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Picart, Bernard
Neueröffneter Musen-Tempel: welcher das allermerkwürdigste, aus den Fabeln der Alten in 60 auserlesenen und schönen Kupfern von Bernard Picart und andern kunstreichen Männern vorstellet ; mit deutlichen Erklärungen und Anmerkungen — Amsterdam u. Leipzig, 1754

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https://doi.org/10.11588/diglit.8922#0086

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XXI.
DER IN EINEN
HIRSCH VERWANDELTE
UND VON SEINEN
EIGENEN HUNDEN AUFGEFRESSENE
A C T JE O N.
.-.----Nec phra minata
Dat fpatium collo 5 fummafque cacuminat aures:
Cum pedibusfque manus^ cum longis brachtet mutat
Cruribus, ff velat maculofo gellere corpus.
Undique circumflant merßfque in corpore roßrisy
Dllacerant falfi dominum fub imagine cervi.
Ovid. Met. 3. YS. 15)3. feqq. Sc ys. 2.4p.
IN dem innersten des Thals Gargaphie war eine dunkle Hohle, mit
fchatten-reichen Fichten und Cypreflen umgeben. Man hatte sollen
denken, sie fey durch Kunft also angeleget, da doch allein die Na-
tur daran gearbeitet hatte. Ihr Gewölbe beftand aus Bims-stein und
mürben Sandfteinen. Rechter Hand war ein Brunn von klaren
Qyell-walser, mit grünen Rasen eingefasset: woselbft lieh die Wald-Gottin öfters
badete, um nach den Ungemachligkeiten der Jagd ein wenig auszuruhen. Eines
Ta^es kam fie auch gewohnlicher mafen an diesen Ort, und nachdem ihre Nym-
phen fie ausgekleidet hatten und befchäftiget waren, WaiTer mit ihren Gefafen zu
fchopfen und über der Gottin Leib zu gieiTen ; fo führte den Aclaeon 1 welcher
eben feine Jager nach Haufe gehen lalTen und fich in den Walde verirret hatte,
sein wiedriges Gefchicke an den Ort, wo Diana fich badete. Kaum waren ihn die
Nymphen gewahr geworden , so erfchrocken fie fo , dafs fie von einer Manns-
Derfon solten nackend gefehen werden, dafs fie an ihre Bruft fchlugen, den ganzen
* Wald
ANMERKUNGEN.
t
Dsn Act^eon 1 Dieser war ein Sohn der Autonoe , einer Plutarchus {b) gedenket noch eines andern Aäaeon , der ein
Tochter des Cadmus Königs zu Theben, und des Arifteus, wel- Sohn des Melissus und ein Enkel des Abron gewesen und von dem
eher dadurch berühmt geworden , dieweil er den Menschen den Corinthier Archias geliebet worden. Da sich nun diefer unter-
Honigbau, das Oehlbaum-Pssanzen und das Käse-Machen geleh- ftand:, ihn aus seines Vaters Hause wegzurauben , fo wurde er
ret. Chiron hatte den A&seon auferzogen und unterwiefen. Ei- eine Urfache feines Todes durch die Gewalttätigkeit, welche er
nige Scribenten («1 fagen, Diana habe ihn deswegen mit fo einer gebrauchte , um ihn aus den Händen feiner Verwandten und
harten Strafe beleget, dieweil er Verachtung gegen sie blicken Nachbarn, fo ihm zu Huite gekommen waren, zu reißen. Me-
Jaffen und von dem ihr geopferten Fleische effen wollen. Ussus konte aber diefes Frevels halber kein Recht erlangen, indem
die
(*) DM. SM. üb. 4. Ewifid. in Bacch. (*) ln~<m*ttr.
 
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