Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Johann Caspar Füssli

französischen Gebieten der Schweiz
eine empfindliche Lücke schloss. Durch
seine ausgesprochen umfangreiche
Briefkorrespondenz gelangte er zu-
meist aus erster Hand an die Informa-
tionen und Porträts: „H. Keller ein Mah-
ler von Bassel, ein geschikter Mann,
dermahlen im Haag in Holand, hat mir
sein Portrait und Geschieht albereiths
übersant, Mr. Liottard von Genf ein Mi-
gnadurmahler, und der auch aus Eng-
land, nach Holand gekommen, hat mich
eines Gleichen versichert, Mr. Rusca
von Meyland aus, der ein Schweizer von
Geburt, hat ein Gleiches gethan" (Brief
von Füssli an Jean-Georges Wille, 10.
November 1756, nach der Transkrip-
tion von Boerlin-Brodbeck 1974, S. 78].
Ein einheitliches Schema für die Ein-
träge war für Füssli dadurch allerdings
nicht zu erreichen: Die Vita von An-
dreas Morell umfasst 23 Seiten (Bd. 2,
S. 98-120], die ,Vita' über Daniel Lint-
meyer (Bd. 1, S. 45 f.] stellt auf einer


Taf. 73a: Johann Rudolf Füssli, in: Füssli: Ge-
schichte der besten Künstler, 1770, Bd. 3, nach
S. 179

dreiviertel Seite fest, dass der Autor trotz größter Anstrengungen über diesen
Künstler nichts hatte herausfinden können. Auch inhaltlich bietet Füssli eine freie

Kombination aus Lebensgeschichte, Nachrichten über Bilder, Beurteilung des
Charakters und CEuvres, außerdem fügt er bei Johann Balthasar Keller einen 67
Seiten langen Exkurs auf Französisch über die Gießkunst ein.
Die Porträts, Titelvignetten und der übrige Buchschmuck mit Putten (die
beiden Letzteren sind nur in der ersten Auflage vorhanden] wurden von Füsslis
ältestem Sohn Johann Rudolf gestochen; der zweite Sohn, Johann Heinrich, der
später als Henry Fussely berühmt wurde, war vermutlich an der redaktionellen
Betreuung beteiligt, was den uneinheitlichen Textstil erklären würde (Boerlin-
Brodbeck 1974, S. 84].
Die Porträts folgen der Bild-im-Bild-Formel, die ca. 30 Jahre zuvor von Arnold
Houbraken für die Groote Schouburgh (vgL Kat. 51] entwickelt worden war. Das
Bildnis ist meist auf einem runden Medaillon oder einer Bildtafel dargestellt, in ei-
nigen Fällen auch als Quodlibet, bei dem das Blatt an eine Steinwand geheftet
scheint. Die Tafel ist meist in eine Ruinen- und/oder Waldlandschaft eingebettet,
oft aber auch in einer fiktiven Bühnenkonstellation von einem Vorhang dramatisch

351
 
Annotationen