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https://doi.org/10.11588/diglit.8922#0184
124 XLV.
DER DIE STADT
THEBEN
DURCH DEN
KLANG SEINES SAYTEN SPIELS BAUENDE
A M P H I O N.
Di&us & Amphion 7heban<e conditor arcis
Saxa movere sono teßudinis, prece blandä
Ducere quo seilet.
Ho rat. Art. Poec. vs. 325. fcqq.
N t 1 o p e eine Tochter des Nycreus, Statthalters in Bseotien, war ih-
rer seltenen Schönheit halber in ganz Griechenland berühmt \ In
diese nun verliebte sich Jupiter und nachdem er sie unter der Geftak
eines Wald-Gottes oder Satyren zu seinem Willen versühret hatte,
furchte sich die Prinzeflin vor ihres Vaters Zorn und entflöhe nach
Sicyon. Als nun Nycreus bald darauf starb , lies sie Laomedon , der Konig der
Sicyonier, wieder nach Basotien bringen: Wiewohl sie unterwegens aus dem Ber-
ge Cytheron stille liegen muste, und daselbst den Amphion und Zethus zur Welt
brachte. Lycus aber , als welchem der sterbende Nycreus die Verwaltung des
Reiches uberlaiten, hatte die Antiope kaum in seine Gewalt bekommen, so lies er
fie in ein sinsteres Gefängniss werfen , worüber seine Gemahlin Dirce die Ausfichc
selbst übernahm und die beyden Zwillinge lies er wegsetzen. Sie hatten aber das
Gluck, dafs sie von einigen Schäsern gefunden und also beym Leben erhalten wur-
den. Die neun Mufen trugen aus Begehren des Jupiter Sorge vor ihre Auserzie-
hung , und weil Mercurius fahe, dass Amphion sich zur Music fchickte, so wol-
te er ihm gerne eine Übung darinne verschassen, und befchenkte ihn mit dem von
ihm felbft erfundenen Sayten-Spiele , ja that ihm auch die Ehre , und lehrete ihm
felbft darauf fpielen. Als nun diese jungen Herren heran wuchfen, und so viel
Muth als Geschiklichkeit bcy fich verfp urten, falTeten fie denEntfchlufs, die Belei-
digungen, welche Lycus und Dirce ihrer Mutter angethan hatten, zu rächen. Sie
rahmen einige Mannfchaft zu fich, die fie in Ba^otien angeworben hatten , und
erlofeten die Antiope; die Dirce x brachten fie ums Leben, indem fie selbige einem
wil-
JNMERKUNGEN.
1. Berühmt.] Man schrieb ihr ihrer ganz ungemeinen Schon- 2. Die Dirce.] Bacchus verwandelte sie hieraus in einen
heit halber einen Gottlichen Urfprung zu , indem man fie vor Brunn (b), zur Belohnung, daß fie, als eine zu seinem Dienfte
eine Tochter des Flufles Afopus ausgab (a) , welcher die Platei- geweihete Frau oder Bacchante , ihn fleisfig verehret,
fche und Thebanische Landfchaft durchftriohe.
{») Ptusan. 1. 1. (*) H}&">- Fab. 7.
DER DIE STADT
THEBEN
DURCH DEN
KLANG SEINES SAYTEN SPIELS BAUENDE
A M P H I O N.
Di&us & Amphion 7heban<e conditor arcis
Saxa movere sono teßudinis, prece blandä
Ducere quo seilet.
Ho rat. Art. Poec. vs. 325. fcqq.
N t 1 o p e eine Tochter des Nycreus, Statthalters in Bseotien, war ih-
rer seltenen Schönheit halber in ganz Griechenland berühmt \ In
diese nun verliebte sich Jupiter und nachdem er sie unter der Geftak
eines Wald-Gottes oder Satyren zu seinem Willen versühret hatte,
furchte sich die Prinzeflin vor ihres Vaters Zorn und entflöhe nach
Sicyon. Als nun Nycreus bald darauf starb , lies sie Laomedon , der Konig der
Sicyonier, wieder nach Basotien bringen: Wiewohl sie unterwegens aus dem Ber-
ge Cytheron stille liegen muste, und daselbst den Amphion und Zethus zur Welt
brachte. Lycus aber , als welchem der sterbende Nycreus die Verwaltung des
Reiches uberlaiten, hatte die Antiope kaum in seine Gewalt bekommen, so lies er
fie in ein sinsteres Gefängniss werfen , worüber seine Gemahlin Dirce die Ausfichc
selbst übernahm und die beyden Zwillinge lies er wegsetzen. Sie hatten aber das
Gluck, dafs sie von einigen Schäsern gefunden und also beym Leben erhalten wur-
den. Die neun Mufen trugen aus Begehren des Jupiter Sorge vor ihre Auserzie-
hung , und weil Mercurius fahe, dass Amphion sich zur Music fchickte, so wol-
te er ihm gerne eine Übung darinne verschassen, und befchenkte ihn mit dem von
ihm felbft erfundenen Sayten-Spiele , ja that ihm auch die Ehre , und lehrete ihm
felbft darauf fpielen. Als nun diese jungen Herren heran wuchfen, und so viel
Muth als Geschiklichkeit bcy fich verfp urten, falTeten fie denEntfchlufs, die Belei-
digungen, welche Lycus und Dirce ihrer Mutter angethan hatten, zu rächen. Sie
rahmen einige Mannfchaft zu fich, die fie in Ba^otien angeworben hatten , und
erlofeten die Antiope; die Dirce x brachten fie ums Leben, indem fie selbige einem
wil-
JNMERKUNGEN.
1. Berühmt.] Man schrieb ihr ihrer ganz ungemeinen Schon- 2. Die Dirce.] Bacchus verwandelte sie hieraus in einen
heit halber einen Gottlichen Urfprung zu , indem man fie vor Brunn (b), zur Belohnung, daß fie, als eine zu seinem Dienfte
eine Tochter des Flufles Afopus ausgab (a) , welcher die Platei- geweihete Frau oder Bacchante , ihn fleisfig verehret,
fche und Thebanische Landfchaft durchftriohe.
{») Ptusan. 1. 1. (*) H}&">- Fab. 7.