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Kunstsalon Pisko
Versteigerung des künstlerischen Nachlasses des Historienmalers Karl Geiger † Wien und einer hervorragenden Sammlung Alt-Wiener Meister und wertvoller Gemälde moderner Künstler : Versteigerung im Salon Pisko, Mittwoch, den 24. April 1907 und folgende Tage (Katalog Nr. 18) — Wien, 1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.32021#0007
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haben und daher zu Erwerbungen für Vienensia-Sammler ganz besonders geeignet
erscheinen. Außerdem eine große Anzahl von Skizzen zu religiösen Kompositionen,
Altarbildern, Kreuzwegstationen, Kirchenfenstern und dekorative Malereien aller Art,
sowie Zeichnungen zu Wiener Sagen, der Stock im Eisen, zur Sage vom Stefansdom etc.
Kompositionen zur Tetralogie von Richard Wagner usw. Eine reiche bildnerische
Tätigkeit breitet sich vor uns aus, welche eine große Anzahl wichtiger Ereignisse, die
sich während eines langen Lebens in der Vaterstadt abspielten, künstlerisch begleitet
oder verherrlicht und so einen bedeutsamen Rückblick gewährt in die eigentliche
Wiener Lokalgeschichten des abgelaufenen Jahrhunderts. Karl Geiger hat ein hohes
Alter erreicht, er starb im 83. Lebensjahr am 19. Oktober 1905, tief betrauert von
seiner Familie, sowie von den wenigen Freunden und Kunstgenossen, welche seinem
Sarge gefolgt sind. Karl Geiger war eine wohlgefestigte, echt männliche Erscheinung,
er verlor auch nicht den Mut zu schaffen, als in seinem hohen Alter längst eine neue
Zeit neue Kunstforderungen aufgestellt hatte, und wenn manchmal Frau Sorge an
seine Türe klopfte, suchte er sie und ihre Drohungen durch unermüdliche Tätigkeit
zu verscheuchen. Viele seiner Werke befinden sich in dem Besitze Seiner Majestät und
Allerhöchst dessen erlauchter Familie, sowie in den Händen der österreichischen Aristo-
kratie. Der so kunstsinnige und wahrhaft munifizente Fürst Johann von und zu
Liechtenstein hat Geiger bis an das Ende seiner Tage huldreichst gefördert und ihn
durch mannigfache Aufträge geehrt. Leider ist es dem immer Strebenden trotz Fleiß
und Ausdauer nicht gelungen, erfolgreich gegen die Ungunst der Verhältnisse anzu-
kämpfen und seiner Witwe ein sorgenfreies Alter zu sichern. Wir wollen hoffen, daß
der Ertrag der jetzigen Auktion diese letzte Schuld des Künstlers tilgen hilft und so
das ganze Lebenswerk des tapfern Mannes in edelster Weise vollendet.

AUGUST SCHAEFFER.

Wien, im April 1907.

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