Pieter van Opmeer und Laurens Beyerlinck
Dürer zeigte, vgl. Kat. 8 u. Kat. 12]. Zum anderen präsentiert das Werk seine
Künstlerbiografien zum ersten Mal überhaupt im Kontext einer Welthistorie und
spricht so der Kunstproduktion eine gesamthistorische Bedeutung zu. Umso
mehr erstaunt, dass die Publikation von Opmeer und Beyerlinck erst in den
letzten Jahren langsam ins Blickfeld der kunsthistorischen Forschung gerät.
Die Weltchronik wurde von dem in Amsterdam geborenen katholischen Apo-
logeten und Historiker Petrus Opmeer [1526-1595] begonnen. Er behandelte
darin den Zeitraum seit Erschaffung der Welt bis in die Jahre 1569/71 in sechs
Büchern und in synoptischer Zusammenstellung vor allem nach geografischen
[Herrschafts-] Bereichen [Italia, Germania, Turcia, America usw.]. Ediert wurde
das Werk allerdings erst posthum durch seinen Sohn Petrus Opmeer d. J., der es
dem Erzherzogpaar in den Niederlanden, Albert und Isabella, widmete und eine
kurze Biografie seines Vaters aus der Feder des Valerius Andreas Desselius vo-
ranstellte. Diese Lebensbeschreibung betont in den letzten Sätzen, dass Opmeer
eng befreundet mit zahlreichen Malern, Bildhauern und Architekten gewesen
sei, „wie man auch aus seinem Werk, der Chronographia, ersehen könne“ [fol. [5r]].
Unter den Freunden werden namentlich genannt Maarten van Heemskerck, Pieter
Aertsen, Willem Tetrode, Frans Floris, Anthonis Mor und Philips Galle. Der kirch-
liche Zensor des Werkes, Laurens Beyerlinck, dessen „Approbatio" bereits aus
dem Jahr 1608 datiert, steuerte für den Druck zudem einen zweiten Teil bei, der
die Chronik nach dem Modell Opmeers von 1572 bis 1611 fortführt.
Außergewöhnlich ist die Bedeutung, die Opmeer der kulturellen und künstle-
rischen Entwicklung in seiner synoptischen Geschichtsdarstellung einräumt. So
nennen die Einträge zum antiken Griechenland neben Philosophen, Gesetzgebern
und Literaten, die teils auch in Porträts wiedergegeben werden, die wichtigen
Künstler und Werke nach Plinius, etwa die Athena-Statue des Phidias [Bd. 1,
S. 38] oder die Errungenschaften des Zeuxis [Bd. 1, S. 124f.]. Die ersten neuzeit-
lichen Künstler, die nun auch mit Holzschnitt-Porträts vorgestellt werden, er-
scheinen als die Wiederbegründer der Malerei in Italien und den Niederlanden,
Giotto [Bd. 1, S. 392; Taf. 21a], von dem die Navicella an St. Peter hervorgehoben
wird, sowie Jan und Hubert van Eyck [Bd. 1, S. 406; Taf. 21b], die als Erfinder der
Ölmalerei gerühmt werden. Erscheinen diese drei in der Kategorie „Ecclesia", so
wechselt der Titel dieser Spalte, in der etwa auch die berühmten Humanisten
der Zeit aufgeführt werden, an einem Punkt [Bd. 1, S. 418] unvermittelt zu „Viri
Illustres" - als ob erst im Laufe des Druckens deutlich geworden wäre, dass eine
neue Kategorie für „Berühmte Männer" notwendig wird. Im Weiteren [auch den
Teil von Beyerlinck eingerechnet] finden sich dann sechs Bildnisse italienischer
Maler und dreizehn nordalpiner Maler und Druckgrafiker. Zahlreiche weitere
Künstler - darunter Michelangelo und Tertrode - werden dagegen nur im Text
erwähnt. Als Kunsttheoretiker sind schließlich Leon Battista Alberti und Luca
Gaurico mit Porträt vorgestellt. Insgesamt nimmt die Publikation in den Reigen
165
Dürer zeigte, vgl. Kat. 8 u. Kat. 12]. Zum anderen präsentiert das Werk seine
Künstlerbiografien zum ersten Mal überhaupt im Kontext einer Welthistorie und
spricht so der Kunstproduktion eine gesamthistorische Bedeutung zu. Umso
mehr erstaunt, dass die Publikation von Opmeer und Beyerlinck erst in den
letzten Jahren langsam ins Blickfeld der kunsthistorischen Forschung gerät.
