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Picart, Bernard
Neueröffneter Musen-Tempel: welcher das allermerkwürdigste, aus den Fabeln der Alten in 60 auserlesenen und schönen Kupfern von Bernard Picart und andern kunstreichen Männern vorstellet ; mit deutlichen Erklärungen und Anmerkungen — Amsterdam u. Leipzig, 1754

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https://doi.org/10.11588/diglit.8922#0235

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S I S Y P H U S, i6r
habe, diewcil ihm das Orakel gesaget hatte , er wurde durch die listige Nachstel-
lung dieses Flirrten ganz gewiss zu Grunde gehen: alleine das einzige Mittel sleh zu
rächen, sey, wenn er mit denen Tochter Kinder zeugen 4 könne. So unerhörte
Schand-Thaten nun verdoppelten den Hass, den er lieh bereits durch die Unter-
drückung seiner armen Untenhanen und durch die in ganz Attica verübten Plün-
derungen zugezogen hatte. Die Haupt-Ursache der Pein , so er in der Holle aus-
zustehen hat, war aber doch die Unbescheidenheit, die er begieng , da er dem
Flusse Asopuss den Ort anzeigte , dahin Jupiter denen von ihm entsührte Toch-
ter verstecket hatte.
Die alten Geschicht-Schreiber sind über dem Tod dieses Furften nicht einig.
Aus der angeführten Weissagung solte man schlussen , dass ihn Salmoneus umge-
bracht. Andere sagen, Theseus habe ihm vom Brode geholsen , um (ich an ihm
wegen der in Attica gethanen Einfalle zu rächen. Ja man hat auch sonft noch die
lächerlichsten Fabeln von der Welt seinetwegen ausgefprenget: unter andern dass
Jupiter , ihn zu ^sstrafen , den Tod zu ihm gesandt, welchen Sisyphus aber an
Ketten geleget, worauf Hercules gekommen sey , den Sifyphus umgebracht und
den Tod damit in Freyheit gestellet habe.
Man schreibet auch dem Sisyphus die Stistung der Isthmischen Spiele zu. Es
solle nemlich , nach der Erzehlung des Pausanias 6, dieser Furft den Leichnam
des ßlelicertus am Ufer des Meeres , an welches ein Delphin selbigen getragen
habe , gefunden, ihn aus dem Griechischen Isthmus begraben lalTen und ihm zu
Ehren diefe in Griechenland so berühmten Spiele angcftellet haben.

ANMERKUNGEN.
4. Kinder zeugen.] Er hatte zwey Sohne mit ihr. Man ersahren , wo seine Tochter Mg\m, die Jupiter geraubet hatte,
lägt aber, Tyro habe sie umgebracht, um dem Erfolg des Got- hingekommen fey. Sifyphus , fuget er hinzu , welcher davon
ter-Aufpruches vorzukommen und ihrem Vater das Leben zu Wiffenfchaft hatte , versprach dem Asopus, er wolle ihm alles
retten. lägen , iedoch mit der Bedingung , dafs er dem Schlöffe Waffer
5. Dem Flusse Asopus.] Pausanias (a) erzehlet, es sey hin- schaffen folle : Afopus thats und Sisyphus entdeckte ihm alles j
ter dem Tempel der Venus, der zu Corinth in dem feften Schlof- was er wufte. Alleine^ dafür mufs er nun auch, wenn mans
fe war , ein Brunn gewefen , davon die Corinthier vorgegeben, glauben darf, in der Holle noch leiden.
dass Afopus felbigen dem Sisyphus gefchenket, um von ihm zu 6. Pausanias] Lib. IL
(«) Ub. *.


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IIX. DIE
 
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