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Schlosse Bentheim vorhanden. Doch ist die wundervolle Durchführung der rechtsseitigen,
von reicher Vegetation bedeckten Felspartien, der buschigen Erdwellen, des riesigen
Baumes nur dem Meisterpinsel Ruisdaels zuzuschreiben. In diesem Punkte sind hervor-
ragende Autoritäten mit dem Unterzeichneten in Uebereinstimmung.
Nach dem grossen holländischen Landschaftsbilde möchte ich das miniaturartige
Sittenbildchen von Frans Mieris vornehmen. Es gehört in die Reihe jener Frauen-
bildnisse, die in der Ehezeit des Künstlers entstanden sind und zu denen er wieder-
holt seine junge hübsche Frau als Modell verwendet haben soll. Mieris heiratete im
Jahre 1657 mit 22 Jahren die Catarina Cornelisdochter van Cocq. Auf dem in Dresden
befindlichen, etwa 1662 entstandenen Bilde hat er sich selbst im Atelier, im Begriffe
seine Frau zu malen, dargestellt. Auch die beiden Brustbilder in der Schweriner
Galerie (angeblich aus dem Jahre 1667) galten als Bildnisse des Künstlers und seiner
Frau; mit der letzteren hat die auf unserem Bildchen dargestellte, zierlich «beschwipste»
Dame grosse Aehnlichkeit; desgleichen mit der schmausenden und trinkenden Dame
auf dem Dresdener Bild «Die Liebeserklärung». Unser Bild könnte gleichsam als eine
Fortführung des dort verwerteten Motivs bezeichnet werden und dürfte auch um 1670
entstanden sein.
Von dem interessanten, reich staffierten F. Francken «Predication de St. Jean»,
von dem kräftigen, breiten Tierstilleben des Jan F yt, dem kleinen, aber vorzüglichen,
voll signierten Jan Miense Molenaer («lebuveur*), ferner von dem selten klaren Bilde
Egbert van Hemskerks, einer köstlichen Wirtshausszene, dem selten guten Höre-
rn ans d. Ae. sowie dem vorzüglichen kleinen Stilleben J. Vonks und mehreren
guten holländischen Kabinetsstücken sei hier nur kurz Erwähnung getan. Sie empfehlen
sich von selbst. Auch bei der «Landschaft mit Reitern» von Aelbert Cuyp wird sich
kein Zweifel erheben. Cuyp hat dieses sein Lieblingsmotiv mehrfach variiert; so befand
sich in der vor mehreren Jahren in München versteigerten berühmten Sammlung
Dr. Schubart ein verwandtes Bild. Doch finde ich keines derselben so originell und
stimmungsvoll wie dieses weite Fluss- und Hügelpanorama mit den festlich geschmückten
Reitern. Schwieriger liegt der Fall bei dem grösseren Bilde von Teniers d. J. «Beim
Arzte>. Auch hier mag ein Gemälde aus der Dresdener Galerie zum Vergleiche heran-
gezogen werden. Das Bild «Rauchende Bauern in der Schenke» (Kat. Nr. 1066), ein
sicheres signiertes Jugendwerk des Künstlers, zeigt in der Malweise, in der Anordnung
des dargestellten Raumes und in vielen Details so grosse Aehnlichkeiten mit dem in
unserem Auktionsmaterial befindlichen, gleichfalls voll signierten Bilde, dass man be-
rechtigt ist, auch dieses als eigenhändiges Werk aus der Frühzeit des Meisters an-
zusehen.
Das Atelier und die Schule Rubens sind in der Sammlung durch eine ausge-
zeichnete Grisaille-Studie, «Kampf zwischen Rittern und Mauren» und durch ein grosses
Bacchanal vertreten. Von Porträts seien das «männliche Bildnis» (Nr. 44), das von
mehreren Kennern übereinstimmend als Werk van der Heists bestätigt wurde, ein
gutes weibliches Porträt von Cornelis de Vos, und eines in der Art des Terborch
besonders hervorgehoben.
Sehr gut ist die spanische Schule vertreten. Das Gemälde mit dem heiligen
Hieronymus kommt unbedingt dem Ribera sehr nahe, wenn es auch nicht als eigen-
händiges Werk zu erweisen ist. Ebenso spricht vieles dafür, dass die virtuose Oelskizze
einer «Anbetung der Hirten» (im Katalog unter «Spanische Schule» vermerkt) von
Murillo stammt. Zwar ist die Signatur in der rechten unteren Ecke von fremder
Hand hinzugefügt, doch zeigt die Komposition viele Uebereinstimmungen mit dem im
Schlosse Bentheim vorhanden. Doch ist die wundervolle Durchführung der rechtsseitigen,
von reicher Vegetation bedeckten Felspartien, der buschigen Erdwellen, des riesigen
Baumes nur dem Meisterpinsel Ruisdaels zuzuschreiben. In diesem Punkte sind hervor-
ragende Autoritäten mit dem Unterzeichneten in Uebereinstimmung.
