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Pfälzner, Peter
Haus und Haushalt: Wohnformen des dritten Jahrtausends vor Christus in Nordmesopotamien — Mainz am Rhein, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.29472#0319
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Zusammenfassung Haus XIII:

Subsistenz und Entwicklungszyklus des Haushaltes

Die Befunde des Hauses XIII erlauben ähnliche Rück-
schlüsse auf die wirtschaftlichen Aktivitäten seiner Be-
wohner wie bei Haus XII. Der Aspekt der Vorratshal-
tung ist von besonderer Bedeutung für diesen Haushalt.
Es werden Feldprodukte für den eigenen Verbrauch und
zur Verwendung als Viehfutter gelagert. Dies spricht für
ackerbauliche Aktivitäten in Verbindung mit Viehhal-
tung.

Entsprechend dem Haushalt XII könnte auch der
Haushalt XIII in jahreszeitlichem Wechsel Ackerbau
und Weidewirtschaft betrieben haben. Im Unterschied
zu Haus XII ist hier jedoch ein permanenter Wohnraum
vorhanden. Dies schließt nicht aus, daß auch diese
Wohnstätte jahreszeitlich verlassen wurde und wäh-
renddessen die Vorräte in den zahlreichen Speicheranla-
gen aufbewahrt wurden.

Der Haushalt zeigt keine Entwicklung, weil das Haus
nur in der Siedlungs-Nutzungsphase 13 bestanden hat.
Als in der Siedlungs-Nutzungsphase 12 das Haus XII
errichtet wurde (s. o.), war das Haus XIII bereits verlas-
sen. Dies war sicher unter anderem durch die Zerstö-
rung des Wohnraumes DC ausgelöst worden.

Haus XIV

Nutzungsphase 14 (Taf. 19-20, Tabelle 64-65)
Das Haus XIV wurde nur in seinem Endplan (Phase 14)
vollständig freigelegt. Auf Grund umfangreicher passi-
ver Nutzungsinventare (s. Kap. 12.1: A VIII und Kap.
12.4: D I) ist es in diesem Zustand besonders detailliert
auswertbar.

Das Haus ist von einer senkrecht auf das Haus zufüh-
renden Sackgasse über den Eingangskorridor CS betret-
bar, durch den eine Entwässerungsrinne (s. Kap. 12.1:
A Va) führt. Der gassenseitige Eingang war mit einer
festen Tür versehen, von der ein Türangelstein zeugt.
Zusätzlich scheint der Eingangskorridor für Vorratshal-
tung verwendet worden zu sein. Vom Korridor erreicht
man zunächst den ehemaligen Hof CO, der in Phase 14
überdacht wurde (s. Kap. 11.8) und unter anderem der
Vorratshaltung diente. Von Raum CO ist der Kernraum
CM erreichbar, der größte Raum des Hauses XIV mit
einem Herd und einer an zwei Wänden verlaufenden
Bank (Abb. 80). Nur vom Kernraum ist der kleine Vor-
ratsraum FP mit einer ziegelverkleideten Vorratsgrube
(s. Kap. 12.1: A Illb) zugänglich (s. Kap. 12.4: D IVa).
Dieser Raum FP gehörte ehemals sicher zum östlich
angrenzenden Haus und wurde offensichtlich erst in
Phase 14 dem Haus zugefügt.

Vom Raum CO aus ist eine zweite Raumgruppe er-
reichbar. Dazu gehört der Raum DL, der als Stall für
Schafe/Ziegen gedeutet werden konnte (s. Kap. 12.4:
D IVb.c). Nördlich davon liegt der Mahlraum DB, der
zusätzlich der Vorratshaltung diente. Dahinter liegt eine
Vorratskammer DK (s. Kap. 12.1: A IIIc) , die über kei-
nen ebenerdigen Zugang verfügt, sondern eine höher
angebrachte Öffnung besessen haben muß, die über
einen Lehmsockel erreichbar war.

Nutzungsphasen 15 bis 20 (Taf. 20)

Das Haus XIV mit dem Kernraum CM hat ab der Sied-
lungs-Nutzungsphase 20 bestanden. Da die älteren Pha-
sen des Hauses nicht auf ganzer Fläche ausgegraben
wurden, kann hier nur eine summarische Zusammen-
fassung der Entwicklung des Hauses gegeben werden.
Von Anfang an hat der Kernraum CM bestanden. Er
scheint die Keimzelle des Hauses gewesen zu sein. Sein
Eingang lag in der Südmauer und war mit Mauervor-
sprüngen auf beiden Seiten hervorgehoben. Das Grund-
stück scheint ansonsten im ältesten Zustand unbebaut
gewesen zu sein, da alle anderen Räume durch eigene,
nicht im Verband mit Raum CM stehende, sondern ge-
gen ihn gesetzte Mauern als spätere Zufügungen ausge-
wiesen sind. Der Kernraum lag also anfangs in der Ecke
eines Hofes. Der Eingang in den Hof von Süden hat
ebenfalls seit der Nutzungsphase 20 in Form eines Kor-
ridors bestanden. Zum Ursprungsplan des Hauses ge-
hörten also der Eingangskorridor und der Kernraum
innerhalb eines festgelegten, rechteckigen Grundstük-
kes, dessen Restraum als Hof genutzt werden konnte.
Dieses Hauskonzept wird als «Parzellenhaus» bezeich-
net (s. Kap. 14). Die Breite der «Parzelle» beträgt
6,30 m. Ohne den Korridorraum, der in eine Lücke zwi-
schen zwei benachbarten Häusern eingepaßt ist, beträgt
die Tiefe der «Parzelle» 6,70 m. Es handelt sich also um
ein annähernd quadratisches Grundstück.

Die hervorgehobene Stellung des Kernraums inner-
halb des Parzellenhauses wird auch durch das verwen-
dete Bauholz ersichtlich. Als einziger Raum des Hauses
war er mit importierten Eichenholzbalken gedeckt (s.
Kap. 12.4: D I).

Im folgenden wurden die Räume DK und DB ange-
baut, die mit einer eigenen Ostmauer gegen den Kern-
raum CM gesetzt wurden und zunächst mit dem Kern-
raum CM durch eine Tür in der Doppelmauer verbun-
den waren. Später wurde dieser Durchgang zugesetzt.
Der Raum DL scheint eine noch spätere Zufügung zu
sein, ebenso wie die Erweiterung des Hauses XIV nach
Osten durch die Hinzufügung des Raumes FP. Die bau-
liche Entwicklung ist also durch eine fortschreitende Be-
bauung der Hoffläche um den Raum CM gekennzeich-
net, die mit der Überdachung des letzten verbleibenden
Hofbereiches CO in der Phase 14 seinen Abschluß fin-
det (s. Kap. 11.8).

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