1861-1870
als in den meisten Porträtwerken - bandweise durchpaginiert sind und so die Mis-
zellaneität der Lieferungen für die Bindung festschreiben.4
Als die Persönlichkeiten aus Literatur, Wissenschaft und Kunst verbindende Klam-
mer kann man ansehen, dass auf ein Inventar des geistig und kreativ tätigen Bürger-
tums abgezielt wird. Die soziale Ähnlichkeit der Personen wird visuell dadurch aus-
gedrückt, dass deren Porträts nur selten Attribute in den Blick rücken, die sie auf
ihre Profession festlegen. Stattdessen wird die Kopfarbeit als Gemeinsamkeit sym-
bolisiert, indem die Porträtierten beim Lesen, in Denkerpose oder mit Büchern - als
Objekt wie gemalte Kulisse - in Szene gesetzt werden. Bei den Künstlern wird manch-
mal zusätzlich ein Bild hinzugefügt. Auffällig ist das Porträt des Bildhauers Edward
Hodges Baily (Bd. 1, Nr. 6; Taf. 156a): Die gemalte Kulisse, die einen Tisch zeigt, auf
dem ein in Arbeit befindliches Gemälde steht, wird in diesem Fall fotografisch so ka-
driert, dass ihr Rand im Bild sichtbar und die Artifizialität der Symbolisierung reflek-
tiert wird. Auf diesem Weg ist die Malerei als Medium der Kunst im fotografischen
Porträt präsent. In den späteren Bänden finden sich zunehmend Porträts als sitzende
Kniefigur, die also näher an die Person heranrücken und dafür Studio-Accessoires
weitgehend ausklammern.
Nachdem in den ersten beiden Bänden die Dreiteilung der Sparten konsequent
durchgeführt wird, fallen im dritten Band die Künstler fast ganz heraus. Vermutlich
waren die Künstlerporträts schlicht ausgegangen, denn für den Naturforscher Reeve
war es sicher leichter, seine Kontakte in die scientific community spielen zu lassen,
um zur Teilnahme an Porträtsitzungen zu motivieren. Dass Reeve so sehr erkrankte,
dass er im Frühjahr 1865 sogar die Verantwortung für die Publikation abgeben
musste, wird auch nicht geholfen haben. Als Herausgeber übernahm Edward Walford,
der mit diesem Publikationsformat bereits vertraut war, weil er die biografischen
Texte zu Photographie Portraits of Living Celebrities (vgl. Kat. 138) von Maull & Poly-
blank beigesteuert hatte. Dem vierten Band gelingt es noch einmal, das ursprüngliche
Konzept umzusetzen, während die abschließenden Bände fünf und sechs kaum noch
eine erkennbare Ordnung aufweisen und um die Wissenschaftler herum Persönlich-
keiten aus allen möglichen Tätigkeitsbereichen gruppieren. Mit Henrietta Ward er-
scheint im vierten Band die erste und einzige Frau unter den 24 von der Publikation
abgedeckten Künstlern.