Nach dem grossen holländischen Landschaftsbilde möchte ich das miniaturartige
Sittenbildchen von Frans Mieris vornehmen. Es gehört in die Reihe jener Frauen-
bildnisse, die in der Ehezeit des Künstlers entstanden sind und zu denen er wieder-
holt seine junge hübsche Frau als Modell verwendet haben soll. Mieris heiratete im
Jahre 1657 mit 22 Jahren die Catarina Cornelisdochter van Cocq. Auf dem in Dresden
befindlichen, etwa 1662 entstandenen Bilde hat er sich selbst im Atelier, im Begriffe
seine Frau zu malen, dargestellt. Auch die beiden Brustbilder in der Schweriner
Galerie (angeblich aus dem Jahre 1667) galten als Bildnisse des Künstlers und seiner
Frau; mit der letzteren hat die auf unserem Bildchen dargestellte, zierlich «beschwipste»
Dame grosse Aehnlichkeit; desgleichen mit der schmausenden und trinkenden Dame
auf dem Dresdener Bild «Die Liebeserklärung». Unser Bild könnte gleichsam als eine
Fortführung des dort verwerteten Motivs bezeichnet werden und dürfte auch um 1670
entstanden sein.
Von dem interessanten, reich staffierten F. Francken «Predication de St. Jean»,
von dem kräftigen, breiten Tierstilleben des Jan F yt, dem kleinen, aber vorzüglichen,
voll signierten Jan Miense Molenaer («lebuveur*), ferner von dem selten klaren Bilde
Egbert van Hemskerks, einer köstlichen Wirtshausszene, dem selten guten Höre-
rn ans d. Ae. sowie dem vorzüglichen kleinen Stilleben J. Vonks und mehreren
guten holländischen Kabinetsstücken sei hier nur kurz Erwähnung getan. Sie empfehlen
sich von selbst. Auch bei der «Landschaft mit Reitern» von Aelbert Cuyp wird sich
kein Zweifel erheben. Cuyp hat dieses sein Lieblingsmotiv mehrfach variiert; so befand
sich in der vor mehreren Jahren in München versteigerten berühmten Sammlung
Dr. Schubart ein verwandtes Bild. Doch finde ich keines derselben so originell und
stimmungsvoll wie dieses weite Fluss- und Hügelpanorama mit den festlich geschmückten
Reitern. Schwieriger liegt der Fall bei dem grösseren Bilde von Teniers d. J. «Beim
Arzte>. Auch hier mag ein Gemälde aus der Dresdener Galerie zum Vergleiche heran-
gezogen werden. Das Bild «Rauchende Bauern in der Schenke» (Kat. Nr. 1066), ein
sicheres signiertes Jugendwerk des Künstlers, zeigt in der Malweise, in der Anordnung
des dargestellten Raumes und in vielen Details so grosse Aehnlichkeiten mit dem in
unserem Auktionsmaterial befindlichen, gleichfalls voll signierten Bilde, dass man be-
rechtigt ist, auch dieses als eigenhändiges Werk aus der Frühzeit des Meisters an-
zusehen.
Das Atelier und die Schule Rubens sind in der Sammlung durch eine ausge-
zeichnete Grisaille-Studie, «Kampf zwischen Rittern und Mauren» und durch ein grosses
Bacchanal vertreten. Von Porträts seien das «männliche Bildnis» (Nr. 44), das von
mehreren Kennern übereinstimmend als Werk van der Heists bestätigt wurde, ein
gutes weibliches Porträt von Cornelis de Vos, und eines in der Art des Terborch
besonders hervorgehoben.
Sehr gut ist die spanische Schule vertreten. Das Gemälde mit dem heiligen
Hieronymus kommt unbedingt dem Ribera sehr nahe, wenn es auch nicht als eigen-
händiges Werk zu erweisen ist. Ebenso spricht vieles dafür, dass die virtuose Oelskizze
einer «Anbetung der Hirten» (im Katalog unter «Spanische Schule» vermerkt) von
Murillo stammt. Zwar ist die Signatur in der rechten unteren Ecke von fremder
Hand hinzugefügt, doch zeigt die Komposition viele Uebereinstimmungen mit dem im