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Picart, Bernard
Neueröffneter Musen-Tempel: welcher das allermerkwürdigste, aus den Fabeln der Alten in 60 auserlesenen und schönen Kupfern von Bernard Picart und andern kunstreichen Männern vorstellet ; mit deutlichen Erklärungen und Anmerkungen — Amsterdam u. Leipzig, 1754

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https://doi.org/10.11588/diglit.8922#0029

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IV

P ANDORA.

Audax Japeti genus
Ignem sraude mala gentihus intulit.
Poß ignem athereä domo
Subdu&um, macies £jf nova sebrium
Terris incubuit cohors,
Semotique prius tarda necejfitas
Lethi corripuit gradum.
Ho rat. L. i. Od. 3.
Rombtheus, ein Sohn des Japetus und der Clymena,die nachdem
er erften Menschen aus Erde und Walter gebildet hatte, flieg hierauf
durch Hülfe der Minerva in den Gotter-Sitz, wofelbst er sich an den
Sonnen-Wagen wagte , und von felbigen etwas himlisches Feuer
entwandte, welches er 1 in dem langen Stengel einer gewiflen Pflan-
ze nach der Erde zu brachte , und feine neugebackene Menfchen damit belebte.
Jupiter , * welcher ohnedem nicht wohl auf ihn zu fprechen war , konte diefen
neuen Streich nicht fo gefchehen laiten. Und weil er auch das Hande-Werk des
Prometheus mit neidifchen Augen anfahe, fo wolte er feine Züchtigung allen Men-
fchen auf einmahl empfinden lalTen. Dahero fchlofs er das Alter, die Krankhei-
ten, den Krieg und Streit, die Sorgen , die Rechtsverdrehung , die Läfterung,
den Neid, mit einem Worte alle Lafter und alles Unglück , das er über den Erä-
boden verhangen wolte, zufammen in eine Biichfe ein; und feine Rachgier um fo
viel deutlicher an den Tag zu legen, fo wolte er die Menfchen durch eben denfel-
bigen Mann unglücklich machen , welchem fie das himlifche Feiier in ihren Blute
zu danken hatten. Allein hier war Kunft vonnothen , den Prometheus zu be-
trugen. Vulcanus mufte deswegen eine Frau von Thone machen , und alle feine
Kunft anwenden, damit es was recht bezauberndes wurde. Als es fertig war, ruf-
te Jupiter alle Gottheiten auf dem Olympus zufammen, und befahl ihnen , diefe
Frau mit den treflichften Gaben auszufchmücken. Gegenwartiger Kupfer-stich
zeiget uns, wie fie alle um die Frau herum verfammelt und bemühet sind , dem
Verlangen des rachgierigen Gottes ein Genügen zu thun. Daher komt auch der
Nähmet Pandora, welchen man ihr deswegen beygeleget, dieweil die Gotter ihr
dies vegeben hatten, was si gekont. Da fie nun so herrlich begäbet war, überlie-
fertelhr Jupiter die fchädliche Büchse, in welcher alles Unglück beyfammen war,
und fendete fiq auf die Erde. Sie gieng zum Prometheus, allein dieser hatte kein
Hertz zu solchem Gefchenke und weigerte fieh , es anzunehmen. 4 Epimetheus
aber
ANMERKUNGEN.
i- In dem langen Stengel.] Dieses ift eine Pssanze, 2. Welcher ohnedem, &c] Die Urläche davon soll
deren Stengel drey Fus hoch ist. Die euserliche Schale ift sehr die solgende Abhandlung entdecken.
hart , und mwendie ist ein gewifles Mark , welches nicht fo gar 3. Pandora &c] Diefer Gnechifche Nähme zeiget eben
bald vom Feuer kan verzehret werden. Die Schiffleute bedie- das an , ncc,^s» , von **, und <feso», welches so viel sagen will:
nen sich felbiger, Feuer aus einer Infel in die andere zu tragen, mit allerhand Gaben verjehen.
Im Griechschen heift diefe PHanze Narthex, und auf Lateinifch 4. Epimetheus.] Er war ein Sohn des Japetus und derCly-
Ferula. Mr. de Tournesort (a) hat in feiner Reife nach der Le- mena , und ein Bruder des Prometheus und des Atlas. Die blu-
yante eine ßefchreibung davon gemacht. tigen Kriege Zwilchen den Prinzen feines Haufes veruriächten,
daß
(<) V. Tmimfirt, Voyage du Levant, T. *.
 
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