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Picart, Bernard
Neueröffneter Musen-Tempel: welcher das allermerkwürdigste, aus den Fabeln der Alten in 60 auserlesenen und schönen Kupfern von Bernard Picart und andern kunstreichen Männern vorstellet ; mit deutlichen Erklärungen und Anmerkungen — Amsterdam u. Leipzig, 1754

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https://doi.org/10.11588/diglit.8922#0230

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158 LVII.
I X I O N.

Vohltur Ixion, cjsß fequiturque sugitque.
Ovid. Met. 4. vs. 460.

Xion 1, Konig der Lapithen inThesTalien heyrathete die Dia * Toch-
ter des Deioneus3. Nach der Gewohnheit damahliger Zeiten hatte er
bey leiner Heyrath versprochen , seinem Schwiegervater ansehnliche.
Geschencke zu sehen. Als er aber die Erfüllung seines Versprechens
verschob, lies ihm Deioneus seine Pferde eines Tages von der Weide
wegnehmen. Ixion empfand diesen Schimpf gar hoch, wuste aber doch seinen
Groll zu verstellen. Er bathe den Deioneus auf ein gewisses Feit j und als dieser
Furst nach Larisfa kam, woselbsl sein Eydam seine Residenz hatte, wurde er aufs
präditigste und mit allen Zeichen einer aufrichtigen Freundschaft empfangen.
Der fauche Ixion aber hatte Zeit genug gehabt, auf seine Rache zu denken. Als
nun Deioneus in den Saal hinein trat, in welchem die Gasterey solte gehalten wer-
den, kam er auf eine Fallthur, welche eine mit gluenden Kohlen und Holz ange-
füllte Grube bedeckte, worinne er augenblicklich verzehret wurde. Nach began-
gener Ubelthat aber fühlte Ixion solche Gewissens-BiiTe, dass er bey allen benach-
barten Fursten herum gieng, und sie um Beystand ersuchtc , dass er mochte aus-
gesohnet werden. Dieweil ihm aber keiner diesen Liebes-Dienst erweisen ja nicht
einmahl Herberge vergönnen wolte, so 'schweifte er lange Zeit herum ohne eine
Freystatt zu finden: alleine Jupiter lies sich durch seine Reue erweichen, nahm
ihn in den Himmel auf, und erlaubte ihn mit an der Gotter-Tafel 2u sitzen.
Ixion aber machte sich so wenig aus dieser grofen Wohlthat, dass er sich so
gar unterstund , seine Augen auf die Gemahlin des Jupiter zu werfen: er gab
ihr auch seine Neigung zu erkennen, weil er aber auch zugleich keine Scheu
trug, ihr Gewalt anzuthun, so beklagte sich Juno ohne Anstand dieses Frevels
halber bey ihrem 'Eh-Gemahl. Dieser Gott konte sich kaum einbilden, dass die
Kühnheit eines Sterblichen sich so weit verlieren konte. Damit er nun recht
darhinter kommen mochte, so legte er mit der Juno ab, sie solte ihm eine ge-
heime Zusammenkunft zusagen; er aber lies an Statt der Gottin eine Wolke,
die ihr vollkommen gleichte, erscheinen, da denn Ixion sich dieses Luft-Gespen-
ste so weit verfuhren lies, dass Jupiter an seiner Bosheit gar nicht mehr zu zwei-
feln Ursachc hatte. Ob nun wohl ein so abseheuliches Beginnen die schärfste Züch-
tigung verdienet hätte, so begnügte sich doch Jupiter damit, dass er den Ixion
von seinem Hofe jagte und wieder auf die Erde schickte. Da er aber erfahren
muste, dass er sich öffentlich berühmte, er habe die Juno entehret, so sliirzte
er ihn mit einem Donner-Schlage in die Holle hinunter, da ihn denn Mercurius
mit
ANMERKUNGEN.
1. Ixion,] Der Nähme seines Vaters ist noch nicht recht aus- Lucianus (c) glauben , so hat Jupiter die Dia verführet und des
gemacht. Euripides nennt ihn Phkgias; Diodorus , (a) Aetion; Pirithous mit ihr gezeuget,
und Hyginus, [b) Leonteus. 3. Deioneus.] Vid. Diod. Sicul. Lib. IV.
a. Dia.] Aus dieser Ehe kam Pirithous. Will man aber dem


(«) Lib. 4. (£) Fab, 6i, (() In seinem zweyten Gelprasche zwischen dem Jupiter und der Juno,
 
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