NACHWORT
DIE KUNST DER ÜBERSETZUNG
Pierre Woeiriot, Giovanni Battista Cavalieri und
die Antike in Frankreich
Auf den ersten Blick scheint es, als habe der adlige
Goldschmied, graveur, Kunstsachverständige und
dilettierende (Bild-)Gelehrte Pierre Woeiriot II. de
Bouzey (1531/32—1599) schlicht die veränderten Zei-
chen seiner Zeit nicht verstanden — und daher sei
sein kleines Büchlein mit Radierungen nach den an-
tiken Statuen Roms auch zurecht so weitgehend im
Strom des Vergessens versunken. Als Graphiker wird
Woeiriot zwar immerhin schon 1585 in Antoine du
Verdiers Bibliotheque und dann 1677 von Michel de
Marolles unter der Heerschar französischer «peintres
et graveurs lesquels ont Henri en France depuis
1600» genannt, wenn auch nicht im richtigen Jahr-
hundert: «Avec Voueriot, je louerois Bonnemere, /
Alexandre Valee, et Lourdet et le Blond, / f...].»1
Allein die wenig späteren Protagonisten der Schule
von Lothringen — voran Jacques Beilange und Jacques
Callot — verwiesen mit ihrer graphischen Virtuosität,
ihren Erfindungen und aktuellen Themen Woeiriot
mit der Zeit immer mehr in den Rang eines kaum
beachteten Vorläufers. Und wenn doch nicht die
zeitgenössischen Szenen eines Callot, sondern antike
Statuen im Frankreich des späten 16. Jahrhunderts
interessierten, dann hätte man wohl die schönsten
Antiken Roms> erwartet, wie sie etwa Montaigne auf-
listete: «LAdonis qui est dies l’eveque d Aquino, la
louve de bronze et l’enfant qui s’arrache l’espine, du
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DIE KUNST DER ÜBERSETZUNG
Pierre Woeiriot, Giovanni Battista Cavalieri und
die Antike in Frankreich
Auf den ersten Blick scheint es, als habe der adlige
Goldschmied, graveur, Kunstsachverständige und
dilettierende (Bild-)Gelehrte Pierre Woeiriot II. de
Bouzey (1531/32—1599) schlicht die veränderten Zei-
chen seiner Zeit nicht verstanden — und daher sei
sein kleines Büchlein mit Radierungen nach den an-
tiken Statuen Roms auch zurecht so weitgehend im
Strom des Vergessens versunken. Als Graphiker wird
Woeiriot zwar immerhin schon 1585 in Antoine du
Verdiers Bibliotheque und dann 1677 von Michel de
Marolles unter der Heerschar französischer «peintres
et graveurs lesquels ont Henri en France depuis
1600» genannt, wenn auch nicht im richtigen Jahr-
hundert: «Avec Voueriot, je louerois Bonnemere, /
Alexandre Valee, et Lourdet et le Blond, / f...].»1
Allein die wenig späteren Protagonisten der Schule
von Lothringen — voran Jacques Beilange und Jacques
Callot — verwiesen mit ihrer graphischen Virtuosität,
ihren Erfindungen und aktuellen Themen Woeiriot
mit der Zeit immer mehr in den Rang eines kaum
beachteten Vorläufers. Und wenn doch nicht die
zeitgenössischen Szenen eines Callot, sondern antike
Statuen im Frankreich des späten 16. Jahrhunderts
interessierten, dann hätte man wohl die schönsten
Antiken Roms> erwartet, wie sie etwa Montaigne auf-
listete: «LAdonis qui est dies l’eveque d Aquino, la
louve de bronze et l’enfant qui s’arrache l’espine, du
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