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Picart, Bernard
Neueröffneter Musen-Tempel: welcher das allermerkwürdigste, aus den Fabeln der Alten in 60 auserlesenen und schönen Kupfern von Bernard Picart und andern kunstreichen Männern vorstellet ; mit deutlichen Erklärungen und Anmerkungen — Amsterdam u. Leipzig, 1754

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https://doi.org/10.11588/diglit.8922#0032

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V.


PROMETHEUS.
(i) Oy Ypt&p
''HtfQisv äQ&v&ToV to cV ae^ero icrov dntwrri\
Nujtrog oW 7rpo7iw e'Sot rccvua'J7rrsp©w opvig.
Hesiod. Theog. vs. 523. secjq.
I e heimliche Entwendung des himlischen Feuers war nicht das einzi-
ge , womit Prometheus 1 den Jupiter beleidiget hatte. Als diefer
Gott eines Tages einem Opser-fefte 3 beywohnete , fuchte ihm Pro-
metheus einen Pollen zu fpielen. Er schlachtete einen Ochfen, hieb
ihn in Stücken und legte auf eine Seite das Fleifch und Eingeweide
dieses Thieres in feine Haut eingewickelt, und auf die andere die Knochen davon,
welche er mit Fette überdeckte. Hierauf überlies er die Wahl von beyden an den
Jupiter, welcher aber das fchlechtefte Theil erwehlte j worüber fleh diefer Gott
so erbooste , dafs er den Menschen dafür den Gebrauch des Feuers entzöge. Wir
haben in dem vorhergehenden Difcours gesehen , wie Prometheus 4 Mittel fand,
ihnen solches wieder zuzubringen , und durch was vor eine List sich Jupiter an
ihm zu rächen gefuchet- Er erzürnte sich aber gar ungemein, als solche nicht
glücken wollen , und besahl hieraus dem Mercurius , ihn aus den Berg Caucasus
zu sühren. Diefer Besehl wurde vollzogen , und Mercurius nebft dem Vulcanus
machten den Prometheus mit eisernen Ketten und Ringen an einem Felsen seste.
Seine Leber , welche ein Geyer oder Adler alle Tage auszufresten sich einsand,
wuchs alle Nachte wieder , um zur bestandigen Speise dieses sseischgierigen Vo-
gels zu dienen. Diese Pein solte Prometheus dreysigtausend Jahre lang ausstehen,
allein er wurde nach einiger Zeit durch den Hercules erloset, welcher den Raub-
Vogel mit einem Pfeile erlegte ; oder nach anderer Meynung durch den s Jupiter
selbst, zur Erkäntlichkeit, dafs Prometheus ihm den Rath-Schluss der Parcen os-
senbahret, nach welchem der Sohn der Thetis den Vater vom Throne stofen
solte.
ERKLÄRUNG DER FABEL.
Prometheus, als er von dem Jupiter verfolget wurde, und sich deswegen nach
Scy-
ANMERKUNGEN.

1. "Oy &c.] Von Wort zu Wort auf tcutsch also: „ Die-
ser Adler nagte ihm unaushörlich an der Leber;und alleNach-
te wachs daran eben fo viel wieder zu, alsdiefer breitgefiu-
„ gelte Raub-Vogel den ganzen vorigen Tag über davon abge-
. 2. Prometheus.] Sein Nähme helft fo viel als einer , wei-
ther das zukünftige varher ßehet: r«? ^0^0«*;. Es ift in dem
Discours von der Pandora gesaget worden , dass er ein Sohn des
Japetus und der Clymena gewefen/ Diefes ift die gemeinfte Mey-
nung. Euphorion (a) faget, er sey ein Sohn der Gottin Juno,
und des Riesen Eurimedon. Andere hingegen machen einen Sohn
der Thetis aus ihm.
3. Einem Opserseste.] Oder bey einem Opfer und Feste,
denn bey den Opsern war gemeiniglich auch ein Fest.
4. Mittel sand.] Die Fabel von dem himlischen Feuer
hat dem Nicander (b) Gelegenheit gegeben, eine neue zu schmie-
den. Nachdem die Menschen , ichreibt er , das Feuer durch
den Prometheus erhalten hatten , waren sie so undankbar, und
(«) In Scholiafte Homeri, übe: L

entdeckten dem Jupiter den Feuer-Raub , welcher sie dasür mit
einer immerwährenden Jugend beschenkte. Diefes Geschenk lu-
den sie auf einen Eibl : als aber das Laft-Thier an einen Brunn
kam und feinen Dürft lofehen wolte , wolte ihm eine dabey lie-
gende Schlange nicht faufen lasfen, wenn er ihr nicht alles gäbe,
was er trüge. Daher komts nun, dafs die Menfchen alt werden,
und die Schlange hingegen allemahl wieder jung fcheinet , fo oflt
fie ihren Balg abftreichet.
5. Durch den Jupiter selbst.] Lucianus sühret fie, in
feinem Geßrache x-wischen dem Prometheus und Jupiter , also
redend ein: Prometheus. Erlöse mich doch, Jupiter,ich kans
nicht mehr ausftehen..... Es foll dich nicht gereuen, wenn du
mir diese Gnade thuft- Jupiter. Du wirft vielleicht Luft ha-
ben , mich noch einmahl zu betrugen..... Jedoch lass einmahl
hören, was wilst du mir wohlsagen? Prom. Wenn ich dir nun
sage, wo du ietzo gedenkest hin zu gehen , willst du mir fodann
glauben ? Jup. Warum das nicht ? Prom. Du wilst zu einer
Wasfer Nymphe gehen und ihr beywohnen. Jup. Und was
wird
4. Iliad. (4) In Theriacis. n. 343.
 
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