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Verein Historisches Museum der Pfalz [Hrsg.]; Historischer Verein der Pfalz [Hrsg.]
Pfälzisches Museum: Monatsschrift d. Historischen Vereins der Pfalz und des Vereins Historisches Museum der Pfalz — 17.1900

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Nr. 3 (1. März 1900)
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https://doi.org/10.11588/diglit.30533#0039
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es, den dortigen Hanptvrk der freien Chatten, DMliinm, wähl Maden südöstlich
van Gudensberg ( Berg des Gattes Gwoban, Wodan) nnd später nach Sitz eines
Gaugerichtes, zn verbrennen nnd andere Ortschaften samt Gefilden zu verheeren,
allein Gernianikus mußte dach schleunigst nmkehreu, ahne, nüe er lvahrscheinlich
beabsichtigt hatte, auch die Länder der nördlich der Höhenzüge gegen Niederdeutsch-
land mahnenden Cherusker nnd Marser zn verwüsten, znr Strafe für ihren Tenta-
burger Sieg, nnd sich dann bei der Lippe mit Caeeina zu vereinigen. Dadurch,
daß dieser dort den Rhein überschritt, waren aber die den Chatten zu Hilfe eilenden
Bundesgenossen zurückgehaltcn worden. Gerade die Lippelinie, die in den Teuto-
burger Wald, die Gegend der Teutobnrg, d. h. BvlksburgJ) nämlich Detmold
führt, war es ja, die in Folge der Niederlage des Barns, anno 10 nach Chr. samt
dem Kastell I.Ü80 (vgl. Velleius II, 120, im die Hände der Germanen gefallen,
Germanicus noch im Jahr 15 oder auch 16 nach Chr. nach seinem vergeblichen
Vordringen vom Main aus, nun von, Niederrhein her wiedergewinnen wollte.
Dabei entsetzte er jenes damals wieder, wie anno 10 nach Chr. von den
Germanen belagerte graße Legivnsstandlager und stellte dessen Verbindung mit deni
Rhein durch neue, wohl auf beiden Seiten der Lippe angelegte Straßeustativneu
und Landwehren her, sodaß gerade IIwo den Abschluß von die Lippe durchquerenden
Iännl68 gebildet zu haben scheint, sowie einen Stützpunkt gegen das sigambrische
Gebirgsland im Süden. Daß aber das von Tacitus an zwei verschiedenen Stellen
desselben Kapitels (Xnrml. Il, 7) erwähnte Kastell an der Lippe nicht an deren
Quellen in der Gegend van Paderborn gelegen haben kann, folgt schon daraus,
daß, wenn Germaniens so weit hätte Vordringen können sauf einer schon früher
von Vellern ans auf der nördlichen Seite der Lippe angelegten nnd im weiteren
Verlauf nach der mittleren Weser ziehenden Straße), er nicht gleich nach dieser
nur gegen die untere Lippe gedrungenen Diversion den ungeheuren Umweg über
den Ocean nnd die Emsmündung gemacht hätte, nm nun von Norden her den
Cheruskern in die Flanke zu fallen, die er denn auch vor den Weserbergen traf,
bei Icll.-lla —mi8ö. vielleicht bei der Ilserheide, den Hügeln gegenüber Petershagen,
oder dem Schauenburger Wald gegenüber Minden an der Weser (vgl. meine Ge-
sammelten Aufsätze, II, S. 1 ff.)
Daß IÜ80ir nahe am Rhein lag, geht aber auch ans seiner Bestimmung bei
Ptvlemüns II, l I Z 14 hervor, der nach Aufzählung der Ortschaften des nördlichen
Germaniens, östlich vom Rhein, die südlicheren bannt beginnen läßt unter dem an-
geblichen 28. Längegrad, wahrend er II, 9 tz 8 Vllllsra, jetzt Birten-Xanten gegen-
über der Mündung der Lippe, bloß einen halben weiter westlich ansetzt, nämlich
zn 27" 30' (statt 24' 7') Länge, bei 51" .50' (statt 40') Breite, aber die Quellen
des I,nu8lo8, der bei Lippfpringe entspringenden Ems (II, II Z 1) zu 32" (statt
26" nO') Länge und 5^" (statt 51' 50') Breite. Dies Verhältnis der Längegrade
weist ans die untere Lippe, wo zn Haltern ans dem Annenberg schau früher eine
römische Milstärpasitivn nachgewiesen wurde, wenn auch die wirkliche Polhöhe 51"
45' zu der von Ptol. für Igwo mit 51 ' 30' angegebenen nicht genau stimmt.

ländisch znsammengezogen Aar), wärmster also nicht bloß die Blntader zn verstehen ist. Hiernach
könnte inan die ^clrnnn, oder wie sie dann in westgermanischer Grundform zn lanten hätte,
.lltburann, mit dein in germanischen wie kelchchen Flnßnamen häufigere Suffix nun, einfach als
Wasserader erklären. Bgl. auch schwäbisch Adel, Odel „Sumpf."
b> DaS pnIisurAion deS Ptolemnns !I, II Z IN ist verschrieben für l'ueliburbion
(griech. V für Q Der im Osning, so bei der Grotenburg nnd überhaupt im Niederdeutschen
häufig auftretende st-lur. nnd Bergnamen Tent, Toit, Toot, „Horn, Kegel, Kuppe", hat nichts zu
thun mit der alten Teutobnrg, einer bloßen llatinisiernng nach germanisch tlroutdo, tlrooclo,
rliiuilu lBolkj, sondern kommt scheints direkt von einem nitsächsischen tötjmr „hervorragen", andere
von daher geleiteten Personennamen, wie schon der gotische Name 'I'otilo — altdeutsch Zuozilo,
teils vom übertragenen Begriff von Trink und BlaShorn, daher niederländisch tun „Rohre, Pfeife",
niederdeutsch tutan, auf einer Tute, einem horvförmigen Instrument oder auch einer Gießkanne blaien.
 
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