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Picart, Bernard
Neueröffneter Musen-Tempel: welcher das allermerkwürdigste, aus den Fabeln der Alten in 60 auserlesenen und schönen Kupfern von Bernard Picart und andern kunstreichen Männern vorstellet ; mit deutlichen Erklärungen und Anmerkungen — Amsterdam u. Leipzig, 1754

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https://doi.org/10.11588/diglit.8922#0031

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P A N D O R A. Ii
aber, sein Bruder, war nicht so vorsichtig , sondern lies sich die Schönheit und die
übrigen Vollkommenheiten der Pandora verblenden, dass er sie heyrathete. Kaum
hatte er nun die Büchse aufgethan, so fuhr das Unglück hausenweise heraus , und
breitete sich überall aus. Die Hofnung allein blieb unten in diesen unglücksvol-
len Gefase sitzen.
ERKLÄRUNG D*E R FABEL.
Die Meynungen sind schr unterschieden , was die Pandora betrisft. Einige ha-
ben cresa^et, Hesiodus hatte mit dieser Fabel die Würkungen der Natur und Kunst
zeigen wollen ; und die Heyrath der Pandora und des Epimetheus, welcher ein
Künstlicher Bildhauer' war, wolle so viel sagen , dass Kunft und Natur musfe
vereiniget werden, wenn ein Bild wohl gerathen solle. Es solte hosfentlich nicht
schwehr fallen , die meisten Muthmasungen über diese Fabel umzuftofen. Wir
wollerfuns aber dabey nicht aufhalten, sondern nur dieses bemerken, dass man in
selbiser ziemlich deütliche Spuren von dem Falle unserer elften Eltern, wie Adam
von3er Eva verführet worden, sinde; welches vermutlich durch mündliche Er-
zehluncr von den Juden an die Egypter , und von diesen an die Griechen gekom-
men welche lezteren dann nach ihrer Gewohnheit damit handieiet.
In der Historie von den Titanen haben wir gesehen , wie sich Jupiter gegen die
Prinzen, seine Vettern aufgeführet. Prometheus, welcher mit ihm leiblich Ge-
schwister Kind war y wurde nicht besTer tracliret als die andern. Da er nun sein
Vaterland verlasTen muste , begab er sich nach Scythien, Die Scythen waren da-
mahls noch ein wildes Volk : er aber verbesserte ihre Sitten , gab ihnen Gesetze
und lehrete ihnen 6 den Ackerbau und andere zum mensehlichen Leben nothige
Künste. Diese Vortheile , welche sie von des Prometheus AusFenthalt bey ihnen
zogen, machten, dass von ihm gesagt wurde, er habe JVlenschen gemacht. Man
sezte hinzu , Minerva habe ihnen das Leben gegeben , dieweil fie die Gottin der
WisTenschasten heifet. Andere meynen, diefe Fabel gründe fich darauf, dafs Pro-
metheus der erfte gewesen , der künftliche Bilder von Erde gemachet , woran er
so viel Kunft bewiefen, dafs es geschienen, als lebten sie.
Die Dichter fagen, dafs er himlifches Feüer geraubet, dieweil er den Leuten ge-
lehret, Feüer aus einen Kiefel-Steine zu fchlagen, oder weil er ihnen die Urlache des
Blitzes entdecket. Das ift die gemeinfte Meynung. Alleine folte eine fo nothi^e
Sache, als das Feuer ift, und welches aufTerdem fo offc durch natürliche Urfachen
hervorgebracht wird , nicht gleich in den allererften Zeiten bekant gewefen fevn ?
Ein heutiger Gelehrter7 hat eine viel wahrfcheinlichere Muthmafung. Er meynt die-
fe Fabel zeige an , dafs Jupiter, um den Titanen die Wafsen zu entziehen , die
Werkftadte der Schmidte zerftoren oder zufchliefen lafsen , und dafs Prometheus
in Scythien andere aufgerichtet habe.
Einige fagen auch, Prometheus fey deswegen nach den Himmel geftiegen und
habe das Feuer dafelbft gehohlet, um solches den Menfchen wieder zu geben, die-
weil Jupiter ihnen folches aus Rache wieder den Prometheus entzogen gehabt.
ANMERKUNGEN.
dass er (ich in sremde Lander versugen muste. Er zeugte mit 6. Und lehrete ihnen. ] Sie konten keinen befferen
der Pandora eine Tochter , Pyrrha , welche an den Deucalion Lehrmeifter haben : alle Alten fprechen von ihm als einem fehr
vertrauet wurde. Sein Nähme zeiget seine schlechte Vorfichtig- verftindigen Prinzen, und jEschilus (b) gehet gar (o weit das*
keit an , indem er fo viel heift als einer, welcher d:e Sachen erfl er saget, dieser Prinz habe alle Kunde erfunden.
etnßeket , -wenn sie geschehen find. Mr. le Clerc (a) glaubet, es 7- E™ heutiger Gelehrter.] Nemlich Mr le Clerc
lev der Gog , desfen Nähme fo viel heift als brennend ■ welches in, feinen Anmerkungen über vi. 563. und ^66. der HefioMbe»
sich serner Meynung nach gar wohl aus den Epimetheus schicket, Gotrer-Erzeuguvg. Man findet ein dergleichen Exempel in der
dessen Neigung gegen das Weibliche Gefchlecht man durch die H. Schasft y Sam. XIII. vi.,. aUwo gesagt wird „ dass in dem
Geschichte von der Pandora anzeigen wollen. „ ganzen Israehtisclien Lande kern Schmidt zu finden fey : denn
«. Ein künstlicher Bildhauer.] Daher einige Poeten „ die Philister hatten gesaget: Man wufs verhindern, da/s die Kin-
gedichtet haben, er fey in einen Assen verwandelt worden. » der ljrael keine Sch-werdet oder Spef» verfertige».
(<t) Uber des Hcfiod. Theoj. Tl. s 10. (t) In Promrth. vinsto.
C 1 V. PRO-
 
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