Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Picart, Bernard
Neueröffneter Musen-Tempel: welcher das allermerkwürdigste, aus den Fabeln der Alten in 60 auserlesenen und schönen Kupfern von Bernard Picart und andern kunstreichen Männern vorstellet ; mit deutlichen Erklärungen und Anmerkungen — Amsterdam u. Leipzig, 1754

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.8922#0236

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
IÖ2

LIX

DIE

T OE C H T E R

DES

D A N A U S
Molirique fuis lethum patruelihus aufc^
Aßdue repetunt quas perdunt, Belides ? undas.
Ovid. Met. 4. vs. 461.


Exus Konig in Egypten hatte zwey Sohne , den Egyptus und den
Danaüs. Der erftere, welcher auch der alteste war , regierte nach
feinem Vater in Egypten und hatte fünfzig Kinder, alle mannlichen
Gefchiechts. Danaus hingegen hatte fünfzig Tochter 1, und weil
ihm das Orakel angezeiget hatte, dafs ihm einer von feinen Schwie-
ger Söhnen das Leben nehmen würde, er auch befurchte, dass er fich dereinft ge-
nothiget fehen mochte, feine Tochter an feines Bruders Sohne zu geben , fo fezte
er fich zu Schisfe und gieng nach Argos. Sthenelus * aber, Konig der Argier
war kurz vorher geftorben und hatte einen Sohn geMen , Nahmens Gelanor,
welchem Danaüs die Crone ftrcitig machte, dieweil er eben fo wohl als jener von
dem erften Erbauer von Argos, dem Inachus herftammete3. Sie brachten beyde
ihre Sache * vor das Volk: dieweil aber ihre Beweis-Grunde meist von einerley
Wichtigkeit waren, fo wurde die Entschcidung auf den andern Tag verfchoben.
Bey Anbrechung dieses Tages gefchahe es, dafs ein Wols eine Heerde Kühe, die
gleich vor der Stadt auf der Weide giengen , anfiel, ja fich felbft mit dem Odi-
len , der dabey war , herum bisse. Die Argier nahmen diefen Zufall vor ein An-
zeichen an. Unter dem Stier verftunden fie den Gelanor , und den Danaüs un-
ter dem Wolfe , dieweil ein Wolf ein fehr wildes Thier ift und Danaüs bifs aus
diese Zeit ihnen auch ganz wild, fremde und unbekant gewefen war. Und weil
nun der Wols den Stier bezwungen hatte, fo fprachen fie auch aus dieser Urfache
und
ANMERKUNGEN.

t. Fünszig Tochter.] Sie werden bey den Alten Danai-
des nach ihrem Vater > oder Belides nach ihrem Gros-Vater Belus
genennet. Man kan ihre und ihrer Vertrauten Nahmen beym
Hyginus (a) finden.
2. Sthen elus.] Paufanias (b) nennet ihn Sthenelas.
3. Herstammete.] Als lo, die Tochter deslnachus inEgyp-
t:n gangen war, verliebte fich Jupiter in fie und zeugte den Epa-
phus mit ihr, deffen Tochter dieLybia war. Aus dem Beyfchla-
fe, den diese Prinzeffin mit demNeptunus gepflogen, wurde Be-
lus, Vater des Danaüs und Agenor, deffen Nachkommen der-
mahlen zu Argos regierten , gebohren. Bey Erklärung der Fa-
bel von der lo , (c) haben wir der Meynung aller Fabel-Lehrer
gefolget, welche die lo vor eine Tochter des Inachus ausgeben.

Allhier aber , da es daraus ankörnt, ob Danaüs ein Sohn von
diesem Hause gewesen, mussen wir nicht unangemerket iaffen,
dafs Pausanias den Jafus vor der lo ihren Vater aussiebt, „ Ar-
„ gus, fagt er, ein Enkel des Phoronaeus (und Urenkel des Ina-
„ chus) hatte zwey Sohne , den Pirafus und Phorbas. Diefer
„ zeugete den Triopas , einen Vater des Jasus und Agenor. Ja-
„ fus hatte eine Tochter, lo genannt, welche fich nach Egypten
„ begab — Des Agenor fein .Sohn vvar Crotopus , der ein
„ Nachfolger feines Vetters des Jafus wurde, und den Sthenelas
„ zeugete." Der P. Petau (d) hat die Meynung des Pausanias
angenommen , dieweil felbige mit der Zeit, darinne Danaus ge-
lebet, am bellen ubereintrifr
4. Ihre Sache.] V. Paufanias, Lib. II.

s» Fab. 170. (*) üb. 3.. (0 Pag. iS. (<<) Xatioitr. Tempar. Patt. I. 1. i. c. 8.
 
Annotationen