Die Weltchronik wurde von dem in Amsterdam geborenen katholischen Apo-
logeten und Historiker Petrus Opmeer [1526-1595] begonnen. Er behandelte
darin den Zeitraum seit Erschaffung der Welt bis in die Jahre 1569/71 in sechs
Büchern und in synoptischer Zusammenstellung vor allem nach geografischen
[Herrschafts-] Bereichen [Italia, Germania, Turcia, America usw.]. Ediert wurde
das Werk allerdings erst posthum durch seinen Sohn Petrus Opmeer d. J., der es
dem Erzherzogpaar in den Niederlanden, Albert und Isabella, widmete und eine
kurze Biografie seines Vaters aus der Feder des Valerius Andreas Desselius vo-
ranstellte. Diese Lebensbeschreibung betont in den letzten Sätzen, dass Opmeer
eng befreundet mit zahlreichen Malern, Bildhauern und Architekten gewesen
sei, „wie man auch aus seinem Werk, der Chronographia, ersehen könne“ [fol. [5r]].
Unter den Freunden werden namentlich genannt Maarten van Heemskerck, Pieter
Aertsen, Willem Tetrode, Frans Floris, Anthonis Mor und Philips Galle. Der kirch-
liche Zensor des Werkes, Laurens Beyerlinck, dessen „Approbatio" bereits aus
dem Jahr 1608 datiert, steuerte für den Druck zudem einen zweiten Teil bei, der
die Chronik nach dem Modell Opmeers von 1572 bis 1611 fortführt.
Außergewöhnlich ist die Bedeutung, die Opmeer der kulturellen und künstle-
rischen Entwicklung in seiner synoptischen Geschichtsdarstellung einräumt. So
nennen die Einträge zum antiken Griechenland neben Philosophen, Gesetzgebern
und Literaten, die teils auch in Porträts wiedergegeben werden, die wichtigen
Künstler und Werke nach Plinius, etwa die Athena-Statue des Phidias [Bd. 1,
S. 38] oder die Errungenschaften des Zeuxis [Bd. 1, S. 124f.]. Die ersten neuzeit-
lichen Künstler, die nun auch mit Holzschnitt-Porträts vorgestellt werden, er-
scheinen als die Wiederbegründer der Malerei in Italien und den Niederlanden,
Giotto [Bd. 1, S. 392; Taf. 21a], von dem die Navicella an St. Peter hervorgehoben
wird, sowie Jan und Hubert van Eyck [Bd. 1, S. 406; Taf. 21b], die als Erfinder der
Ölmalerei gerühmt werden. Erscheinen diese drei in der Kategorie „Ecclesia", so
wechselt der Titel dieser Spalte, in der etwa auch die berühmten Humanisten
der Zeit aufgeführt werden, an einem Punkt [Bd. 1, S. 418] unvermittelt zu „Viri
Illustres" - als ob erst im Laufe des Druckens deutlich geworden wäre, dass eine
neue Kategorie für „Berühmte Männer" notwendig wird. Im Weiteren [auch den
Teil von Beyerlinck eingerechnet] finden sich dann sechs Bildnisse italienischer
Maler und dreizehn nordalpiner Maler und Druckgrafiker. Zahlreiche weitere
Künstler - darunter Michelangelo und Tertrode - werden dagegen nur im Text
erwähnt. Als Kunsttheoretiker sind schließlich Leon Battista Alberti und Luca
Gaurico mit Porträt vorgestellt. Insgesamt nimmt die Publikation in den Reigen
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