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Picart, Bernard
Neueröffneter Musen-Tempel: welcher das allermerkwürdigste, aus den Fabeln der Alten in 60 auserlesenen und schönen Kupfern von Bernard Picart und andern kunstreichen Männern vorstellet ; mit deutlichen Erklärungen und Anmerkungen — Amsterdam u. Leipzig, 1754

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https://doi.org/10.11588/diglit.8922#0035

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VI.
DIE.,
ÜBERSCHWEMMUNG
* .
DER ERDE ZUR ZEIT DES
D E U C A L I O
Tela reponuntur manibus sabricata Cychpum.
Pcena placet diver Ja: genus mortale sub undis
Perdere.
Ovid. Met. i. vs. 255).
I e Sundssuth ist eine so merkwürdige Begebenheit, dass man sich gat
nicht zu verwundern hat, dass dieselbe bey den meisten Volkern
annoch in bestandigen Andenken ist. Man sindet handgreifliche
Spuren davon in den 1 heydnischen Geschicht-Schreibern und Poe-
ten. Sie haben aber dieselbige mit der Uberschwemmung der gan-
zen Erde , welche ihrem Vorgeben nach zur Zeit des Deucalion geschehen seyn
{oll, vermenget, und ihre Beschreibung davon komt mit der Sundssuth zu der
Zeit des Noah sehr uberein. Nemlich Jupiter ist hochst erzürnet, weil er ssehet,
dass die Bosheit der Menschen von Tag zu Tage großer wird, daher er den Ent-
schluss faltet, dieselben insgesammt auszurotten. Er giebt demnach Besehl an den
Himmel, das Meer, an die Flüsse und Brunnen, die Erde mit ihren Fluthen zu uber-
schiitten. In kurzer Zeit sind die am hochsten liegenden Lander mit Wasser weit
und breit bedecket. Die armen erschrockenen Sterblichen suchen vergebens eine
Zussucht auf den Gipfeln der Berge ; auch bis dahin verfolgt sie das Wasser und
reistet sie mit fort. Also gehet das ganze mensehliche Geschlecht zu Grunde.
Der einzige Deucalion und sein Weib Pyrrha wurden um ihrer Gottesfurcht willen
beym Leben erhalten: eine Art von einem Schifte brachte fie aus den hochften
GipsFel des Berges Pamassus, welcher trocken blieb , und von dar sie nachhero
wieder herunter sliegen, um die Erde auss neue zu bevölkern.
ER-



ANMERKUNGEN.

t. Heidnischen Geschicht-Schreibern.] Man dars nur
(a) den Lucanus (b) den Diodorus aus Sicilien und vor allen den
Ovidius lefen, worunter des leztern Befchreibung aus dem erften
Buche Mofis abgefchrieben zu feyn fcheinet. Lucanus (c) Taget ,
die alten Syrifchen Volker hatten die hiftorie von der Sundfluth
ftft fo, als Mofes , erzehlet. Andere (d) gedenken einer Taube
oder einiger andern Vogel, fo aus der Arche entlafTen worden und
2weymahl dahin wieder umgekehret, weil fie nirgends keinen Platz
gefunden, da fie hatten ruhen können. Noch andere , als Bero-
fus und Nicolaus von Damafco fagen uns , dafs die Arche auf
dem Armenifchen Geburge ftille geftanden. Jofephus (<•) führet
verschiedene Oerter diefer Scribentcn an ,, Alle Gefchichtschrei-
5, ber, sagt er, auch von den ungleubigen und Heyden fprechen
" Z°a Clner grosen Waflerfluth und von der Arche ; und unter
„ andern der Chaldarer Berofus. Alfo lauten feine Worte ; Man

(4) Pharsal. Hb. ult.
ze< hat.

3, saZet > ^afs aus ^em Gordyemscben Geburge in Armenien annoch
„ Uberbleibjctc von der Arche Noah zu Jehen seyn , und einige brin-
■» gest g*nze Stucken Harz mit von dannen, -womit fie foll bethee-
„ ret ge-wefen feyn, und brauchen es als eine praj'ervirende Arzney.
„ Hieronymus , ein Egyptier, welcher die Phcenicifchen Alter-
thumer befchrieben hat, Mnaseas und viele andere reden auch
davon ; und Nicolaus von Damasco fchreibet im 9Öften Bu-
che feiner Hiftorie alfo davon : In Armenien in der Miniadi-
„ Jehen Landschajft ift ein hoher Berg, Bavis genant, -worauf fch
„ viele Jollen bey der Sundfluth gerettet haben; es foll auch ein gro-
„ Jes Gebende, davon man noch lange Zeit einzelne Stucken dafelbft
,1 gefunden , und in -welchem ein Mann gefcjfen , auf den Gipfel die-
jes Berges fept getrieben worden. Es fcheinet , dass es der Mann
v ge-wefen , von -welchen Moses , der Judische Gefetzgeber , ßhrei-
„ bet, " Und aus diefen Quellen haben die Griechen und Rö-
mer

W Lib. I. (c) Di Dt» SyrU. (ä) Plutirch. PtUfhttm ^ibydimu (e) jtntij. Judaiq. U I. welche Mt. Arnaud d'Andilly ins FranzöC übsrfct-
 
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