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Verein Historisches Museum der Pfalz [Hrsg.]; Historischer Verein der Pfalz [Hrsg.]
Pfälzisches Museum: Monatsschrift d. Historischen Vereins der Pfalz und des Vereins Historisches Museum der Pfalz — 22.1905

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Nr. 3 (März 1905)
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https://doi.org/10.11588/diglit.29783#0059
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4b

irrtümlich durch ein ersetzt hat, indem er sich dabei nach der Endung von OVM74 richtete.

Schwierigkeiten bereitet auch die Deutung des Ausdruckes „superioris".
Schon am Tage, als die Glocke in Speyer eintraf, wurde nur von kundiger Seite
gesagt, daß superioris mit Ergänzung von uuui entweder „eines früheren Jahres"
oder „des vorigen Jahres" bedeuten könne. Der Deutung „des vorigen
Jahres" steht aber die geschichtliche Tatsache entgegen, daß die Verwüstung der
Pfalz durch die von der Glocke genannten Kriegsvölker nicht im vorhergehenden
Jahre 1623, sondern zwei Jahre vor 1624, nämlich im Jahre 1622 stattfand.
Es schien mir schon aus dielen, Grunde natürlicher, superioris zu Lckioobi zu
ziehen und dies als Lokativ von Lupsrius Lckieobum aufzufassen, der dann, die
Übersetzung „im oberen Edenkoben", wo Kirche und Pfarrhaus standen, ergab.

Die Schlußworte der mittleren Schriftzeile: ?ussu äe novo eontlata sind
entgegen meiner ersten Auslegung zu übersetzen: „Zersprungen, (wurde ich) von
neuem gegossen"; denn pussu ist hier offenbar ein von pancko, nicht von patior
herrührendes Partizip und bedeutet „ausgespreitzt, auseinandergerissen, zersprungen"
mit Rücksicht auf die zu Fall gekommene und m Stücke zersprungene Glocke (earripaua).

Die gesamte Schrift auf der Glocke lautet in richtiger Reihenfolge (unter
Weglassung der für sich stehenden Anfangsbuchstaben der 14 Edenkobener Stifter)
nach Übersetzung des lateinischen Teils der Inschriften:

Im Jahre 1624. Durch Feuer floß ich, M. G. W. zu Speier goß mich im
Monat August. In demselben Monat August bin ich im Oberen Edenkoben, als
Kroaten und Polen im Böhmischen Kriege die Pfalz verwüsteten, zusammen mit
dem Turm, niit der Kirche, dem Psarrhause (oder Rathause) und anderen Ge-
bäuden niedergestürzt."

Wichtig bleibt es unter allen Umständen, daß das Historische Museum der
Pfalz die geschichtliche Edenkobener Glocke sein eigen nennen darf. Zur Verwirk-
lichung dieser erfreulichen Tatsache haben außer dem auf Wunsch ungenannten
Speierer Stifter H. W. und Bezirksbaumeister Völcker (Landau) in besonders förder-
licher Weise beigetragen: Kirchenrat Mayer und Rentamtmann Graß in Edenkoben

Miszelle.

Beitrag ;um Weistum derDanerbrngemeinden Haßloch, Gommersheim, Böhl, Hanhofen rc.

Vor etwa Jahresfrist erhielt der Verfasser ein duftiges Brieflein aus Paris. Die Schreiberin
stellte sich darin als Amerikanerin vor und bemerkte, sie sei die Enkelin eines ehemaligen Haßlocher
Bürgers und wohne zur Zeit in Paris, wo ihre Tochter ein Konservatorium besuche. Sie teilte
dann mit, daß sie doch endlich einmal ihre Erbschaftsangelegenheiten geregelt wissen möchte und
nun ihren Anteil an der Ganerb verlange. Ich möchte ihr zur Erhebung der Erb>chaft behilflich
sein, und wenn es nötig wäre, so würde 'sie, da sie doch einmal in der Umgegend wäre, selbst
hierherkommen. Das in Aussicht gestellte Honorar wäre schon der Mühe wert gewesen sich die
Sache zu überlegen. ^Nun, wundern darf es nicht, wenn in der neuen Welt, deren Erbschaften
auch bet uns nicht selten Illusionen erwecken, ans die Gan-Erbschaft vertröstet wird. Kann man
doch selbst von dem Mann, der auf der Ganerb seinem Berufe obliegt, so viel Gereimtes und
Ungereimtes von ihrer Entstehung hören Die Ganerbengemeinden am unteren Speherbach be-
saßen ein Weistum, das i. I. 1467 niedergeschrieden wurde. Herr Pfarrer Blum fand seiner-
zeit das^Buch hier in einem Bauernhause und übermittelte es dem Historischen Verein der Pfalz,
der es in den Mitteilungen II vom Jahre 1871 veröffentlichte. Im Hinweis darauf seien nun
nachstehend zwei^Ergänzungen gemacht. Die eine findet sich im Weistum des Dorfes Haßloch
v. I. 1492, die andere in der Beantwortung des Fragebogens über „Die Erörterung einer
Historisch-Physicalisch-oeconomischen Topographie der Knrpfalz" von Fr. Pet. Wundt. Die Antwort
stammt aus der Feder des reformierten Pfarrers Serini und ist datiert vom 3. X. 1780. Zur
Sacherklärung der letzteren Abschrift sei bemerkt, daß in jener Zeit der Reichszerrissenheit die
Dörfer Haßloch, Böhl und Iggelheim eine Fautei bildeten und diese je zur Hälfte kurpfälzisch
und leiningisch war. Hanhofen gehörte zum Bistum Speyer und Gommersheim war im Besitz
der Freiherrn von^Degenfeld.

1) Aus dem Weistum von Haßloch v. I. 1492:

„Me recht hat die gemeyn hie, daß sie ein heupt sink an den gan Erben, von eine
 
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