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Die erste Sammlung von Nachstichen antiker Statuen im
französisch-sprachigen Raum erschien um 1575 unter dem
Titel Antiquarum statüarum Vrbis Romae Uber primus. Die
54 Radierungen stammen von dem Goldschmied undgm-
veur Pierre Woeiriot de Bouzey (1532-1599), der aus dem
lothringischen Kleinadel stammte und mit führenden
Humanisten in Lyon im Austausch stand. Sein außerge-
wöhnliches künstlerisches Selbstbewußtsein demonstriert
allein schon sein druckgraphisches Selbstbildnis, ebenfalls
das erste im französisch-sprachigen Raum.
Die Herausforderungen, die Woeiriots Antiquar statuae
stellen, beschränken sich nicht auf die Frage nach der Re-
zeption antiker Kunst im Frankreich des späten r6. Jahr-
hunderts. Im bislang unbekannten Widmungstext zu dieser
Sammlung bekennt Woeiriot freimütig, daß seine Radie-
rungen gar nicht unmittelbar nach den antiken Statuen
aufgenommen worden waren, sondern extrem verkleinert
eine Stichfolge des Giovanni Battista Cavalieri kopieren.
Hieran lassen sich exemplarisch die zeitgenössischen Dis-
kussionen über den Stellenwert von eigener Erfindung
versus Nachahmung und die Spannungen zwischen dem
Anspruch auf eine erneuerte «französische Kultur und den
weithin vorbildlichen Modellen der Antike und Italiens
aufzeigen. Woeiriots Radierungen in ihrer virtuosen Minia-
turisierung und charakteristischen Technik erweisen sich
dabei als Versuch einer «Übersetzung* dieser Vorbilder mit
den spezifischen Mitteln «französischer Kunst*.
Für diese kommentierte Ausgabe stand erstmals ein voll-
ständiges Exemplar des seltenen Werkes zur Verfügung. Im
Anhang sind zudem alle anderen überlieferten Texte Woei-
riots abgedruckt, die ein Gesamtbild seiner Vorstellungen
zu Kunst und Künstlertum zu rekonstruieren erlauben.

ISBN 978-3-934877-93-1
 
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