Capitole; le Laocoon et l’Antinouus, de Belvedere; la
comedie, du Capitole; le satyre de la vigna du Cardi-
nal Sforza qui m’ont le plus agree ä Rome.» Woeiriot
hatte keine einzige Statue aus dieser vermeintlichen
<Spitzengruppe> in seiner Sammlung zu bieten -
obwohl er an anderer Stelle von sich behauptete, er
würde die Antike nach besten Kräften «erneuern und
wiedergeben». Schließlich: Genau zu dem Zeitpunkt,
da der Kunstdiskurs in Frankreich intensiv die Be-
deutung eigener Inventionen thematisiert und sich
zugleich vielfach eine kritische Haltung zum Postulat
einer unbedingten Nachahmung des Vorbildes und
insbesondere auch des <Modells Italien) zu zeigen be-
gann, entschied sich Woeiriot dafür, seine 52 Radie-
rungen nach den rund eineinhalb Jahrzehnten zuvor
erschienenen Kupferstichen des Italieners und «excel-
lent ouvrier» Giovanni Battista Cavalieri zu kopieren,
wie er in der hier erstmals wieder aufgefunden Wid-
mung seines Büchleins freimütig bekennt.
Das alles wäre nun nicht überraschend, wenn hier
ein wenig bedeutender Reproduktionsstecher mit ei-
nem Plagiat schnell hätte Gunst und Geld verdienen
wollen - wie es wohl der Verleger Girolamo Porro
mit seinen beiden Raubdrucken des Cavalieri in Ve-
nedig beabsichtigte (1570 und 1576).3 Aber Woeiriots
Aussagen und seine übrigen Werke bezeugen einen
herausragenden Ehrgeiz, großen künstlerischen An-
spruch und Bildung. So scheint er das erste echte
druckgraphische Selbstbildnis in Frankreich produ-
ziert und sich in der Nachfolge Raffaels gesehen zu
haben — dessen Bildnis er 1559 ebenfalls schon nach
Cavalieri (allerdings mit anderem Rahmen) stach
(Abb. 1). Und sein Umgang mit wichtigen Auftragge-
bern und Humanisten wie seine reich entlohnte An-
114
comedie, du Capitole; le satyre de la vigna du Cardi-
nal Sforza qui m’ont le plus agree ä Rome.» Woeiriot
hatte keine einzige Statue aus dieser vermeintlichen
<Spitzengruppe> in seiner Sammlung zu bieten -
obwohl er an anderer Stelle von sich behauptete, er
würde die Antike nach besten Kräften «erneuern und
wiedergeben». Schließlich: Genau zu dem Zeitpunkt,
da der Kunstdiskurs in Frankreich intensiv die Be-
deutung eigener Inventionen thematisiert und sich
zugleich vielfach eine kritische Haltung zum Postulat
einer unbedingten Nachahmung des Vorbildes und
insbesondere auch des <Modells Italien) zu zeigen be-
gann, entschied sich Woeiriot dafür, seine 52 Radie-
rungen nach den rund eineinhalb Jahrzehnten zuvor
erschienenen Kupferstichen des Italieners und «excel-
lent ouvrier» Giovanni Battista Cavalieri zu kopieren,
wie er in der hier erstmals wieder aufgefunden Wid-
mung seines Büchleins freimütig bekennt.
Das alles wäre nun nicht überraschend, wenn hier
ein wenig bedeutender Reproduktionsstecher mit ei-
nem Plagiat schnell hätte Gunst und Geld verdienen
wollen - wie es wohl der Verleger Girolamo Porro
mit seinen beiden Raubdrucken des Cavalieri in Ve-
nedig beabsichtigte (1570 und 1576).3 Aber Woeiriots
Aussagen und seine übrigen Werke bezeugen einen
herausragenden Ehrgeiz, großen künstlerischen An-
spruch und Bildung. So scheint er das erste echte
druckgraphische Selbstbildnis in Frankreich produ-
ziert und sich in der Nachfolge Raffaels gesehen zu
haben — dessen Bildnis er 1559 ebenfalls schon nach
Cavalieri (allerdings mit anderem Rahmen) stach
(Abb. 1). Und sein Umgang mit wichtigen Auftragge-
bern und Humanisten wie seine reich entlohnte An-
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