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Brandt, Annalena [Editor]; Hefele, Franz [Editor]; Lehner, Hanna [Editor]; Pfisterer, Ulrich [Editor]
Pantheon und Boulevard: Künstler in Porträtserien des 19. Jahrhunderts, Druckgrafik und Fotografie — Passau: Dietmar Klinger Verlag, 2021

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[Katalog] 19. Jahrhundert
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https://doi.org/10.11588/diglit.70035#0400
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1851-1860

Kat. 124
Francisco Pi y Margall (1824-1901)
Historia de la pintura en Espana
Madrid: Manini Hermanos
1851
4°; [2], 407, [1]; Frontispiz (Holzst.) u. 16 Künstlerporträttaf. (Holzst.)
Zentralinstitut für Kunstgeschichte, München
Es handelt sich um ein Buch aus dem Giftschrank der Inquisition: Francisco Pi y Mar-
gall, ein Schriftsteller, Historiker und Politiker, der 1873 für kurze Zeit Präsident der
keine zwei Jahre lang bestehenden Ersten Spanischen Republik werden sollte, vertrat
mit seiner Historia de la pintura en Espana die Auffassung, die Kunst lasse sich nur
aus ihrem jeweiligen Kontext heraus begreifen. Es ging ihm darum, Maler und Werke
in jener Epoche zu situieren, derer sie angehörten. Also widmete er sich auf den gut
400 Seiten des 1851 publizierten ersten Bandes seiner ,Kunstsoziologie' auch aus-
führlich den Bereichen Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur und Religion. Was er
in diesem Zusammenhang über den Katholizismus zu sagen hatte, führte dazu, dass
kein zweiter Band mehr hinzukam. Hier ein Beispiel für seinen, in den Augen Roms,
ketzerischen Ungehorsam: „Si la doctrina del Evangelio es mas que una aspiracion, si
se la supone completa, el catolicismo se viene abajo por su proprio peso, el prote-
stantismo triunfa" (S. 158). Durch brisante Passagen wie diese geriet das Buch ins
ideologische Sperrfeuer der katholischen Kirche, die in Spanien bekanntlich seit jeher
einen besonders festen Stand hatte, den man just 1851 durch ein Konkordat gegen
erstarkende liberale Kräfte zu verteidigen suchte, wenngleich unter materiellen Zu-
geständnissen:1 Pi y Margalls Historia wurde auf den Index Librorum Prohibitorum
gesetzt, eine Weiterverbreitung somit verboten und vorhandene Exemplare beschlag-
nahmt; schließlich verpflichtete man sogar die Gläubigen von der Kanzel aus, Exem-
plare, die sie womöglich besaßen, entweder selbst zu vernichten oder zur Verbrennung
an die Gemeinde zu übergeben (vgl. Villar 2006, S. 7). An eine Fortführung des
Projekts war angesichts solcher Repressionen nicht zu denken.
Die Historia blieb demnach Fragment. Im Grunde lässt sich der erreichte Zustand
nicht einmal recht als Geschichte der Malerei in Spanien bezeichnen: Der erste Band
enthält vier Kapitel, von denen sich nur eines, das zweite („Estado de la pintura en
Espana durante la edad media"), dezidiert mit einer Periode der Kunst in Spanien
befasst. Ansonsten sind die allgemeine Geschichte der Kunst von Griechenland bis
ins 15. Jahrhundert („Capitulo I. - Ligera ojeada sobre la historia general del arte
hasta el siglo XV"), die Situation der Malerei im Mittelalter („Capitulo III. - Estudiuos
sobre la edad media: reflexiones sobre el caräcter de la pintura de aquella epoca")
und die italienische Renaissance („Capitulo IV. - Arte Moderno. - Ojeada general
sobre la historia de la pintura italiana. - Reflexiones") Thema. Wie es weitergegangen
wäre, ist unklar. Offensichtlich ist hingegen, dass die 16 mitgelieferten Tafeln mit
Porträts spanischer Maler der Neuzeit - überwiegend von C. Mujica gezeichnet, meist
von U. Manini in Holz gestochen - im ersten Band einen Fremdkörper bilden, was

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