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Verein Historisches Museum der Pfalz [Editor]; Historischer Verein der Pfalz [Editor]
Pfälzisches Museum: Monatsschrift d. Historischen Vereins der Pfalz und des Vereins Historisches Museum der Pfalz — 18.1901

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Nr. 9 (1. September 1901)
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https://doi.org/10.11588/diglit.63190#0159
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136

So endete der langwierige, erbitterte Krieg mit einem Frieden, der Frankreich
trotz zahlreich erlittener schwerster Niederlagen doch in seinem schon dnrch den
Ryswyker Frieden festgelegten Besitzstand unangetastet ließ und ihm überdies in den
Niederlanden einen wichtigen Festungsgürtel längs der bisherigen Grenze eintrug.
In Spanien aber herrschte nun Ludwig des l4. Enkel unbestritten als König
und bis heute haben sich des Bourbonen Philipp von Anjou Nachkommen — allerdings
nicht ohne Unterbrechungen — im Besitz der den Habsburgern entrissenen Krone
Spaniens behaupten können, während im eigenen Heimatland, in Frankreich, das
alte Königsgeschlecht der Bourbonen des Thrones beraubt wurde. Und wenn dann
auch noch mehrmals ein Bourbon dazu gelangte, die Herrschaft in seinem Stammland
vorübergehend an sich zu bringen, so ist sie dem Geschlechte nun doch seit über
50 Jahren — und wie es scheint endgiltig — wieder verloren.

Die Ortsnamen auf ingen und heim.
Bon Karl Christ, Heidelberg.
(Fortsetzung.)
Daß die nach gewöhnlicher Annahme eine Sippensiedlung bedeutende Endung
ingen häufig gar uicht ursprünglich, sondern aus — inheim entstanden ist, zeigt
auch wieder der zunächst durch einen merkwürdigen Lautnmsprung aus Ücklingen
entstandene Name Ittlingen, zur Karolingerzeit aber Uchlinheim und Huchlinheim
(Heim des Hvchilo oder Hugilo oder Uchilo) an der Elsenz im Badischen. Sv schenkt
ani 17. Juni 82!) ein gewisser Engilbert dem Kloster Lorsch Güter in Huchlinheimer
marea, in Uorinokoimor inuroa sk in Uu^lronsoelp (6ock. Uaur. Il p. 517 no. 2597).
Auch die wahrscheinlich durch falsche Analogie nasalierte Form Uerinolisinr, der
jetzige Birkenauer oder Birkenhof, verhochdeutscht für Birkenhof, in der Gemeinde
Weiler zwischen Sinsheim und Hilsbach, ein alter Zubehör der kurpfälzischen Burg
Steinsberg, ist nicht gebildet mit der patrvnymischen Ableitungssilbe ing- denn das
Heim eines Bering hieße Beringesheim, das seiner Angehörigen Beringoheim, sondern
enthält das Grundwort jenes Burgnamens, d. h. althochdeutsch borA, Koro, bsroo,
porao, poi-68 u. uoch jetzt oberrheinisch Berik für Berg. Die älteste Namensform
dieses früher eine Dorsmark bildenden Hofes steht in vier Lorscher Schenkungs-
briefen: 1) in dem des Siddilo und seiner Gemahlin Ota vom 12. Juni 776 „in
pago Llsen^ovvo in koroclloimor inaroa"; 2) in der des Lloxo vom 12. Juni 796
(ebenda p. 513 no. 2583 sq.),- 3) in der des Reginbert vom 7. Juni 792 (ebenda
p. 525 no. 2625),' 4) in der des Rumhild von 793—794, wo „Lorotmiwck wieder
mit andern Orten dieser Gegend zusammen erwähnt wird (ebenda p. 505 no. 2553),
nämlich Lunnonslloirn (für Zunninis—beim, mit dem Genitiv des Personen-
namens Sunnini zusammengesetzt, jetzt Sinsheim an der Elsenz) und Hiulintisirn
Heim des Diwilo), jetzt Dielheim oberhalb Wieslochs. Ein anderes Heim an
den Bergen war das bei Heidelberg gelegene Bergheim, alt Bergeheim und Berk-
heim (vgl. die Formen in Kriegers topographischem Wörterbuch von Baden), wäh-
rend das hessische Birkenau bei Weinheim, alt Lirekonovvu oder Lirstonowa (so in
einem späteren Zusatz zu einer Lorscher Urkunde von 773, Uou. 6orm. tust. XXI
p. 347) eine mit Birken bestandene Au bedeutet.
Gegenüber von Bergheim bei Heidelberg liegt Neuenheim, alt Xiuvvoulloim
mit dem dortigen Münch- oder Münchhof, alt Xiuvvoubovun. Auch in diesen Namen,
die einfach nut dem Adjektiv „neu" zusammengesetzt sind, spricht wieder nichts für die
beliebte Annahme, die auf heim und Hofen ausgehenden Ortsnamen seien fränkische
Herrenansiedluugen. —
Noch seltsamere Wandlungen wie der obige Namen von Ittlingens hat der
des benachbarten Bockshofes, gleichfalls im Elsenzgau, bezw. im späteren, 1806 an
') Wohl nicht — HciilinAori, anno 976 in den Gegend von Mosbach genannt lWürtenberg.
Urkundenbuch I no. 190).
 
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