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18. Jahrhundert


Taf. 83b: Benvenuto Cellini, in: Allegrini: Serie
di ritratti d'uomini illustri toscani, Bd. 1,1766,
fol. 129

Taille verlängern, was den Fokus eher
auf die große Masse des Rumpfes lenkt
denn auf die Gesichtszüge. Die Gestalt
Benvenuto Cellinis (Bd. 1, fol. 129; Taf.
83b] übernahm man „von einem Tafel-
bild bei Herrn Gio. Fran. Bartolini". Da
aus Cellinis Lebzeiten allerdings nur
Vasaris Darstellung des betagten Kol-
legen in einem Deckengemälde im Sa-
lone dei Cinquecento im Palazzo
Vecchio in Florenz verbürgt ist,3 dürfte
es sich bei dem genannten Tafelbild um
ein posthumes, fiktives Porträt gehan-
delt haben. Hinsichtlich Physiognomie,
Kostüm und Pose scheint es auf Bild-
nisse des jungen Francesco de’ Medici
zu rekurrieren. Während aber Fran-
cesco etwa in dem Porträt des Art In-
stitute of Chicago eine Kamee in seiner
Hand betrachtet,4 weist der fiktive Cel-
lini dem Betrachter die 40 soldi-Silber-
münze vor, deren Stempel er 1535 im
Auftrag Alessandro de’ Medicis schnitt.5
Die Porträts wurden von 35 ver-
schiedenen Zeichnern, v. a. Giuliano

Trabbalesi und Giuseppe Zocchi, vorbereitet. Von Letzterem stammen auch die
Vignetten über den Biografien, die mit einer Personifikation oder mythologischen
Gestalt das Tätigkeitsfeld des Porträtierten ankündigen, sowie das Alphabet in
Capitalis, das mit mythologischen Figuren ausgeschmückt ist. In Kupfer gestochen
wurden fast alle 202 Bildnisse vom Sohn des Verlegers, Francesco Allegrini.
In der europäischen Gelehrtenrepublik verbreitete sich die Kenntnis von Neu-
erscheinungen rasch, etwa durch die Besprechung in literarischen Journalen oder
die Aufnahme in Bibliografien.6 Die zwei Bände, die heute in der Universitätsbi-
bliothek der LMU München aufbewahrt werden, tragen das Exlibris des Propstes
des Augustinerchorherrenstifts Polling, Franziskus Töpsl (Amtszeit 1744-96].7
Dieser war mit dem Aufbau einer Porträtgalerie sowie einem Autorenlexikon
seines Kanoniker-Ordens befasst und daher wohl besonders an ähnlichen Pro-
jekten interessiert.8
Andrea Lermer

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