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Woeiriot, Pierre; Pfisterer, Ulrich [Editor]
Antiquarum statuarum vrbis romae liber primus: (um 1575) — Heidelberg: Manutius Verlag, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.66718#0149
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Statuenliebe / Statuenhaß:
Die Kontexte der Antiquae statuae

Wenige Schmähschriften auf die Sammelleidenschaft
können es mit den 1575 vorgelegten Tiraden in Gre-
gorio Zuccolos kurzem Discorso intorno allanticaglie
aufnehmen: Über zwei Kapitel und gleich mit einem
nicht enden wollenden Einleitungssatz, der die er-
sten beiden Seiten des Discorso füllt, wird gegen den
Unsinn der Beschäftigung mit und des Sammelns
von antiken Statuen und Münzen polemisiert. Als
Hauptargument dient, daß es sich dabei um keine
echte Wissenschaft und Tugendübung, sondern um
reine «Erkenntnis der Sinne» (»sola notitia de i sen-
si«) gegenüber einer Handwerkskunst handele. So
seien auch die vermeintlichen <Fachgespräche> über
feine Qualitäts-Differenzierungen und Attributionen
arrogante Augenwischerei und Zeitverschwendung,
außerdem der Kunstmarkt für Antiken horrend
überteuert.67 Sowohl die Klage über die Preise anti-
ker Kunstobjekte als auch der Spott über die «ama-
tori», «antiquarii» (um 1538 wird dafür die französi-
sche Übersetzung «curieux» etabliert) und Sammler
hatten zu diesem Zeitpunkt bereits Tradition.68 An-
dererseits führte die schnell wachsende gesellschaftli-
che Bedeutung und der Druck, beim Thema (antike)
Kunst mitreden (und möglichst auch mitsammeln)
zu können — gegen den sich Zuccolo so massiv wen-
det —, auch außerhalb Italiens dazu, daß Wissen
über die Bildkünste, über Architektur und selbst das
<Kunsthandwerk> allenthalben Eingang in die Hand-
bücher, in die Verhaltens- und Erziehungsmanuale
für den Edelmann und angesehenen Bürger fanden.
Dieser Prozeß begann dabei nicht erst mit Baldassare

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