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DIE KLOSTERNEUBURGER FIGUREN
86. Figur a. d. Wehinger Kapelle der
Stiftskirche Klosterneuburg.
Aus: Kunst und Kunsthandwerk.
87. Figur a. d. Wehinger Kapelle der
Stiftskirche Klosterneuburg.
Aus: Kunst und Kunsthandwerk.
Schritt nicht nur, auch die Windungskraft, die flächenbesreit die G( "t alten durch einen Bewegungsraum hindurch-
schraubt. Im Stil der achtziger Jahre werden erst die vollen Kor ?equenzen gezogen werden. Die Zeit um 1400
wogt wie wenige. Dinge werden hochgespült, die wie verfeinerte Rückgriffe auf das 13. Jahrhundert aussehen,
andere ganz neue, die wieder untertauchen, um nach Generationen erst vollgültig zu sein. Intensive Neubelebung
des graphischen 14. Jahrhunderts übersetzt sich in das Räumliche. Sehr kühne Einzelne werden uns entgegen
treten, die völlig Abseitiges und Unerwartetes hochhalten, um folgenlos wieder schnell zu verschwinden. Prag
gibt davon erst einen Vorklang. Die ostdeutsche Plastik hat viele Züge gesteigert oder gemildert weitergetragen.
Im Augenblick soll nur der Figuren in Klosterneuburg gedacht werden, die in der Freysinger oder Wehinger-
Kapelle der Stiftskirche bei Wien gemeißelt worden sind. Zehn unterlebensgroße Figuren ursprünglich, von denen
zwei erhaltene jetzt im Kreuzgang stehen. Noch 1397 wurde an der Kapelle gearbeitet. Gegen 1400 etwa sind
unsere Figuren entstanden. Die eine hat im Kopfe eine unverkennbare Ähnlichkeit mit Anna von Schweidnitz
am Prager Triforium. Der Künstler muß tatsächlich eine genaue Abschrift des Profils genommen haben. Gleich-
zeitig aber kommt in noch reicherer Weise die Verräumlichung zum Ausdruck. Die Figuren schwingen nach allen
Dimensionen, und es taucht die gleiche raumschaffende und sehr freie Umschlagfalte auf, die bei Karl IV. am
Brückenturme zu beobachten war. Diese erscheint fast nur da, wo .sehr weitgehende auswärtige Beziehungen
DIE KLOSTERNEUBURGER FIGUREN
86. Figur a. d. Wehinger Kapelle der
Stiftskirche Klosterneuburg.
Aus: Kunst und Kunsthandwerk.
87. Figur a. d. Wehinger Kapelle der
Stiftskirche Klosterneuburg.
Aus: Kunst und Kunsthandwerk.
Schritt nicht nur, auch die Windungskraft, die flächenbesreit die G( "t alten durch einen Bewegungsraum hindurch-
schraubt. Im Stil der achtziger Jahre werden erst die vollen Kor ?equenzen gezogen werden. Die Zeit um 1400
wogt wie wenige. Dinge werden hochgespült, die wie verfeinerte Rückgriffe auf das 13. Jahrhundert aussehen,
andere ganz neue, die wieder untertauchen, um nach Generationen erst vollgültig zu sein. Intensive Neubelebung
des graphischen 14. Jahrhunderts übersetzt sich in das Räumliche. Sehr kühne Einzelne werden uns entgegen
treten, die völlig Abseitiges und Unerwartetes hochhalten, um folgenlos wieder schnell zu verschwinden. Prag
gibt davon erst einen Vorklang. Die ostdeutsche Plastik hat viele Züge gesteigert oder gemildert weitergetragen.
Im Augenblick soll nur der Figuren in Klosterneuburg gedacht werden, die in der Freysinger oder Wehinger-
Kapelle der Stiftskirche bei Wien gemeißelt worden sind. Zehn unterlebensgroße Figuren ursprünglich, von denen
zwei erhaltene jetzt im Kreuzgang stehen. Noch 1397 wurde an der Kapelle gearbeitet. Gegen 1400 etwa sind
unsere Figuren entstanden. Die eine hat im Kopfe eine unverkennbare Ähnlichkeit mit Anna von Schweidnitz
am Prager Triforium. Der Künstler muß tatsächlich eine genaue Abschrift des Profils genommen haben. Gleich-
zeitig aber kommt in noch reicherer Weise die Verräumlichung zum Ausdruck. Die Figuren schwingen nach allen
Dimensionen, und es taucht die gleiche raumschaffende und sehr freie Umschlagfalte auf, die bei Karl IV. am
Brückenturme zu beobachten war. Diese erscheint fast nur da, wo .sehr weitgehende auswärtige Beziehungen