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https://doi.org/10.11588/diglit.8922#0100
XXV.
DER STREIT DES
HERCULES
WIEDER DIE
WASSER SCHLANGE
Vuineribus scecunda suis erat illa^ nec ullum
De centum numero caput eß impnne recisum,
Quin gemino cervix harede valentior effeu
— Ovid. Met. 9. vs. 70. seqq.
Er abscheuliche Drache, den man auf diefem Kupfer hier slehet, hielt
{ich in einem Morafte bey 1 Lerna auf, und beunruhigte alles umlie-
gende Land. So oft er fein fchmutziges Lager verlies, richtete er
allezeit das jammerlichlle Unheil an. Der surchtfame Ackersmann
hatte das Herze nicht, fein Feld zu beftellen , und der allerkuhnefte
Reisende zitterte und bebte, wenn er nicht weit vondem Loche diefes Unge-
heuers vorbey mufte. Man nennte es die Hydra oder Wafler-Schlange ■ Denn
es hatte die Geftalt einer Schlange, und fpitzige Klauen als die Drachen, der Buc-
kel war ihm mit Schupen bedeckt, und aus leinen neben Köpfen fpeyete es Feuer
und Schwefel. Hercules nahm fich vor, das Land von diefer Beftie zu be-
sreyen. Er bewafnete sich nur allein mit feiner Keule, nahm den Iolaüs3 zu fich,
und alfo gieng er hin , die Schlange bifs in ihren moraftigen Loche aufzufuchen.
Diefe, da sie ihn auf fich zukommen sahe , fuhr mit Ungeftümm auf ihn los und
bedeckte ihn mit einen Wirbel-Wind von Rauch und Flammen. Unfer Held er-
wartete fie mit aufgehobner Keule, und fchlug ihr auf den erften Streich einen
von ihren Köpfen ab. Alleine kaum ift folcher abgefchlagen , fo kommen an des-
fen ftelle zwey neue Kopfe zum Vorfchein, und das Blut , fo aus der Wunde auf
die Erde gefallen , zeuget aus derfelben fo gleich Schlangen und Scorpionen.
Hercules Sehet diefes erstaunliche Wunder ohne Entfetzen an, und schlaget im-
mer beiter draus , wodurch er aber das Ungeheuer nur toller macht. So oft er
ihm einen Kopf abfchlagt, wachfen gleich etliche andere an der Stelle ; und das,
was
ANMERKüNGE itf.
1. Bey Lerna.] Diefer Moraft lag inPeloponnefus in der Ge-
gend von Argos. Hyginus (a) aber spricht, es fey ein Brunn gewesen.
2. Hydra.] Sie war eine Tochter des Typhon und der Echid-
ne (b) , und eine Schweiler der Gorgona, des Cerberus , des
Drachen, der das goldene Vlies bewachte , der Scylla > der Chi-
maera, des Sphinx und Hesperischen Drachens. Sie todete nicht
nur mit ihrem Hauchen alle Menfchen , fo ihr 2,u nahe kamen;
(s) sondern wenn sie auch die Fustapfen derer , fo vorbey gegan-
gen waren > da sie geschlafen hatte , nur anhauchte , verarsachte
iie dadurch, dass sie mit den großen Schmerzen fterben musten-
Hercules vergistete seine eignen Pseile, da er fie in das Blut oder
die Galle dieses Ungeheuers , nachdem er es erleget hatte, ein-
tunkte.
3. Iolaus.] Er war ein Sohn des Iphiclus welcher ein Zwil-
ling Bruder des Hercules war. Es ist eben derselbe den Hebe
Wieder jung gemacht (d).
O) Hain. Fab. ist, (*) Ibid. (t) Fab. j«. (d) Ovid. M«. 9.
4. Der
DER STREIT DES
HERCULES
WIEDER DIE
WASSER SCHLANGE
Vuineribus scecunda suis erat illa^ nec ullum
De centum numero caput eß impnne recisum,
Quin gemino cervix harede valentior effeu
— Ovid. Met. 9. vs. 70. seqq.
Er abscheuliche Drache, den man auf diefem Kupfer hier slehet, hielt
{ich in einem Morafte bey 1 Lerna auf, und beunruhigte alles umlie-
gende Land. So oft er fein fchmutziges Lager verlies, richtete er
allezeit das jammerlichlle Unheil an. Der surchtfame Ackersmann
hatte das Herze nicht, fein Feld zu beftellen , und der allerkuhnefte
Reisende zitterte und bebte, wenn er nicht weit vondem Loche diefes Unge-
heuers vorbey mufte. Man nennte es die Hydra oder Wafler-Schlange ■ Denn
es hatte die Geftalt einer Schlange, und fpitzige Klauen als die Drachen, der Buc-
kel war ihm mit Schupen bedeckt, und aus leinen neben Köpfen fpeyete es Feuer
und Schwefel. Hercules nahm fich vor, das Land von diefer Beftie zu be-
sreyen. Er bewafnete sich nur allein mit feiner Keule, nahm den Iolaüs3 zu fich,
und alfo gieng er hin , die Schlange bifs in ihren moraftigen Loche aufzufuchen.
Diefe, da sie ihn auf fich zukommen sahe , fuhr mit Ungeftümm auf ihn los und
bedeckte ihn mit einen Wirbel-Wind von Rauch und Flammen. Unfer Held er-
wartete fie mit aufgehobner Keule, und fchlug ihr auf den erften Streich einen
von ihren Köpfen ab. Alleine kaum ift folcher abgefchlagen , fo kommen an des-
fen ftelle zwey neue Kopfe zum Vorfchein, und das Blut , fo aus der Wunde auf
die Erde gefallen , zeuget aus derfelben fo gleich Schlangen und Scorpionen.
Hercules Sehet diefes erstaunliche Wunder ohne Entfetzen an, und schlaget im-
mer beiter draus , wodurch er aber das Ungeheuer nur toller macht. So oft er
ihm einen Kopf abfchlagt, wachfen gleich etliche andere an der Stelle ; und das,
was
ANMERKüNGE itf.
1. Bey Lerna.] Diefer Moraft lag inPeloponnefus in der Ge-
gend von Argos. Hyginus (a) aber spricht, es fey ein Brunn gewesen.
2. Hydra.] Sie war eine Tochter des Typhon und der Echid-
ne (b) , und eine Schweiler der Gorgona, des Cerberus , des
Drachen, der das goldene Vlies bewachte , der Scylla > der Chi-
maera, des Sphinx und Hesperischen Drachens. Sie todete nicht
nur mit ihrem Hauchen alle Menfchen , fo ihr 2,u nahe kamen;
(s) sondern wenn sie auch die Fustapfen derer , fo vorbey gegan-
gen waren > da sie geschlafen hatte , nur anhauchte , verarsachte
iie dadurch, dass sie mit den großen Schmerzen fterben musten-
Hercules vergistete seine eignen Pseile, da er fie in das Blut oder
die Galle dieses Ungeheuers , nachdem er es erleget hatte, ein-
tunkte.
3. Iolaus.] Er war ein Sohn des Iphiclus welcher ein Zwil-
ling Bruder des Hercules war. Es ist eben derselbe den Hebe
Wieder jung gemacht (d).
O) Hain. Fab. ist, (*) Ibid. (t) Fab. j«. (d) Ovid. M«. 9.
4. Der