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Pizzighelli, Giuseppe; Hanneke, Paul [Hrsg.]
Anleitung zur Photographie — Halle-Saale: Druck und Verlag von Wilhelm Knapp, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.70406#0399
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VII. Die praktische Durchführung der photographischen Aufnahmen.

379

Stellung am Himmel einnimmt. Hierdurch ist man in der Lage,
selbst bei trübem Wetter die Stunde der passenden Beleuchtung
beiläufig zu bestimmen.
5. Die Beleuchtung.
Landschaften und Architekturen erfordern im allgemeinen
eine Sonnenbeleuchtung. Diese wird sogar oft notwendig sein,
weil durch sie die Bilder jene kräftigen Licht- und Schatten-
wirkungen erhalten, welche ihnen ein plastisches Aussehen zu
verleihen vermögen. Am vorteilhaftesten wirkt hierbei die Sonne,
wenn sie seit- und rückwärts des Apparates steht; eine Stellung
derselben gerade im Rücken des Aufnehmenden wird jedoch zu
vermeiden sein, da sonst wenig oder gar keine Schatten vor-
handen wären und die Landschaft (besonders eine Architektur)
im Bilde ebenso flach erscheinen würde, als ob man sie bei
trübem Wetter aufgenommen hätte.
Je nach der Tageszeit wird die Sonne entweder von der
einen oder anderen Seite erscheinen; man beobachte, von welcher
Seite und bei welchem Stand die Sonne den besten Effekt gibt.
Oft ist, z. B. bei niedrigem Sonnenstand, die Landschaft im
Hintergrund hell erleuchtet, während der Vordergrund im
Schatten liegt; eine gute Aufnahme wäre unter diesen Um-
ständen nicht recht auszuführen, denn man würde nur einen
überexponierten Hintergrund bei unterexponiertem Vordergrund
erhalten. In einem solchen Fall warte man einen höheren Sonnen-
stand ab. Je höher die Sonne steht, desto kräftiger wird die
Beleuchtung sein, aber auch die Kontraste werden desto greller
sein; eine Sonnenhöhe zwischen 30 bis 50 0 wird im allgemeinen
die besten Resultate geben.
Wenn auch die Sonnenbeleuchtung, besonders bei Monu-
menten, welche durch die Zeit geschwärzt wurden, von großem
Vorteil ist, wirkt sie bei hellen Gebäuden insofern nicht günstig,
als die erzielten Bilder oft zu hart werden. Für derlei Auf-
nahmen wirkt eine Beleuchtung besser, bei welcher das Sonnen-
licht während der Aufnahme durch vorüberziehende Wolken auf
einige Zeit abgehalten wird. Die Exposition bei zerstreutem
Licht verleiht den Schatten Klarheit, jene bei Sonnenlicht hebt
die hellsten Partien plastisch hervor. Sollte das Vorüberziehen
der Wolken zu lange dauern, so kann man unter Umständen die
Belichtung unterbrechen, um sie bei durchbrechender Sonne zu
beenden; natürlich muß dann beim Schließen und Wiederöffnen
des Objektivs der Apparat vor Erschütterungen bewahrt werden.
Wünscht man einzelne Partien eines Monumentes, ihrer
Details halber, aufzunehmen, so wird man einem kräftigen, zer-
 
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