Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Piesker, Hans; Hannoversches Provinzialmuseum für Kunst und Wissenschaft / Urgeschichtliche Abteilung
Vorneolithische Kulturen der südlichen Lüneburger Heide — Veröffentlichungen der Urgeschichtlichen Sammlungen des Provinzial-Museums zu Hannover, Band 3: Hildesheim, Leipzig: August Lax Verlagsbuchhandlung, 1932

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.70111#0045
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Lutter Station III und Hermannsburg Station I auftreten. Typologisch sind
die Artefakte von Lutter Station I und III (die jüngeren Beimischungen haben
natürlich auszuscheiden) als gleichaltrig anzusehen.
Wie verhält sich nun die typologische Deutung zu dem geologischen
Befund? Mit anderen Worten: Kommt den artefaktführenden Sanden von
Lutter Station I und III ein etwa gleiches diluviales Alter zu wie den Fein-
sanden von Hermannsburg Station I?
Wenn dieser Nachweis für eine der beiden in Frage stehenden Ablagerun-
gen von Lutter I und III zu führen ist, muß für die andere Ablagerung, da
die Artefakte in beiden Fundorten die gleichen Formen haben, das gleiche
geologische Alter in Anspruch genommen werden.
Auf Grund der Körnungsanalysen allein sind diese Fragen befriedigend
nicht zu beantworten. Eine Untersuchung über die Verbreitung der Braunsand-
vorkommen im mittleren Oerzetal ergab folgende Lagebeziehungen zwischen
den Flott- und Feinsanden:
1. Das Hermannsburg-Berger-Flottsandgebiet streicht von Ost-Südost
nach West-Nordwest. Die gleiche Streichrichtung besitzt das weiter nördlich
gelegene Flottsandvorkommen von Ebstorf. Die Flottsande sind also von öst-
lichen Winden aufgeweht worden.
2. Die Verlängerung der Nord- und Südgrenze der Fiermannsburger
Flottsande über die Oerze hinweg nach Osten ist zugleich die Nord- und
Südgrenze der Feinsandvorkommen im Oerzetal. Außer-
halb dieser Grenzlinien sind Feinsande dieser Art bisher nicht beobachtet.
3. Die Feinsande sind bei w e i t e m mehr auf der West- als auf der Ost-
seite der Oerze verbreitet.
4. Die Braunsande von Lutter Station III liegen etwa in der Verlänge-
rung der Nordgrenze des Flottsandgebietes nach Osten.
Diese Beobachtungen lassen den Schluß zu, daß die braunroten Sande
von Lutter Station III mit den übrigen, meist westlich der Oerze verbreiteten
Feinsanden zusammengehören, von östlichen Winden auf geweht und mit dem
eigentlichen Flottsand (Flottlehm) als gleichaltrig anzusehen sind. Die Ab-
weichungen in der Körnung bei Lutter III sind auf die exponierte Randlage
dieses Vorkommens und Vermischung mit Dünensanden gleichen Alters zurück-
zuführen. Demgegenüber erscheint es wenig glaubhaft, daß die beobachteten
Lagebeziehungen auf Zufall beruhen sollten.
Da Lutter Station I gleiche Artefaktformen geliefert hat wie Lutter Sta-
tion III, kommt diesen Artefakten das gleiche Gewicht als „Leitfossilien“ zu,
wie das bei paläontologischen Befunden schon längst Geltung hat.
ß) Die Geräte von Lutter Station 111.
Die Grabungen, die sich bis 2 m unter die Oberfläche erstreckten, er-
brachten den Nachweis, daß auch hier eine unebene, alte, durch die liegenden

Piesker.

5

33
 
Annotationen