Ein gutes halbes Jahr, nachdem die letzte Lieferung von Portraits of Men of Eminence
erschienen war, bringt Walford unter dem Titel Representative Men in Literature, Sci-
ence and Art ein Buch heraus, das 20 Porträts und Viten aus dem Lieferungs werk zu-
sammenstellt. Als Motiv für die Publikation nennt er „the desire of making it as far as
possible a representative' volume of the position taken by the great names of the
present century, in the various branches of literature, in science, and in art" (Preface,
S. V). Als Mehrwert gegenüber dem Lieferungswerk dürfte die Repräsentativität der
abgespeckten Buchversion kaum überzeugen. Mit Richard Ansdell, Thomas Faed und
Henry O'Neill sind als Künstler nun nur noch drei Maler vertreten. Die Reihenfolge
der Personen folgt dem Alphabet, die Paginierung ist ganz aufgegeben worden. Die
Texte sind, wenn überhaupt, nur geringfügig verändert und auf den neuesten Stand
472
als in den meisten Porträtwerken - bandweise durchpaginiert sind und so die Mis-
zellaneität der Lieferungen für die Bindung festschreiben.4
Als die Persönlichkeiten aus Literatur, Wissenschaft und Kunst verbindende Klam-
mer kann man ansehen, dass auf ein Inventar des geistig und kreativ tätigen Bürger-
tums abgezielt wird. Die soziale Ähnlichkeit der Personen wird visuell dadurch aus-
gedrückt, dass deren Porträts nur selten Attribute in den Blick rücken, die sie auf
ihre Profession festlegen. Stattdessen wird die Kopfarbeit als Gemeinsamkeit sym-
bolisiert, indem die Porträtierten beim Lesen, in Denkerpose oder mit Büchern - als
Objekt wie gemalte Kulisse - in Szene gesetzt werden. Bei den Künstlern wird manch-
mal zusätzlich ein Bild hinzugefügt. Auffällig ist das Porträt des Bildhauers Edward
Hodges Baily (Bd. 1, Nr. 6; Taf. 156a): Die gemalte Kulisse, die einen Tisch zeigt, auf
dem ein in Arbeit befindliches Gemälde steht, wird in diesem Fall fotografisch so ka-
driert, dass ihr Rand im Bild sichtbar und die Artifizialität der Symbolisierung reflek-
tiert wird. Auf diesem Weg ist die Malerei als Medium der Kunst im fotografischen
Porträt präsent. In den späteren Bänden finden sich zunehmend Porträts als sitzende
Kniefigur, die also näher an die Person heranrücken und dafür Studio-Accessoires
weitgehend ausklammern.
Nachdem in den ersten beiden Bänden die Dreiteilung der Sparten konsequent
durchgeführt wird, fallen im dritten Band die Künstler fast ganz heraus. Vermutlich
waren die Künstlerporträts schlicht ausgegangen, denn für den Naturforscher Reeve
war es sicher leichter, seine Kontakte in die scientific community spielen zu lassen,
um zur Teilnahme an Porträtsitzungen zu motivieren. Dass Reeve so sehr erkrankte,
dass er im Frühjahr 1865 sogar die Verantwortung für die Publikation abgeben
musste, wird auch nicht geholfen haben. Als Herausgeber übernahm Edward Walford,
der mit diesem Publikationsformat bereits vertraut war, weil er die biografischen
Texte zu Photographie Portraits of Living Celebrities (vgl. Kat. 138) von Maull & Poly-
blank beigesteuert hatte. Dem vierten Band gelingt es noch einmal, das ursprüngliche
Konzept umzusetzen, während die abschließenden Bände fünf und sechs kaum noch
eine erkennbare Ordnung aufweisen und um die Wissenschaftler herum Persönlich-
keiten aus allen möglichen Tätigkeitsbereichen gruppieren. Mit Henrietta Ward er-
scheint im vierten Band die erste und einzige Frau unter den 24 von der Publikation
abgedeckten Künstlern.
Ein gutes halbes Jahr, nachdem die letzte Lieferung von Portraits of Men of Eminence
erschienen war, bringt Walford unter dem Titel Representative Men in Literature, Sci-
ence and Art ein Buch heraus, das 20 Porträts und Viten aus dem Lieferungs werk zu-
sammenstellt. Als Motiv für die Publikation nennt er „the desire of making it as far as
possible a representative' volume of the position taken by the great names of the
present century, in the various branches of literature, in science, and in art" (Preface,
S. V). Als Mehrwert gegenüber dem Lieferungswerk dürfte die Repräsentativität der
abgespeckten Buchversion kaum überzeugen. Mit Richard Ansdell, Thomas Faed und
Henry O'Neill sind als Künstler nun nur noch drei Maler vertreten. Die Reihenfolge
der Personen folgt dem Alphabet, die Paginierung ist ganz aufgegeben worden. Die
Texte sind, wenn überhaupt, nur geringfügig verändert und auf den neuesten Stand
472