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https://doi.org/10.11588/diglit.8922#0059
3a
XII.
DIE VON DEM
BLITZE DES JUPITER VERZEHRTE
S E M E L E.
:--.--Corpus mortale tumultus
Non tulit athereos, donisque jugatibus arfit.
Ovid. Met. 3. vs. 308.
E m e l e 1 wurde von dem Jupiter geliebet. Juno aber , als sie in
Erfahrung gebracht hatte , dass selbige schwanger sey , gedachte sie
auf Rache , und nahm deshalben die Gestalt der Beroe an , welche
ihrer Mitbuhlerin Kammer-Frau war. Hierauf begab sie sich in das
Gemach dieser Prinzessin und nachdem sie eine lange weile mit ihr
gesprochen , drehete sie das Gespräch ganz unvermerkt auf den Jupiter. „Wie
„ sehr furchte ich , dass du betrogen bist, sagte sie, solte das auch wohl der Gott
„ Jupiter selbst seyn, mit dem du buhlest ? Wie oft haben nicht blose Menschen sich
„ den Nahmen dieses oder jenes Gottes beygeleget, damit sie solche junge Madgen,
„ wie du bist, verfuhren konten ? Ach ! Wenn es wahr ist, dass der Oberste der
" Gotter dein Liebhaber ist, so lass dir doch davon deutliche und gewisse Proben
geben. Begehre von ihm, dess er mit eben der Majestät zu dir komme, mit
„' welcher er umgeben ist, wenn er sich der Juno als Ehemann nähert: und dass
,", er, dich zu befriedigen, die Kennzeichen , wodurch man ihn von andern Got-
tern unterschiden kan, zu sich nehme." Die gute Semele , (deren Vater Cad-
mus war,) lies sich durch diese kunstlichen Worte uberreden. Sie bittet kurz da-
rauf den Jupiter um eine Gnade, ohne sich weitleuftiger heraus zu lassen. Dieser
antwortete: „ Bitte alles, was du wilst , es soll dir nichts versaget werden; ich
„ schwore dirs bey dem Styx, welcher Gott, als der Hochste, machet, dass alle
„ andere Gotter vor ihm erzittern. Semele, welche nicht wuste , wie schadlich
ihr diese Gnade seyn wurde, fredete sich, dass sie nun sicher wäre , das gebethene
zu erlangen. „ Wenn, sagte sie , du mich wirst ins künftige besuchen , ^so zeige
„ dich mir in eben der Pracht und Hoheit, die du an dir hast, wenn Juno dich
], in ihre Arme fasset." Jupiter hätte ihr gerne den Mund zugehalten , alleine es
war nicht mehr Zeit. Er konte so wenig die Bitte der Semele hintertreiben, als
sein eignes Versprechen wiederrufen. Was zu thun? Er steiget hochstbetrübt nach
dem Himmel zu. Er fasset unter einander die Wolken , den Regen , die Blitze
und den Donner zusammen, und bemühet sich, so viel alserkan, die kraft seines
erschrecklichen Blitzes zu mäßigen , daher er auch nur einen von denen nimmt,
welche die Gotter Blitze von der zweyten Art nennen , und zu welchen die Cy-
clopen , wenn sie solche schmieden , nicht so-gar-viei Feuer und stärke nehmen.
! Hierauf
ANMERKUNGEN.
i. Semfxe.] Sie war eine Tochter des Königs Cadmut zu Theben und der Hermiont. Ihre Schwestern hießen Antonoe, I»#
und rf'ave; und ihr einiger Bruder war Folyderus.
XII.
DIE VON DEM
BLITZE DES JUPITER VERZEHRTE
S E M E L E.
:--.--Corpus mortale tumultus
Non tulit athereos, donisque jugatibus arfit.
Ovid. Met. 3. vs. 308.
E m e l e 1 wurde von dem Jupiter geliebet. Juno aber , als sie in
Erfahrung gebracht hatte , dass selbige schwanger sey , gedachte sie
auf Rache , und nahm deshalben die Gestalt der Beroe an , welche
ihrer Mitbuhlerin Kammer-Frau war. Hierauf begab sie sich in das
Gemach dieser Prinzessin und nachdem sie eine lange weile mit ihr
gesprochen , drehete sie das Gespräch ganz unvermerkt auf den Jupiter. „Wie
„ sehr furchte ich , dass du betrogen bist, sagte sie, solte das auch wohl der Gott
„ Jupiter selbst seyn, mit dem du buhlest ? Wie oft haben nicht blose Menschen sich
„ den Nahmen dieses oder jenes Gottes beygeleget, damit sie solche junge Madgen,
„ wie du bist, verfuhren konten ? Ach ! Wenn es wahr ist, dass der Oberste der
" Gotter dein Liebhaber ist, so lass dir doch davon deutliche und gewisse Proben
geben. Begehre von ihm, dess er mit eben der Majestät zu dir komme, mit
„' welcher er umgeben ist, wenn er sich der Juno als Ehemann nähert: und dass
,", er, dich zu befriedigen, die Kennzeichen , wodurch man ihn von andern Got-
tern unterschiden kan, zu sich nehme." Die gute Semele , (deren Vater Cad-
mus war,) lies sich durch diese kunstlichen Worte uberreden. Sie bittet kurz da-
rauf den Jupiter um eine Gnade, ohne sich weitleuftiger heraus zu lassen. Dieser
antwortete: „ Bitte alles, was du wilst , es soll dir nichts versaget werden; ich
„ schwore dirs bey dem Styx, welcher Gott, als der Hochste, machet, dass alle
„ andere Gotter vor ihm erzittern. Semele, welche nicht wuste , wie schadlich
ihr diese Gnade seyn wurde, fredete sich, dass sie nun sicher wäre , das gebethene
zu erlangen. „ Wenn, sagte sie , du mich wirst ins künftige besuchen , ^so zeige
„ dich mir in eben der Pracht und Hoheit, die du an dir hast, wenn Juno dich
], in ihre Arme fasset." Jupiter hätte ihr gerne den Mund zugehalten , alleine es
war nicht mehr Zeit. Er konte so wenig die Bitte der Semele hintertreiben, als
sein eignes Versprechen wiederrufen. Was zu thun? Er steiget hochstbetrübt nach
dem Himmel zu. Er fasset unter einander die Wolken , den Regen , die Blitze
und den Donner zusammen, und bemühet sich, so viel alserkan, die kraft seines
erschrecklichen Blitzes zu mäßigen , daher er auch nur einen von denen nimmt,
welche die Gotter Blitze von der zweyten Art nennen , und zu welchen die Cy-
clopen , wenn sie solche schmieden , nicht so-gar-viei Feuer und stärke nehmen.
! Hierauf
ANMERKUNGEN.
i. Semfxe.] Sie war eine Tochter des Königs Cadmut zu Theben und der Hermiont. Ihre Schwestern hießen Antonoe, I»#
und rf'ave; und ihr einiger Bruder war Folyderus.