Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Picart, Bernard
Neueröffneter Musen-Tempel: welcher das allermerkwürdigste, aus den Fabeln der Alten in 60 auserlesenen und schönen Kupfern von Bernard Picart und andern kunstreichen Männern vorstellet ; mit deutlichen Erklärungen und Anmerkungen — Amsterdam u. Leipzig, 1754

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.8922#0103

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
6z XXVI.
DER TOD
U N D DIE
VERGÖTTERUNG
DES
HERCULES.
.-Mater, quicquid in nobis tut
Mortale fuerat* ignis ingessus tulit;
Paterna coeh pars data eJU flammt's tua.
Senec. Herc. Oer. Ad. 5. Sc. 4.
Ls Hercules die Dejanira zur Frau genommen hatte und wieder!
in sein Land reisen wolte, kam er an den Flus Evenus, welcher
von den vielen Winter-Regen gewaltig angelausen war. Er vor
seine Person erschrack fehr wenig über die Schnelle des Stromes,
allein um seine liebe Gemahlin war ihm bange. NeiTus, 1 einer
von den Centauren, das ist folchen Leuten, die halb Mensch und halb Pserd
sollen gewefen seyn, welcher eben zur Hand war und die WTersurthen wohl
kannte , die man durch waden konte, both fich an, er wolte die Prinzessin
hinüber' tragen, indem Hercules felbft hinüber fchwimmen wurde. Dieser Held
liefe sich folches Anerbiethen gefallen und übergab ihm die Dejanira, welche ganz
verblafTete und erzitterte, indem fie fich eben fo fehr vor dem Centaurus, als vor
dem Walter fürchtete. Hercules warf feine Keule und feinen Bogen auf die an-
dere Seite des FlulTes hinüber und behielt nichts an fich, als feinen Kocher und die
Lowen-Haut, welche feine Schultern bedeckte, woraus er ins Waller hinein
sprang, ohne eben erft einen Ort zu suchen, da es am wenigften gefahrlich wäre,
indem er fichs mit Fleifs nicht leichte machen wolte, wenn er auch gekonnt hatte.
Als er nun hinüber war, horte er die Dejanira um Hülfe nach ihm rufen. Da
kehret er sich um und wird gewahr , dafs NeiTus ihm den koftbaren Schatz, fo
er ihm anvertrauet, entführen will. Hercules fucht ihn durch Droh-Worte anzuhal-
ten , allein der Pferde-Menfch läuft, was er kan. So gefchwinde aber, als er
auch auf den Beinen war, konte er doch dem gerechten Eyfer des Hercules nicht
entgehen : diefer Held fchofs ihn mit einem Pfeile durch und durch. NeiTus zog
solchen aus der wunde, woraus er dann fein Blut1 mit dem Gifte der Hydra ver-
mifchet flielTen fahe. Da ihm nun die Seele bald aussahren wolte, gedachte er
seinen Tod noch zu rächen. Er nahm dahero feinen mit Blut befucselten Rock
und gab ihm der Dejanira als ein ficheres Mittel, liebe gegen sich zu erwecken.
Lan.
ANMERKUNGEN.


1. Nessus.] Er war , wie die übrigen Centauren , ein Sohn a. Mit dem Giste.] Siehe die zweyte Anmerkung über
des Ixion und der Wolke, der Jupiter die Gestalt der Juno gege- den Streit des Hermes mit der Waßer-Schtangt pag. so.
ben hatte.
 
Annotationen