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Arnold Houbraken

die mit Ausnahme der von Dirk Jongman gestochenen Tafeln D und F im dritten
Band alle von Jacobus Houbraken gestochen wurden. Die Bildquellen der Porträts
waren Zeichnungen und Kupferstiche, teils nach Gemälden angefertigt, die der
Verfasser sich zusenden ließ und von denen manche nicht rechtzeitig ankamen
(Bd. 2, S. 262]. Aus Kostengründen wurden zumeist mehrere Bildnisse auf einer
Platte vereint, wobei ein Gesamtarrangement angestrebt wurde, das in einem
Trompe-l’oeil die Porträts als Bilder im Bild arrangiert. Ein schönes Beispiel dafür
ist die Tafel M im ersten Band, auf der die Bildnisse der als „Stern von Utrecht" ge-
priesenen Anna Maria von Schürmann, von Rembrandt und Jacob Adriaensz Backer
vereint sind (Taf. 51]. Das Porträt dieses Amsterdamer Historienmalers war nach
einem posthum von Theodor Matham gestochenen Bildnis reproduziert, das sei-
nerseits ein Gemälde Hendrick de Keysers wiedergab. Das daneben angebrachte
Bildnis Rembrandts referiert auf eine 1634 entstandene Radierung (B. 2], die da-
runter gezeigten Blätter auf andere Radierungen Rembrandts, wie den seinen Jün-
gern erscheinenden Christus (B. 89] oder den sog. zweiten Orientalenkopf (B. 287].
Das darüber angebrachte Porträt der Anna Schürmann folgt, wie Houbraken selbst
ausführt (Bd. 1, S. 314], deren 1640 entstandenem Selbstbildnis. Auch gibt er an,
dass er der Dargestellten auf dem das Porträt tragenden Sockel eine Eule beigestellt
habe, den „Pallas Vogel". Anna Schürmann war nämlich nicht nur als Malerin und
Grafikerin zu Ansehen gelangt, sondern mehr noch als Gelehrte und Autorin auch
wissenschaftlicher Werke. 1636 war sie als erste Frau an der Universität Utrecht
als Studentin zugelassen worden. „Sie ist im Alter von 71 Jahren 1678 zu Altena
gestorben", schließt Houbraken seine Eloge, „und ihr Ruhm zum größten Teil mit
ihr" (Bd. 1, S. 316].
Der am 25. Dezember 1698 in Dordrecht geborene Jacobus Houbraken gelangte
durch die Stiche zu Ruhm und wurde zu einem europaweit geschätzten und ge-
fragten Stecher von Porträts. Er arbeitete an diversen Porträtserien mit, so zum
Beispiel an den 108 Heads of Illustrious Persons of Great Britain, die von dem His-
toriker Thomas Birch und dem Künstler George Vertue konzipiert worden war
und in zwei Bänden 1743 und 1752 bei John und Paul Knapton in London erschien.
Mit den insgesamt annähernd 500 Bildnissen, die er im Laufe seines Lebens
schuf, wurde er einer der produktivsten Grafiker des 18. Jahrhunderts. Die für
die Groote schouburgh entwickelte Form der illusionistischen Bild-im-Bild-Porträts
fand 1751 in den von ihm selbst ausgeführten Illustrationen zu Jan van Gools
nieuwe Schouburgh (vgl. Kat. 69] eine Fortsetzung und wurde auch für die Kup-
fertafeln der 1764 publizierten Ausgabe der Viten van Manders (vgl. Kat. 80]
zum Vorbild.
Nils Büttner

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