897/0044
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gewiß, daß die Knochen von außergewöhnlicher Größe waren; läßt man aber die
Geschichten, die darüber erzählt wurden, außer acht, so ist nicht einzusehen, wie eine
solche Auslegung davon abgeleitet und bewiesen werdon kann. Die Frage bleibt
darum auf zwei Hauptsachen beschränkt: Die erste, ob in der Geschichte vom Riesen
Olps nicht ein wenig die Einbildungskraft mitspielte, und die zweite, ob es über-
haupt im wahren Sinn des Wortes Riesen gegeben habe. Was den ersten Punkt
betrifft, so scheint es schwierig, ihn aufzuklären, denn die Leute des Königs haben
sich des Inhaltes der Archive bemächtigt und man weiß nicht recht, wo die Urkunden
nun aufbewahrt sind. Der zweite Punkt aber umfaßt eine zu schwierige Aufgabe,
als daß sie in einem Briefe erledigt werden könnte, worin noch von vielem anderen
die Rede sein soll. Ich behalte mir darum vor, Sie später in einer besonderen Ab-
handlung über diese Frage zu unterhalten und will nun, statt lange Auseinander-
setzungen über Riesen zu machen, lieber von Speier sprechen:
Diese Stadt wurde im letztvergangenen Monat September vom Dauphin,
Monseigneur, eingenommen oder, um es richtiger zu sagen, sie ergab sich ihm frei-
willig aus die Aufforderung, die zu diesem Zweck Lurch den Herrn Marquis d' Uxelles,
Generallieutenant der Armeen des Königs, an die Stadt gerichtet wurde. Die ver-
einbarten Bedingungen lauteten, daß die Stadt Speier sich in den getreuen
Schutz seinerMajestät begeben und eine entsprechendeBesatzungauf-
nehmen werde, wonach sie in ihren alten Rechten, Privilegien und
übrigen Freiheiten unverletzbar erhalten bliebe, sowohl was
ihren kirchlichen als ihren Politischen Stand anlange.Z
Diese Abmachung wurde zunächst am 21. September vereinbart, dann am 1. Oktober
durch den Herrn Marschall Duras und den 5./15. Oktober durch Monseigneur Dauphin
genehmigt. Diese doppelte Ratifizierung, die im Namen des Königs selbst erfolgt
ist, beschwichtigte die Einwohner vollständig über die Absichten des Versailler Hof-
kriegsrates, obwohl bedenkliche Einzelheiten über dessen Beschlüsse bekannt geworden
waren,'und hielt sie, wie ich schon gesagt habe, davon ab, rechtzeitig an den Abzug
zu denken. Nachdem sie ohnehin den ganzen Winter hindurch mit Kriegssteuern,
Einquartierungen und Truppendurchzügen, mit Lieferungen, Zwangsanleihen, Fron-
diensten re. überlastet waren, vermochten sie nicht daran zu glauben, daß der König
seine Zustimmung dazu geben würde, eine Stadt zu Zerstören, die ihm so reiche
Hilfsmittel gewährte. Der Verlauf der Ereignisse aber ließ erkennen, daß sich die
Bewohner von Speier mit ihrem Hoffen schrecklich getäuscht hatten. In der That,
kaum war der Monat Mai angebrochen, als man unserseits begann, die bisherige
Verstellung fallen zu lassen: Der Stadt wurden zunächst ungeheuere Lieferungen
auferlegt und am 20. erhielt der Intendant der Armee, Herr von Lafond, den Auf-
trag/ dem Rate den verhängnisvollen Beschluß anzuzeigen, daß die Stadt zerstört
werden würde. Herr Baron von Monclar, der damals in Speier befehligte, ließ
durch Ausrufer, die zum Herbeilocken des Volkes von Trompetenbläsern begleitet
waren, bekannt geben, daß innerhalb sechs Togen alle Einwohner Speiers mit ihrem
beweglichen Gut die Stadt verlassen „haben müßten, da man am siebenten Tage an
alle Häuser Feuer anlegen werde. Übrigens war mit dieser Veröffentlichung der
Befehl an die Soldaten verknüpft, keinerlei Gewaltthaten zu begehen oder die Ein-
wohner von der Wegführung ihrer Habe abzuhalten. Herr von Lafond erklärte auch
im Auftrag des Königs dem Rate, daß Seine Majestätder König die
Einwohner nicht darum aus derStadt vertreibe, weil er etwa gegen
sie erzürntsei, noch auch in solch erHinsicht, daß er vor seinenFeinden
Furcht hätte, sondern nur weil er anderswo seiner Truppen nötig
bedürfte und nicht wolle, daß seine Feinde in der Stadt irgend welche
Hilfsmittel vorf ändert?) Fürvmhr ein schwacher Trost für die Leute, die zum
0 In dem Buche Du Monts/ sowohl in der französischen wie in der holländischen Ausgabe/
ist dieser Absatz ebenso gesperrt gedruckt.
5) Wie bei 0-
 
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