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Verein Historisches Museum der Pfalz [Editor]; Historischer Verein der Pfalz [Editor]
Pfälzisches Museum: Monatsschrift d. Historischen Vereins der Pfalz und des Vereins Historisches Museum der Pfalz — 18.1901

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Nr. 2 (1.Februar 1901)
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https://doi.org/10.11588/diglit.63190#0026
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18

Mit dem Moreskenpfeil im Leib,
Fiel ein ihm sein verlass'nes Weib.
Was schlimm an ihr, zerging, verschwand.
So lieblich wie als Bräutlein stand
Sie vor ihm/ und ihn fiel es an,
Daß er doch Unrecht ihr gethan,
Und hält' er viel darum gegeben,
Es ihr zu sagen noch im Leben.
Und da ihm schon ins Auge trat
Die Dämmerung des Todes, bat
Mit Lippen halber nur erschlossen
Er den erschütterten Genossen:
Wenn er sich selbst von dannen bringe,
Daß er ins grüne Elsaß ginge
Und trüge seiner Bittersüßen
Von ihm ein allerletztes Grüßen,
Und sage, wie's ihn im Erblassen
Gereue, daß er sie verlassen.
Dann mit dem bösen Pfeil im Bauch
Stieß aus er seinen letzten Hauch.
Der Andere entschlug sich nicht
Der einmal übernommncn Pflicht.
Bevor ein Jahr verging, befand
Er sich im alten Pfälzer Land.
Am Neckar, wo er heimisch, sah
Er nach, was unterzeit geschah.
Gönnt' aber sich nicht lange Ruh
Und ritt dem schönen Elsaß zu,
Um, wie versprochen, zu bestellen
Den letzten Gruß des Zeltgesellen.
Herr Bligger pflag, wenn er verritt,
Zu nehmens,seine Fiedel mit,
Denn, wie noch jetzt zu lesen steht,
Er war ein trefflicher Poet.
Noch heut' trotz aller Zeitenflucht
Steht mancher Reim von ihm gebucht.
So sann er auch auf dieser Reise
Aus eine neue Minnenweise.
Erst als er ritt in's Elsaß ein
Und nahe kam dem bohen Stein,
Da fiel dem Lust'gen wieder bei,
Daß er ein Trauerbote sei.
Er legte drum bei so gestalten
Sachen ssein Gesicht in Falten.
In einer Herberg nahm er Nahrung,
Gab seine'Fiedel in Verwahrung
Und^zog ein wenig Nachricht ein,
Wie's stehe auf dem Schloß am Stein/
Vernahm'Eso, was^den edlen Degen
Gejagt dem gistgen Pfeil entgegen/
Daß ihn sein Weib nicht gut gehalten.
Erschrack bei Sachen so gestalten,
Wär' gern der Botschaft worden los.

Gab doch dem Herzen einen Stoß
Und ging, trotz allen diesen Dingen,
Den Gruß an seine Statt zu bringen/
Wollte nach abgemachten Sachen
Gleich wieder auf den Weg sich machen.
Ein Monat war vorbei, da nahm
Den Weg er wieder, den er kam.
Zwei Tag' vergingen und vier Wochen,
Bevor die Zwei sich ausgesprochen.
Nicht, daß sie mit verliebten Blicken
Gewußt ihn hätte zu bestricken.
Und doch — wie Krammetsvögel hingen
In eines Vogelstallers Schlingen,
So blieb an diesem Weibe henken
Sein Sinnen all und all sein Denken.
Wenn dies ein Teufel, war er hold.
Das lange Haar wie Aehrengold.
Der Mund, das Äug', der Arm — der Hals —!
O weh, Herr Bligger aus der Pfalz!
Du hast wie deine Seele lieb,
Die deinen Freund in's Elend trieb.
Nun ritt er wieder heim. Es hing
Die Fiedel stumm am Sattelring.
Von seiner Lippe kam kein Reim.
Sein Herz war gänzlich aus dem Leim.
Und wie wird es ergangen sein
Frau Ursula am hohen Stein?
Ich kann es Euch getreulich sagen:
Sie war wie vor den Kopf geschlagen.
Zwar ließ sic es nicht merken, daß
Ein Winter ihr im Herzen saß.
Nur wenn sie einsam und allein,
Schloß auf sie den Kleinodienschrein.
Drin lag ein Becherlein anitzt,
Das sie Herrn Bligger wegstibitzt.
Das nahm sie in die Hand und dann
Mit ihm zu sprechen sie begann:
„O Becherlein, ich bin nicht wert,
Daß mich ein zweiter Mann begehrt.
Wie hatte Jener mich so lieb,
Den ich dem Tod entgegentrieb.
Doch war er selber schuld daran,
Wenn ihm sein Weib nicht unterthan.
Herr Bligger hält' am ersten Tag
Gelenkt mich mit der Wimper Schlag.
Er wird sich hüten einen Drachen,
Wie mich, zu seinem Werb zu machen."
So und noch anders sprach sie mehr
Und seufzte ost und seufzte sehr/
Bis eines Tags, was mach' ich's lang,
Im Hof Herrn Bliggers Fiedel klang.
Wie ward sie rot, wie ward sie bleich,
 
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